DRAMA/THRILLER: AUS, 2007
Regie: Dee McLachlan
Darsteller: Emma Lung, Veronica Sywak, Saskia Burmeister, Masa Yamaguchi
Die junge Versicherungsangestellte Ashley wird von einer verzweifelten chinesischen Frau gebeten, ihr bei der Suche nach ihrer vermissten Tochter Rubi zu helfen. Einziger Anhaltspunkt ist eine zerknüllte Postkarte. Bald stellt sich heraus, dass die junge Chinesin gemeinsam mit anderen ausländischen Frauen in Melbourne gefangen gehalten und zur Prostitution gezwungen wird. Beim Versuch, die Frauen zu befreien, gerät Ashley in Gefahr ...
KRITIK:Die australische Independent-Produktion The Jammed nimmt sich der Thematik des Menschenhandels und Zwangsprostitution an. Nicht unbedingt ein leichtverdauliches Thema, das auch recht selten filmisch behandelt wird. Spontan fällt mir jetzt nur Lukas Moodyssons drastisches Drama Lilja 4-ever ein. Und - mit Einschränkungen: Ulrich Seidls Semi-dokumentarischer Spielfilm Import Export.
The Jammed ist kein angenehmer Film. Er beschönigt nichts, will auch keine einfachen Antworten - und schon gar keine populistischen Lösungen bieten. Im Gegenteil, die Leidensgeschichte von drei unter falschen Versprechungen nach Australien gelockten Frauen wird sachlich und nüchtern erzählt. Die Kamera blendet auch nicht weg, wenn die Frauen gedemütigt und vergewaltigt werden. Unangenehmer Realismus ist also angesagt, der beim Zuseher Unbehagen auslösen soll - und es auch tut.
Dass Hollywood-mäßige Klischees vermieden werden, muss der Regisseurin hoch angerechnet werden: In einer Schlüsselszene kommt es zur Konfrontation der russischen Prostituierten Vanja mit ihrem Zuhälter, der sich als bildungsbürgerlicher Kunst-Mäzen aufspielt. Die Profiteure des Menschenhandels sind hier nicht dubiose, schwer zu fassende Mafiosi, sondern angesehene Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft...
Auf einen spektakulären Racheakt oder einen kartharsischen Showdown sollte man aber nicht hoffen. The Jammed ist kein reißerisches Revenge-Movie, sondern ein sozialkritisches Drama mit Thriller-Elementen.
Formal gibt's wenig auszusetzen: Das australische Kino ist bekannt für seine hohe visuelle wie inszenatorische Qualität. Der Kameramann findet stets die richtigen Bilder für das drastische Geschehen.
Ein kleiner Schwachpunkt mag der starke erzählerische Fokus auf die Figur der jungen Versicherungsangestellten sein, deren "Normalo-Existenz" ich persönlich weniger interessant finde als die Lebensgeschichten der Zwangs-Prostituierten...
Dennoch ein kraftvolles, engagiertes Drama, das von der australischen Presse zurecht mit Lobeshymnen bedacht wurde.
Basierend auf Gerichtsprotokollen und realen Ereignissen erzählt der australische Independent-Thriller The Jammed eine Geschichte von Menschenhandel, Ausbeutung und Sex-Sklaverei. Trotz (oder wegen) seines schmerzhaften Inhalts ein dringend sehenswerter Film, der auch künstlerisch völlig überzeugt.