ZOMBIEDRAMA: D/A, 2010
Regie: Marvin Kren
Darsteller: Michael Fuith, Theo Trebs, Anka Graczyk, Emily Cox, Brigitte Kren
"Nicht aufbrausen!" Das ist der letzte Ratschlag, den ein Beziehungsberater dem liebeskummergeplagten Wiener Michael mitgibt, der in Berlin seine Ex-Freundin Gabi besucht. Das ist leichter gesagt als getan, denn die Stadt wird von einer Virusepidemie heimgesucht. Die Infizierten verwandeln sich rasende Untote, die über ihre Mitmenschen herfallen. Während die Stadt im Chaos versinkt, verbarrikadiert sich Michael in Gabis Wohnung. Als "Liebender in den Zeiten der Zombiekalypse" (Zitat Presseheft) beginnt der Kampf ums nackte Überleben
KRITIK:Eines muss man ihnen lassen: Regisseur Marvin Krenn und Autor Benjamin Hessler, die den ersten offiziellen deutschen Zombiefilm - warum kennt meine Rechtschreibprüfung dieses Wort eigentlich nicht? - RAMMBOCK in Kürze auch auf die Wiener Kinobesucher loslassen werden, wissen was sie tun. Im Presseheft outen sich die beiden jungen Filmemacher (geb. 1978 bzw. 1980) als glühende Fans den Untoten-Genres, für die mit RAMMBOCK ein lang gehegter Traum in Erfüllung ging: Ihre in langen Jahren gesammelte Expertise in Sachen "Wie überlebe ich eine Zombie-Apokalypse" in einem eigenen Film zum Einsatz zu bringen.
Und überhaupt: Selten so ein cooles Presseheft gelesen! "Zombies sind etwas frei erfundenes, ganz im Gegensatz zu Tsunamis, 9/11, der Schweinegrippe oder Heidi Klum", heißt es da. Auch dem Drehbuch merkt man an, dass Autor Benjamin Hessler der schreibenden Zunft angehört und sein Handwerk versteht. Die Geschichte kann ohne Übertreibung als originell bezeichnet werden, und was Charakter-Einführung und Spannungsdramaturgie anbelangt, gibt es wenig auszusetzen.
Realisiert wurde das "erste offizielle deutsche Zombiefilm" in Kooperation mit dem altehrwürdigen Zweiten Deutschen Fernsehen, im Rahmen des "Kleinen Fernsehspiels", was sich zugegebenermaßen ein bisschen kurios anhört. Ich glotz' ja kein TV, aber fernsehkundige Mitmenschen haben mir erzählt, dass besagtes ZDF-Format durchaus Platz für Kreatives, Ungewöhnliches und Experimentelles bietet, wenn nicht sogar einfordert.
Das Ergebnis ist ein Film, der gängige Erwartungshaltungen auf ziemlich kreative Weise durchkreuzt. An dieser Stelle vielleicht eine Warnung: Close-Ups von zerfleischten Körpern, zerstampften Schädeldecken und heraushängenden Gedärmen bekommt der geneigte Bluthund NICHT zu Gesicht. Wie Kren und Hessler im Presseheft verlauten, sind Gewaltexzesse für sie kein Qualitätsmerkmal eines Zombiefilms.
Dazu kann man stehen wie man will. Vielleicht musste das bislang nicht eben als Hochburg der Blutrünstigkeit bekannte ZDF im Vorfeld ein wenig besänftigt werden.
Und wie ist der Film jetzt wirklich? - Eh cool.
Wie schon in REC oder 28 Days Later agieren die Infizierten nach dem beliebten "Pimp your Zombie"-Prinzip: Kein orientierungsloses Wanken und Durch-die-Gegend-stolpern wie Anno 68 bei Romero. Hier wird gerannt, gebrüllt, getobt und in blinder Wut über alles hergefallen, was nach Menschenfleisch riecht.
Aber die Berliner Zombiemeute hat die Rechnung ohne den unglücklich verliebten Ösi Michael (überzeugend in einer Josef Hader-unter-Zombies-Rolle: Michael Fuith) gemacht, dem Freund Zufall auf eine ausgesprochen unkonventionelle Idee bringt, wie man die Untoten in Schach halten kann. Dies wird hier natürlich nicht gespoilert
No Gore, (fast) keine Ironie, aber ein gerüttelt Maß an klaustrophobischer Spannung, Suspense und Düsternis. Die zweite Berliner Zombie-Apokalypse (Nummer eins war diese hier) verzichtet weitgehend auf Blut- und Beuschel-Exzesse und kompensiert mangelnden Blutgehalt durch eine erfrischend originelle Erzählung, die glaubwürdige Charaktere in einer Ausnahmesituation zeigt. Ach ja, mit 63 Minuten ein bissl sehr kurz. Oder wollen wir es "reduced to the max" nennen?
PS: Man verzeihe mir die Publikumsbeschimpfung. Aber es muss einfach mal sein. Wiener Kinopublikum, net bös sein, aber du bist ein fauler Sack!
Dauernd sudern und jammern, dass "eh nie g'scheite Genre-Filme ins Kino kommen". Und wenn dann doch einer kommt, dann schaut ihn (fast) niemand an.
Leute, was ist los mit Euch?
RAMMBOCK hatte fast auschließlich gute Kritiken und viele Preise.
Warum läuft er dann quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Kino? Also, ihr faulen Säcke da draußen, schaltet eure Flatscreen-Monster aus, klappt die Laptops zu, haut eure Nintendos in die Ecke, kappt die verdammten Download-Leitungen, und schaut Euch RAMMBOCK im Kino an. Er hat es verdient. Im TOP-KINO. Nur noch diese verdammte Woche. Dankeschön. Und nix für ungut ;-)