OT: Halloween
HORROR: USA, 1978
Regie: John Carpenter
Darsteller: Donald Pleasence, Jamie Lee Curtis, Nancy Kyes
Als Michael Myers sechs Jahre alt ist, bringt in der Halloween-Nacht des Jahres 1963 seine Schwester um. 15 Jahre später flieht er an Halloween aus der Anstalt, in die er nach dem Mord gebracht wurde, um seine restliche Familie, in Form seiner zweiten Schwester Laurie, zu töten. Nur sein Psychater Dr. Loomis weiß um die Gefahr, die von ihm ausgeht und macht sich auf den Weg ihn zu stoppen.
Im Jahr 1978 waren der junge Regisseur John Carpenter und sein idealistisches Team bereit - mit einem Budget von 325.000 Dollar - ein neues Kapitel in der Geschichte des Horrorfilms zu öffnen. Sie hatten die passende Idee und den Willen sie in die Tat umzusetzen, und somit nicht nur die Welt des Horrors zu revolutionieren sondern gleichzeitig - und unwissentlich - auch ein neues Sub-Genre zu erschaffen - den Slasherfilm.
Fortan sollten nicht mehr Frankenstein oder Dracula über die Leinwand jagen, sondern ihre ungeliebten, geistig zurückgebliebenen Cousins: Jugendliche und Mit-Zwanziger mit allerlei Werkzeug mehr oder minder kreativ - und möglichst moralisch wertvoll - zu zerlegen.Sicher, ganz neu war diese blutige Idee nicht mehr. Bereits 1960 stellte Hitchcock mit "Psycho" und der Hauptfigur Norman Bates gewissermaßen die Weichen für dieses Genre.
Anfang der Siebziger etablierte sich bereits das Schocker-Kino, und '74 hetzte Gunnar Hanson im "Texas Chainsaw Massacre" mit seiner Kannibalen-Sippe auf der Suche nach Nahrung über die Leinwand.Dennoch unterscheidet sich das Slashergenre - und ganz besonders "Halloween"- von diesen billig und schnell heruntergekurbelten Filmen.
"Halloween" verband - noch nicht so harte - Mordszenen mit einer selten so da gewesenen, dichten Atmosphäre und nervenaufreibenden Spannung und legte sein Hauptaugenmerk noch auf die Opfer - eine Tatsache die sich in späteren Filmen zu Gunsten der Killer noch ändern sollte.
Und das obwohl John Carpenter mit Michael Myers einen Archetypen des Horrors geschaffen hat.Myers ist die Personifizierung des Bösen, das Schlechte wie es leibt und lebt - oder zumindest etwas in der Art. Er weist kein Motiv auf, welches ihn von Genrekollegen wie Jason Voorhees - dem verbitterten Jungen mit Hockeymaske - unterscheidet, und sein Ziel - die Auslöschung seiner Familie - verfolgt er mit erschreckender Hartnäckigkeit, ohne dabei je eine Antwort auf die Frage nach dem Warum zu geben.
Zusätzlich stattete Carpenter seinen Mörder noch mit einer Maske aus - übrigens eine weißbesprühte "William Shatner"-Maske aus dem ortsansässigen Kostümgeschäft - welche die mystische Ausstrahlung Myers - ebenso wie sein langsamer Gang, mit dem er seine Opfer dennoch jedes Mal erwischt - noch verstärkt, erscheinen seine Augen so doch als zwei schwarze Löcher, und spiegeln seine tiefdunkle Seele perfekt wider, was ihn grausamer und böser erscheinen lässt.
Doch wie bereits erwähnt, hat "Halloween" mit der Fokussierung auch auf den restlichen Cast mehr zu bieten als Bleichgesicht Myers. Und allen voran weiß neben dem inzwischen verstorbenen Donald Pleasence besonders die damals noch sehr junge "Scream-Queen" Jamie Lee Curtis zu überzeugen und schrie sich in die Herzen der Fans.
Carpenter schaffte es aber nicht nur eine spannende Geschichte - mit durchaus überzeugenden Figuren - zu erschaffen, sondern sie mit seinem Team auch technisch einwandfrei und gekonnt zu erzählen.Besonders hervorzuheben sei an dieser Stelle die Eingangssequenz, welche wie eine einzige Einstellung wirkt, auf Grund der Länge aber nur knapp auf eine Filmrolle passte, weshalb man sich entschied sie aufzuteilen - und somit drei fantastisch angesetzte und fast unsichtbare Schnitte aufweist.
Zusammen mit dem von Carpenter selbst komponierten, eingängigen Score - der wohl jedem ein Begriff sein sollte - setzt sich "Halloween" zu einem Meisterwerk zusammen, das ein ganzes Filmgenre beeinflusst hat.
"Halloween" ist ein wahrer Klassiker des (Horror-) Films, den man gesehen haben sollte, und von dem sich so mancher, teurer "Hollywood-Schocker" eine Scheibe abschneiden kann.