DRAMA: GB, 1986
Regie: Alex Cox
Darsteller: Gary Oldman, Chloe Webb, Courtney Love
'Sid and Nancy' erzählt von der leidenschaftlichen, exzessiven und tödlich endenden Beziehung zwischen Sex Pistols-Bassist Sid Vicious und dem todessehnsüchtigen Groupie Nancy Spungen.
KRITIK:
Ja ja, die guten alten Sex Pistols. Erinnert sich noch jemand daran, dass
diese Band einst die Jugendkultur und das britische Establishment in ihren
Grundfesten erschütterte? Obwohl sie kaum ihre Instrumente halten konnten
und bald als genialer Marketing-Gag ihres zynischen Managers Malcom McLaren
enttarnt wurden.
Zugegeben, legendäre Sex Pistols-Textzeilen wie "I am an Antichrist / I am
an Anarchist" oder "God save the Queen/from the fascist regime" mögen heute
leicht peinlich wirken. Aber in ihrer Zeit betrachtet, passten sie wie die
Faust aufs Auge.
Abgesehen von einigen sehr gut gemachten Konzert-Szenen lässt der Film
allerdings die Bandhistorie außen vor. Im Mittelpunkt steht die exzessive
und selbstzerstörerische Liebe zwischen Sid und Nancy. Mit ihren (wenigen)
Höhen und vielen Tiefen, den Drogenexzessen, Streits und Schlägereien, den
Eifersuchts- und Tobsuchtsanfällen und dem bitteren Ende.
"Love kills" sagt
Nancy einmal, und sie sollte auf tragische Weise Recht behalten. Eines Tages
wird Nancy erstochen aufgefunden. Die Tat wird nie restlos aufgeklärt, denn
kurz darauf stirbt Sid Vicious an einer Überdosis Heroin.
So weit, so tragisch. Natürlich wird dem Zuseher einiges an drastischer
Gewalt und kotzendem Junkie-Elend zugemutet. Regisseur Alex Cox beschönigt nichts, urteilt aber auch nicht,
erhebt keinen moralisierenden Zeigefinger. Im Gegenteil,
als Zuseher wird man emotional ins Geschehen hineingezogen, man fühlt mit
den Figuren mit. Egal, wie kaputt sie auch sein mögen.
Starke Momente gibt's dabei einige: Die Szene, als die völlig weggetretene
Nancy mit einer achtlos weggeworfenen Zigarette ihr Hotelzimmer in Brand
steckt und regungslos in die lodernden Flammen starrt, wird mir so schnell
nicht aus dem Kopf gehen.
Noch ein Wort zu den Darstellern: Ein sehr junger Gary Oldman (eigentlich
ein Gary Youngman :-) überzeugt als Sid Vicious, und in einer Nebenrolle
sehen wir eine ebenfalls sehr junge und unverbraucht wirkende Courtney Love.
Punkteabzug gibt's allerdings für die miese Synchronisation und - besonders schmerzlich: Für den fehlenden Originalton dieser DVD.
Eine mörderische Liebesgeschichte nach einer wahren Begebenheit. Nicht nur für Sex Pistols-Fans sehenswert.