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Sleepless

Sleepless

OT: Non ho sonno
GIALLO: ITALIEN, 2001
Regie: Dario Argento
Darsteller: Max von Sydow, Stefano Dionisi, Chiara Caselli, Gabriele Lavia

STORY:

Als Kind wurde Giacomo Zeuge, wie jemand seine Mutter brutal ermordet hat. Inspektor Moretti versprach dem Jungen seinerzeit, dass er den Mörder finden würde. Jahre später -Giacomo ist inzwischen ein junger Mann und Moretti pensioniert - geschehen neue Morde, die keinen Zweifel daran lassen: Der Killer von einst ist zurück. Und Moretti will nun endlich sein Versprechen einlösen…-

KRITIK:

Nicht wenige halten SLEEPLESS aus dem Jahr 2001 für den bis dato letzten guten Film von Altmaestro Dario Argento. Auch wenn ich sein neuestes Werk GIALLO noch nicht gesehen habe, bin ich trotzdem versucht, schon jetzt diesen Stimmen beizupflichten. Denn was kam schon nach SLEEPLESS? Der indisponierte CARD PLAYER. Der nette Fernsehkrimi DO YOU LIKE HITCHCOCK? Zwei Kurzbeiträge zur MASTERS OF HORROR-Reihe. Und das große Fiasko MOTHER OF TEARS, der grandios gescheiterte Versuch, die "Mater"-Trilogie würdig zu beenden. Dann wäre da noch GIALLO, der mittlerweile fast zwei Jahre auf dem Buckel hat und außerhalb von Polen nirgends auf DVD erschienen ist.

Nein, nein und nochmals nein. All die genannten Filme sind ganz weit entfernt von der Klasse seiner großen Arbeiten. Manche davon erregen sogar schon Mitleid. Vielleicht wäre Argento besser beraten gewesen, wenn er sich nach SLEEPLESS in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hätte; anstelle sich fleißig selbst zu demontieren. SLEEPLESS wäre kein perfektes, aber ein durchaus angemessenes Abschiedswerk gewesen.

Ein Film, der die Rückkehr zum klassischen Guanto nero-Giallo markiert; zu eben dem Genre, wo einst die eindrucksvolle Karriere Argentos mit THE BIRD WITH THE CRYSTAL PLUMAGE ihren Anfang nahm.

Mit SLEEPLESS erfindet Argento das Genre nicht neu. Im Gegenteil. Diesmal werden alle Experimente gescheut. Es gibt keine Fusionen mit dem Übersinnlichen wie in PHENOMENA oder Rape´n´Revenge-Anleihen eines STENDAL SYNDROM. Viel mehr ist SLEEPLESS ein konsequenter Heimgang zu den eigenen Wurzeln. Auch in musikalischer Hinsicht. Für NON HO SONNO eint Argento die genialen, aber chronisch zerstrittenen Bandmitglieder von Goblin und sie danken es ihrem berühmtesten Fan mit einem der tollsten Soundtracks ihrer Karriere.

Auch inhaltlich ist SLEEPLESS eine Reise in die Vergangenheit und bietet zahlreiche Reminiszenzen ans ältere Oeuvre. Eine mechanische Puppe (DEEP RED), ein suspekter Thrillerautor (TENEBRAE) oder jene an THE TRAM erinnernde Szene, in der der Killer ein in einer Straßenbahn sitzendes Opfer beobachtet, zeugen davon.

Dass Argento seine Mordsequenzen gerne in theatralische Alptraumszenarien packt, wissen seine Fans. Ebenso ist bekannt, dass er dafür schon mal alle Logik fahren lässt. Demnach laufen die furiosen ersten zwanzig Minuten zwar konträr zum gesunden Menschenverstand ab, bieten dafür aber argentoeske Mordkunst in Vollendung. Auch die folgenden (in der Mehrzahl) recht blutigen Morde sollten Fans noch mal richtig genießen, denn solche Kabinettstückchen wie die über den Fußboden an vielen Schuhen und Beinen vorbei gleitende Kamerafahrt, die beim nächsten Ableben endet, hat Argento nach SLEEPLESS nicht mehr oft kredenzt. Schade, dass sich mancher auf den Boden plumpsender Kopf nicht immer als eines FX-Meisters würdige Arbeit entpuppt. Gut, dass der mit dem Gore betraute Stivaletti nicht nur Ausschuss, sondern auch passablen Splatter für SLEEPLESS fabriziert hat. Am Ende gibt es einen schönen Headshot, der nicht ganz so spratzig wie bei Fulci ausfällt, aber trotzdem ein bisschen ans Finale von NEW YORK RIPPER erinnert.

Licht und Schatten auch in der Cast. Da spielen unbedeutende Knallchargen neben altehrwürdigen Genreveteranen wie Rossella Falk oder Gabriele Lavia und dem großen, unverwüstlichen Weltstar Max von Sydow.

Alles in allem kann SLEEPLESS nicht nahtlos an Argentos Sternstunden der 70er und 80er Jahre anknüpfen. Im Gesamtwerk dürfte der Film eher den vakanten Raum zwischen Deliziösem wie OPERA oder der Tiertrilogie und Mittelprächtigen wie TRAUMA füllen, ohne selbst einen Meilenstein darzustellen. Trotzdem ist SLEEPLESS ein guter Giallo, der brutale Morde bietet und hohes Tempo geht. Vor allem aber ist SLEEPLESS ein Giallo, in dem sich noch Argentos ureigener Stil bemerkbar macht. Leider sucht man den - zumindest in dieser Versiertheit - in seinen späteren Filmen immer öfter vergebens.

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FAZIT:

Neben EYES OF CRYSTAL ist Argentos SLEEPLESS sicherlich einer der besten Gialli des neuen Jahrtausend, aber leider auch der letzte Film von Dario Argento seit 2001, den man ruhigen Gewissens als gelungen bezeichnen kann. Klassische und blutige Schwarze Handschuh-Morde sowie ein paar Reminiszenzen an frühere Großtaten - exquisit fotografiert von Ronnie (OPERA) Taylor und musikalisch begleitet von Goblin. Nicht unbedingt ein Meisterstück, dafür 100% Argento. Was würden wir Fans uns glücklich schätzen, wenn Argento irgendwann einmal wenigstens zur SLEEPLESS-Form zurückfinden würde.

WERTUNG: 7 von 10 blauen Mappen
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Nic | 12.06.2010 22:49
sieht mal wieder nach spitzen makeup-effects aus :)
Chris | 12.06.2010 23:09
Kann man alles lassen, bis auf einen ziemlich billigen abgeschlagenen Kopf. : )PS: Diesmal hat Argento die weibliche Hauptrolle nicht an seine Tochter Asia vergeben, sondern wir sehen ein Asia-Lookalike. : )
Nic | 13.06.2010 14:26
ich behaupte mal dass keiner seiner filme durch die anwesenheit seiner tochter aufgewertet wird ;)
Chris | 15.06.2010 20:12
Stimmt. Dass sie eigentlich schauspielern kann, hat sie eher in anderen Filmen als in denen ihres Vaters bewiesen. Wobei sie bei TRAUMA, STENDAL und PHANTOM ja nicht stört. Ganz erbärmlich fand ich sie allerdings in MOTHER OF TEARS. Da war sie gar nicht fit.
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