OT: Le Foto di Gioia
GIALLO: ITALIEN, 1987
Regie: Lamberto Bava
Darsteller: Serena Grandi, Daria Nicolodi, Vanni Corbellini, David Brandon
Ein Killer ermordet die Pussycats des Herrenmagazins "Pussycat" und drapiert die toten Models vor einem überlebensgroßen Foto von Gioia, der schönen Herausgeberin der Postille. Was bedeutet, dass auch Gioia ihres Lebens nicht mehr sicher sein kann -
KRITIK:Mit Polsellis sleazigem Giallo DELIRIUM ist Lamberto Bavas DELIRIUM: PHOTO OF GIOIA weder verwandt noch verschwägert und damit weder Sequel noch Remake des Vorgenannten. Obgleich auch dieser späte Giallo aus dem Jahr 1987 eine deutlich erotische Note besitzt. Doch in erster Linie fühlt sich der Film -zumindest für die Anhänger des italienischen Genrekinos- wie eine kleine Party unter alten Freunden an.
Denn hier trifft man doch einige bekannte Gesichter wieder. Zum Beispiel David Brandon, der den Regisseur des zum Sterben verdammten Ensembles in Soavis AQUARIUS-THEATER DES TODES gemimt hat. Oder Karl Zinny und Lino Salemme, die ein Jahr vor DELIRIUM noch einer Horde DEMONS in einem Berliner Kino zum Opfer gefallen sind.
Die Ehrengäste unseres geselligen Abends sind aber fraglos George (MAN EATER, FOLTERGARTEN DER SINNLICHKEIT) Eastman und Daria Nicolodi. Wobei letztere sich im Nachhinein etwas despektierlich über die Veranstaltung geäußert hat. Es steht außer Frage, dass die Nicolodi in der Vergangenheit in weit bedeutenderen Genrewerken wie DELIRIUM: PHOTO OF GIOIA aufgetreten ist; man denke nur an ihre zahl- wie ruhmreichen Kollaborationen mit ihrem Ex-Galan Dario Argento oder die Rolle in Mario Bavas SHOCK; doch ihren Spott und Häme hat der vorliegende Film des jüngeren Bava eigentlich nicht verdient.
Kein Widerspruch jedoch, wenn jemand behauptet, dem Plot würde es an Originalität und Cleverness mangeln. Etwas Neues bietet DELIRIUM in der Tat nicht und auch die Motivation des Killers wird von des Genres Drehbuchschreiber immer dann gerne bemüht, wenn ihnen so gar nichts Raffiniertes einfallen will. Aber was die Geschichte (und Bavas Umsetzung) bringt, sind neben einer feinen Atmosphäre ein paar gut gedeichselte makabre Momente und viel nackte Haut.
Nackte Haut vor allem von Serena Grandi und deren Nachname scheint tatsächlich in unmittelbaren Zusammenhang mit der wahrlich imposanten Oberweite zu stehen, die die Dame ihr Eigen nennt
Da sie Gioia spielt, ist ihre Rolle bei weitem größer als jene, mit der sie einst bei den Gorehounds (und beim deutschen Jugendschutz) berühmt wurde. Denn ja, es war die Grandi, die 1980 die unglückliche Schwangere mimte, welcher der griechische ANTHROPOPHAGUS George Eastman mit bloßen Pranken die Leibesfrucht entrissen und damit die Hexenjagd bundesdeutscher Zensoren auf den Splatterfilm losgetreten hat.
In PHOTO OF GIOIA wird ihr zwar nicht ganz so übel mitgespielt, aber unversehrt kommt sie auch nicht davon. Vor allem darf sie dem staunenden Publikum des Öfteren ihre beiden eindrucksvollen Russ Meyer-Zertifikate präsentieren.
Aber nicht nur wegen der großzügigen T&A kann mich dieser Giallo aus der Hand des Sohnes von Mario Bava überzeugen. Der Film hat einfach was. Wenn der Killer in Aktion tritt, sehen wir die Welt plötzlich in einem Rot-/Blaufilter und die weiblichen Opfer mutieren (im delirierenden Mörderauge) zu fleischgewordenen LSD-Halluzinationen. Die daraus entstehenden Biene-/Menschhybriden und laufenden Augäpfel muten zwar etwas trashig an, aber das tut dem Spaß eigentlich keinen Abbruch. Auch wenn Lamberto Bava nicht die ganze Brillanz des Vaters geerbt hat; wie man unterhaltsame Genrekost zusammenbraut, weiß er.
Nicht zuletzt die kleine an den US-Slasher BLUTWEIHE erinnernde Kaufhaus-Einlage lässt verschmerzen, dass die Bienenattacke in DELIRIUM nicht jener aus A BELL FROM HELL das Wasser reichen kann
DELIRIUM: PHOTO OF GIOIA besingt das viel interpretierte Lied von der zur mörderischen Obsession gewordenen Frau und dem irre kichernden Killer in der altbekannten Tonlage, aber die Darbietung ist recht schmissig. Und dann ist da noch Serena Grandi, die es dem männlichen Zuschauer fast unmöglich macht, den Film an einem Stück zu schauen ohne zwischendurch mal kalt duschen zu müssen