OT: Concerto per pistola solista
GIALLO / WHODUNIT: ITALIEN, 1970
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Anna Moffo, Peter Baldwin, Gastone Moschin, Ida Galli
Die ganze Verwandtschaft findet sich auf dem pompösen Familiensitz ein, wo der letzte Wille des verstorbenen Sir Henry verlesen wird. Eine erbt, viele gehen leer aus. Da sind ein paar weitere Leichen vorprogrammiert
KRITIK:Wer dem SOLO-KONZERT FÜR EINE PISTOLE unbedarft beiwohnt, könnte danach durchaus der Überzeugung sein, ein britisches Kriminalstück gesehen zu haben. Denn dieser Film gibt sich wirklich redlich Mühe, seine italienische Herkunft zu verschleiern. Neben einer kleinen Handvoll italienischen Genre-Veteranen wie Giacomo Rossi-Stuart (THE NIGHT EVELYN CAME OUT OF THE GRAVE, BLOODSUCKER LEADS THE DANCE) oder Ida Galli (DER SCHWANZ DES SKORPIONS, BLUTSPUR IM PARK) finden sich diesmal ungewöhnlich viele Briten und Amerikaner in der gut aufgelegten Cast.
Schauplatz der Handlung ist folgerichtig England. Und spätestens jetzt sollte es niemand mehr verwundern, dass der erste Giallo vom zuvor hauptsächlich im Western und Sandalenfilm tätigen Michele Lupo Agatha Christie weitaus näher steht als den Werken von Bava oder Argento. Mit seinen WEEKEND MURDERS beackert Lupo nämlich emsig das Terrain des englischen Whodunits.
Dabei beweist er - der Italiener - sogar britischen Humor, indem er nicht mit makabren Scherzen spart und seinen beiden Ermittlern starke komödiantische Züge verleiht. Das ergibt ein amüsantes, schwarzhumoriges Mörderrätsel, dessen leichtfüßige, kurzweilige Inszenierung den bei näherer Betrachtung wenig ausgeklügelten und sehr simpel gestrickten Krimiplot gut zu kaschieren versteht.
Letzten Endes ist man zwar von der Cleverness, Eleganz und Klasse eines guten Poirot ein Stück weit entfernt, hat aber dafür andere Vorzüge. Wie etwa den feinen Score von Francesco De Masi. Oder auch mal ein paar blanke Brüste, die in einem viktorianisch geziemten Krimi nicht denkbar wären. Und natürlich eine ebenbürtige stilvolle Fotografie; für die Guglielmo Mancori (PARANOIA, CRIMES OF THE BLACK CAT) gesorgt hat.
Und wieder einmal sterben ein paar Erben - Wer schon immer mal einen Giallo sehen wollte, der mit viel schwarzen Humor als britisches Whodunit daherkommt, sollte THE WEEKEND MURDERS nicht verpassen.