Drama: SWE 2002, 2002
Regie: Lukas Moodysson
Darsteller: Oksana Akinshina, Artyom Bogucharsky, Lyubov Agapova
Irgendwo ein einem heruntergekommen Wohnsilo in der ehemaligen Sowjetunion: Lilja ist 16, träumt von einem besseren Leben im Ausland, lernt einen Mann kennen, der sie nach Schweden vermittelt. Damit beginnt ein Albtraum: Sie wird gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten ...
KRITIK:
Liebe Leute, eine Frage: Wann hat euch ein Film zuletzt emotional so richtig mitgenommen? Ergriffen? Überfahren? Zum heulen gebracht, ohne dass ihr euch dafür geschämt hättet? Nein, ich will jetzt nicht so etwas wie "Titanic" hören.
Eine gute Antwort wäre z.B.: Dancer in the Dark, Dead Man Walking, Boys don't cry oder Requiem for a Dream oder ...
Worauf ich hinaus will: Filme, die mit den Emotionen des Publikums spielen, ohne peinlich oder kitschig zu werden, sind Mangelware. Und mit Sicherheit außergewöhnliche Filme.
So auch Lilja 4-ever, das neue Werk des schwedischen Regisseurs Lukas Moodysson: Der gute Mann hat mit Fucking Amal und Zusammen zwei sehr vergnügliche (und auch erfolgreiche) Komödien gedreht.
Lilja 4-ever geht in eine ganz andere Richtung: Soziales Elend, Gewalt gegen Frauen,
illegale Prostitution, organisierter Menschenhandel; unbarmherzig und unbeschönigend dargestellt in einer Art,
die einer christlichen Leidensgeschichte nahe kommt: Nicht gerade ein Film, der die Zuseher in Hochstimmung zurücklässt.
Dennoch schafft Moodysson trotz all der kalten Grausamkeit,
die über seine Hauptdarstellerin (großartig: die junge russische Schauspielerin Oksana Akinsjina)
hereinbricht, zwischenzeitlich so etwas wie menschliche Wärme und Hoffnung aufkeimen zu lassen.
Und das poetische Ende hebt den Film auf eine ganz andere, surreale, auf merkwürdige Weise schöne Ebene.
Drastisches, radikales, nicht unbedingt leicht verdauliches Drama, das traurigerweise tausendfach von der Realität eingeholt wird.