KOMÖDIE/ROMANZE: USA, 2009
Regie: Marc Webb
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Geoffrey Arend
Er, Tom, hat Architektur studiert und vergeudet sein Talent in einer Agentur für Postkarten-Sprüche. Sie, Summer, ist neu in der Firma. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. Liebe, Beziehung, Verantwortung, das ist nicht ihr Ding. Sie will ungebunden sein und Spaß haben. Trotzdem kommen sie zusammen - und doch wieder nicht. 500 Tage später ist Tom am Boden zerstört und denkt drüber nach, was schief gelaufen ist in seiner (Nicht-)Beziehung mit Summer.
KRITIK:Die Vorabkritiken sind ja voll des Lobes: "The coolest romantic comedy of the year" schrieb eine US-Zeitung. Und auch die üblichen deutschen Netz-Verdächtigen waren verdächtig gut gelaunt: Von einem "ganz besonders charmanten Debutfilm" schrieb das gestrenge Filmportal dasmanifest.com, und filmstarts.de urteilte: "(500) Days of Summer" begeistert mit toller Musik, einer innovativen Erzählform inklusive einem Hauch Suspense, neuen Perspektiven auf Los Angeles und zwei hervorragenden Hauptdarstellern. Sollte man sich nicht entgehen lassen."
Mach ich auch nicht. Und siehe da: Die deutschen Kollegen haben nicht zuviel versprochen. Fast.
Ja, (500) DAYS OF SUMMER ist eine charmante, verhalten weirde, stets nette, vergnügliche Indie-Romantic Comedy, die, angetrieben von Musik aus dem FM4-Universum (The Smiths, Pixies, Feist, Wolfmother) zielsicher zwischen Euphorie und Depression hin und her pendelt. Wobei die Euphorie stets etwas schaumgebremst wirkt und die Depression, wenn überhaupt, eine Depression light ist. Wollen wir es lieber Melancholie nennen?
Damit wäre auch schon fast alles gesagt. Zyniker - nein, Skeptiker - denn Zyniker schauen sich Lovestories eher selten an, sonst wären sie ja keine Zyniker - Skeptiker also werden vielleicht anmerken, dass das Ganze schon ein bissl kalkuliert wirkt und die formalen Konventionen des amerikanischen Indie-Kinos zu keiner Sekunde sprengt.
Weniger geschwollen ausgedrückt: Der Film ist ein bisschen zu brav; niemand raucht oder nimmt böse Worte in den Mund (von einem recht spaßigen Penis-Witz abgesehen), nackte Haut ist tabu, Sex wird auf Pannen & Peinlichkeiten reduziert. Independent is the new Mainstream?
Was uns aber nicht weiter stören soll. In seinen besten Momenten wirkt der Film wie ein richtig guter Popsong, bittersüß, mitreißend, euphorisierend und melancholisch zugleich. Dazu muss man wissen, dass die männliche Hauptfigur leidenschaftlicher The Smiths-Hörer ist. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sein Love Interest überhaupt erst auf ihn aufmerksam wird. Summer liebt nämlich ebenfalls The Smiths. So ein Zufall. Aber ob diese Gemeinsamkeit wirklich für eine Beziehung reicht? Zumal Summer gar keine Beziehung will?
Regie-Debutant Marc Webb, der sein Geld bislang mit Videoclips verdiente, inszeniert sehr stilvoll, und wie man so schön sagt: auf der Höhe der Zeit. Die Fotographie ist außergewöhnlich ästhetisch ausgefallen, die visuellen Gimmicks werden sparsam, aber sinnvoll eingesetzt. Applaus bitte für die Erwartung/Wirklichkeit-Split-Screen-Sequenz. Und der Soundtrack ist genau so gut, wie man es von Filmen dieser Art erwartet. Also wirklich gut.
Eine Lovestory (auch wenn sie keine ist, wie die eigenartige Erzählerstimme am Anfang feststellt) steht und fällt mit ihren Darstellern. Indie-Darling Joseph Gordon-Levitt (MYSTERIOUS SKIN, BRICK, THE LOOKOUT) und Zooey Deschanel (THE HAPPENING) geben das sympathischte Etwas-neben-der-Spur-Pärchen seit Sid and Nancy ab. Nein, das war ein Schmäh. Bzw. ein Filmzitat ...
Das ungewöhnlichste an (500) DAYS OF SUMMER ist aber sein Blickwinkel: Der Zuseher erfährt die Geschichte nämlich ausschließlich aus der Perspektive des Mannes. Die Frau bleibt bis zum Schluss ein faszinierendes, aber rätselhaftes Wesen. Ein Mysterium, sozusagen. Ein Film für Frauen-Nicht-Versteher wie dich und mich ;-)
Eine romantische Komödie für Menschen, die keine romantischen Komödien mögen? Ein Date-Film für die FM4-Zielgruppe? (500) DAYS OF SUMMER ist nicht perfekt. Aber er ist weitgehend unpeinlich, hübsch anzusehen und hält ein paar sehr schöne Momente bereit. Viel mehr will man(n) ja gar nicht von einer Lovestory. Die eigentlich gar keine Lovestory ist.
In diesem Sinne: "Und? Geht es dir gut?" - "Irgendwann wahrscheinlich schon. Vielleicht."