OT: Life of Brian
KOMÖDIE: GB, 1979
Regie: Terry Jones
Darsteller: Graham Chapman, John Cleese, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam
Brian ist nicht der Messias. Brian war nur ein nichtsnutziger Junge, der seiner Mutter, die sich mit einem römischen Zenturio einließ, viel Kummer bereitete. Als Erwachsener schloss er sich einer Widerstandsgruppe gegen die bösen römischen Imperialistenschweine an. "Wie sehr hasst du die Römer?" - Wie ein Verrückter!" - "Du bist aufgenommen." Doch die erste Kommandoaktion geht schief; Brian wird inhaftiert und Pontius Pilatus vorgeführt. Dank eines Lachkrampfes der Palastgarde und eines zufällig vorbeifliegenden UFOs gelingt die Flucht. Inzwischen hat Brian unzählige Jünger um sich geschart. "Also gut, ich bin der Messias... und jetzt... VERPISST EUCH!". Doch die römische Besatzungsmacht kennt keine Gnade mit dem vermeintlichen Heiland. "Zur Kreuzigung? Gut. Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur ein Kreuz. Der Nächste."
Eigentlich erübrigt sich ja jede Rezension zu diesem Film, der längst zum Weltkulturerbe zählt. Ich weiß nicht, wie oft ich DAS LEBEN DES BRIAN schon gesehen habe. Zehn mal? Fünfzehn mal? LIFE OF BRIAN ist einer der wenigen Filme zum Immer-wieder-ansehen.
Dabei wäre der Film um ein Haar in den Sand der tunesischen Wüste gesetzt worden. Und das kam so: Noch während der Dreharbeiten - lustigerweise in den Kulissen von Franco Zeffirellis Bibelschinken Jesus of Nazareth - bekamen gottesfürchtige britische Schäfchen Teile des Drehbuchs in die Finger und begannen laut "Blasphemie!" zu blöken. Die Produktionsfirma EMI bekam kalte Füße und drehte den Geldhahn zu. Doch George Harrison, seines Zeichens Leadgitarrist der Beatles und bekennender Monty Pythons-Fan, wollte - Zitat - "einfach den Film sehen" und spendete zwei Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen.
Gut, Harrisons finanzielles Engagement, das als "teuerste Kinokarte aller Zeiten" in die Filmgeschichte einging, mag nicht nur cineastische, sondern auch steuerliche Gründe gehabt haben. Eine nette Geste wars auf alle Fälle. Und gleichzeitig die Geburtsstunde der legendären britischen Produktionsfirma Handmade Films. Doch ich schweife ab.
Zurück nach Judäa. Hier hat unser Held Brian inzwischen alle Hände voll zu tun: Die Judäische Volksfront - Pardon - Volksfront von Judäa, die römischen Soldaten, seine Geliebte Judith, seine treusorgende Mutter und die rapide wachsende Anhängerschaft: Sie alle wollen etwas von Brian. Und er will nur seine Ruhe haben.
"Ihr seid doch alle Individuen." - (im Chor:) "Ja, wir sind alle Individuen." - "Ich nicht!"
Dass der Film wirklich, wirklich, wirklich lustig ist, werdet ihr vielleicht geahnt haben. Ich meine: Wer außer den Monty Phytons konnte Sketches schreiben, die zugleich intellektuell und aufklärerisch und antiautoritär UND unendlich albern und pubertär waren, all at the same time?
Lieblingsszene? Ach, der ganze Film ist eine einzige Lieblingsszene. Wobei ich den Sketch mit der Parole "Römer geht nach Hause" schon noch hervorheben möchte. Verdammt, wie der römische Soldat mit dem Gesicht von John Cleese dem armen Brian das Schwert an den Hals setzt, um seiner Aufforderung, ein lateinisches Verb korrekt zu konjugieren, Nachdruck zu verleihen, das weckt eigene traumatische Erinnerungen an einen cholerischen Lateinlehrer. Wie man von Wikipedia erfährt, hat auch John Cleese zwei Jahre lang als Lateinlehrer gewirkt. Hoffentlich unbewaffnet !
Bevor hier noch weitere Traumata meinerseits aufbrechen (ich bin schließlich katholisch erzogen worden - oh my God :-) - entlasse ich euch mit diesem schönen Filmdialog:
Römer: "Du weißt, welche Strafe vorgesehen ist im römischen Gesetz für das Beherbergen eines Verbrechers? - Die Kreuzigung..."
Alter Mann: "Oh!"
Römer: "Scheußlich, hä?"
Alter Mann: "Hm. Es gibt Schlimmeres."
Römer: "Was meinst du mit 'Es gibt Schlimmeres'?"
Alter Mann: "Man kann auch erdolcht werden."
Römer: "Erdolcht? Was? Das dauert nur 'ne Sekunde. Die Kreuzigung dauert Stunden. Das ist ein langsamer grauenvoller Tod!"
Alter Mann: "Naja, aber wenigstens ist man dabei an der frischen Luft."
Als humanistische Satire auf pathetische Bibelschinken angelegt, als Blasphemie missverstanden, von religiösen Fanatikern mit aggressiver Dummheit angefeindet, von Ex-Beatle George Harrison aus der Privatkasse bezahlt und Jahre später zur besten britischen Komödie aller Zeiten gewählt: BRIAN hat wahrlich ein bewegtes Leben hinter sich. Ein filmisches Weltkulturerbe zum Immer-wieder-ansehen.
In diesem Sinne: "You come from nothing. You go back to nothing. So what do you lose? Nothing!"