DRAMA: GB, 1988
Regie: Bob Hoskins
Darsteller: Dexter Fletcher, Zoë Nathenson, Bob Hoskins
Ein junger Soldat flieht vor den Schrecken des Krieges und findet Unterschlupf bei einem Treck fahrenden Volkes. Wegen seiner Verkleidung (Frauenkleid, Gesichtsbemalung) wird er für die titelgebende "zerlumpte Verrückte" gehalten. Nur Jessie, die Tochter des Anführers, kennt seine wahre Identität. Ihre aufkeimende Liebe steht unter keinem guten Stern - zumal die Armee keine Gnade mit Deserteuren kennt
Etwas Namedropping gefällig? RAGGEDY RAWNEY ist die erste von drei Regiearbeiten des britischen Schauspielers Bob Hoskins (MONA LISA, ROGER RABBIT). Und produziert hat George Harrisons Handmade Films. Richtig, die Firma, die für legendäre britische Meisterwerke wir DAS LEBEN DES BRIAN oder THE CRYING GAME verantwortlich zeichnete.
Wenn man Vergleiche ziehen möchte: RAGGEDY RAWNEY wirkt, als hätten Neil Jordan und Emir Kusturica gemeinsame Sache gemacht. Bob Hoskins inszeniert in kraftvollen Bildern und erzählt eine geradlinige, aber spannende und hochdramatische Geschichte. Wie bei seinem irischen Kollegen Neil Jordan geht es um Elementares: Um Liebe, Flucht und Tod. Die Stimmung ist dementsprechend düster und beklemmend. Und in der ersten halben Stunde spart der Film auch nicht mit Schockmomenten, die es wirklich in sich haben.
Und wie bei seinem jugoslawischen Kollegen Kusturica fließen auch märchenhafte Motive in diese Gipsy-Tragödie ein, die offenbar jenseits der Zeitgeschichte spielt: Es herrscht ein nicht näher bezeichneter Krieg, doch der Feind ist unsichtbar. Es scheint, als würde die Armee einen Krieg gegen das eigene Volk führen
So erfreulich es ist, dass dieses in Vergessenheit geratenes Meisterstück des New British Cinema endlich seinen Weg in die DVD-Regale gefunden hat, so sehr enttäuscht die technische Umsetzung: Über die mäßige Bildqualität und die fehlenden Extras könnte man hinwegsehen. Doch dass das Bild oben und unten massiv beschnitten wurde, um das 35mm-Format auf 16:9 zu trimmen, ist unverzeihlich.
Bob Hoskins inszenierte dieses aufwühlende, hochgradig dramatische Meisterwerk des britischen Kinos der Achtziger, das in einer bemerkenswert lieblos hingeschluderten Ramsch-DVD auf den Markt geschissen wurde. Traurig