HORROR: USA, 2007
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Malcolm McDowell, Brad Dourif, William Forsythe, Sheri Moon, Udo Kier
In der Nacht zu Halloween tötet der 10-jährige Michael Myers seine Schwester, ihren Freund und den versoffenen Stiefvater. Nur das Baby wird verschont. Der minderjährige Psychopath wird in eine Anstalt verfrachtet, wo er zu einem hühnenhaften Mann heranwächst. Es kommt, was kommen muss: Myers gelingt die Flucht. Ein Blutbad kündigt sich an.
KRITIK:Nach der kunterbunten Splatter-Farce House of 1000 Corpses (2003) und der kompromisslosen White Trash-Gewaltoper The Devil's Rejects (2005) hat Hollywood Blut geleckt:
Dimension Films beauftragte Rob Zombie mit einer Neuauflage der Geschichte des längstdienenden Serienkillers der Filmgeschichte. Die Rede ist von Michael Myers, seines Zeichens messerschwingender Masken-Mann aus Halloween.
Mit Halloween hat John Carpenter 1978 einen wahren Klassiker vor- und die Latte verdammt hoch gelegt: Carpenters Halloween ist einer der wenigen Filme, die auf der patentierten Filmtipps-Skala 10 von 10 Punkten abräumten.
Gleich vorweg: Rob Zombie hat seine Sache gut gemacht. Offenbar mit jeglicher künstlerischer Freiheit ausgestattet, liefert Zombie ein zeitgemäßes - sprich härtegradtechnisch verschärftes - Update der Geschichte: Wo das Original wegblendete und vieles der Phantasie des Zusehers überließ, hält Rob Zombie gnadenlos drauf. Wie nicht anders erwartet, inszeniert Rom Zombie die zahlreichen Metzelszenen mit beinahe sadistischer Freude: Diverse spitze Gegenstände bohren sich in die nicht selten halbnackten Körper der vornehmlich weiblichen Opfer, die sich dekorativ in ihrem eigenen Blut wälzen. Zartbesaiteten Zusehern wird also einiges zugemutet; Kompromisse werden kaum eingegangen.
Auch formal ist Halloween - Verzeihung: Rob Zombie's Halloween ein echter Rob Zombie-Film:
Die Handkamera, die räudige Atmosphäre, die spärlich beleuchteten Grind-Bilder und Zombies Vorliebe für Hardrock-Schmachtfetzen. Ich sage nur: "Love Hurts". Alles da!
Selbstverständlich ist auch Zombies Familie mit an Bord: Regisseurs-Gattin Sheri Moon gibt eine hingebungsvolle White Trash-Mami und Teilzeit-Stripperin. Zombies Stamm-Schauspieler Sid Haig und Bill Moseley aus 1000 Corpes/Devil's Rejects
haben nette Kurzauftritte, ebenso wie die B-Movie-Ikonen Udo Kier, Sybil Danning und Danny Trejo.
Den Dr. Loomis-Part übernimmt der in Würde gealterte Tunichtgut Malcom McDowell aus Uhrwerk Orange.
Viel gelobt wurde der junge Daeg Faerch, der den 10-jährigen Michael Myers spielt.
An dieser Stelle leiser Widerspruch: Rob Zombies Versuche,
Michael Myers Werdegang vom gehänselten Schulbuben zum sadistischen Psychopathen zu erklären,
mögen ambitioniert sein (und die konservative "seriöse" Filmkritik besänftigen),
kommen aber über vulgärpsychologische Allgemeinplätze nicht hinaus:
Ja, ja, die schlimme Kindheit im White Trash-Elternhaus, der saufende Stiefvater, die gemeinen Mitschüler.
Alle sind böse zum kleinen Mike. Kein Wunder, dass sich der arme, "verhaltenskreative" Bub
hinter einer Maske verstecken muss. Und nicht nur wehrlose Tiere, sondern auch Menschen tötet.
So weit, so "überraschend".
Auch eine durchgängige Spannungsdramaturgie scheint auch nicht die erste Stärke des Regisseurs zu sein.
Den Scream Queens, die in der zweiten Filmhälfte auftreten,
wünscht man Michael Myers regelrecht an den Hals,
um das nervtötende (aber Genre-übliche) Girlie-Gequassel vorzeitig zu beenden.
Aber wir wollen hier nicht allzu streng sein: Ähnlich wie ein gewisser Quentin Tarantino steht auch Rob Zombie für liebevolles wie kompromissloses Fanboy-Kino, das den Originalen aus den Siebzigern seinen eigenen künstlerischen Stempel aufdrückt. In diesem Sinne: Fröhliches Halloween!
Rob Zombie lässt Michael Myers, den längst dienenen Serienkiller der Filmgeschichte, erneut das Messer schwingen. Inhaltlich eine Kombination aus vulgärpsychologischem Prequel und originalgetreuem Remake, geht Zombie in Sachen Gewaltdarstellung gewohnt kompromisslos vor und liefert eine räudige Splatter-Version von John Carpenters Kult-Klassiker. Kann man - trotz vereinzelter Spannungslöcher - gelten lassen.