HORROR: USA, 2005
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Sid Haig, Bill Moseley, Sheri Moon Zombie, Michael Berryman, Steve Railsback
Familie Firefly hat ausgemetzelt. Die Polizei hat das Haus der 1000 Leichen umstellt. Doch Otis und Baby gelingt die Flucht ... später stößt noch Captain Spoulding dazu. Einige Leichen werden noch ihren Weg pflastern, so viel ist sicher ...
KRITIK:
Ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich habe die Erfahrung gemacht,
dass die Anhänger von möglichst kranker, sinnloser Film-Gewalt
im wirklichen Leben die nettesten Menschen sind, die man sich vorstellen kann.
Während ich Freunden von romantischen Tom-Hanks-und-Julia-Roberts-Komödien nicht über den Weg traue.
Ich würde sogar noch weiter gehen.
Horrorfilme können einen manchmal sogar über den Tag retten.
Wer wie ich täglich mit der Straßenbahn durch die Vorhölle des 10. Wiener Gemeindebezirks fährt,
erlebt ja Horror der besonders grausamen Art.
In Form von Mumien und gehirntoten Zombies, die grauenvolle Laute von sich geben:
"De Auslenda!". "De Nega!". "De Schmarotza!".
Ich versuche dann stets, dieses reale Grauen durch möglichst blutrünstige
filmische Horrorszenarien zu überlagern. Indem ich mir vorstelle, was ein Jason Voorhees, ein Freddy Krueger,
ein Leatherface oder eben Familie Firefly mit solchen Typen anstellen würde.
Messer gezückt! Hand ab! Fuß ab! Hals ab! Das hilft, versucht es mal :-)
Okay, genug der Rechtfertigungen für meine filmischen Vorlieben. Kommen wir zum Wesentlichen:
Schock-Metaller Rob Zombie hat nach drei Jahren ein Sequel seines umstrittenen Debuts
House of 1000 Corpses nachgelegt.
War dieser Film noch eine knallbunte, liebevoll ausgestattete Horrorkomödie
(allerdings mit deutlichen Sicko-Tendenzen), so schlägt The Devil's Rejects wesentlich rauere Töne an.
Der schwarze Humor wurde stark reduziert;
das Szenario wechselt von phantastische in beklemmend realistische Gefilde.
Nun wird der Spieß umgedreht, die Fireflys sind auf der Flucht,
aus fröhlich metzelnden Tätern werden Opfer, die wie die Hasen gejagt werden.
Wesentlichen Anteil daran hat ein besessener Sherrif, der, von Rachedurst angetrieben, den Fireflys in Sachen Menschenverachtung und Sadismus wenig nachsteht ...
Rob Zombie macht es seinem Publikum nicht wirklich leicht. Nicht nur, was das Ausmaß an derben, sadistischen Gewaltexzessen anbelangt, das in seiner Kompromisslosigkeit
an das berüchtigte Gewaltkino der Siebziger
(Texas Chainsaw Massacre, Last House on the Left, The Hills have Eyes etc.) erinnert.
Auch sein durchaus subversiver Ansatz, die Zuschauer auf die Seite dieses kranken Psychopathenclans zu ziehen,
uns sozusagen zu Komplizen zu machen, scheitert.
Zugegeben, Captain Spaulding, Otis und Baby
(noch sexier als in Teil eins: Sheri Moon Zombie, die frischgebackene Gattin des Regisseurs)
kann man Charisma und Leinwandpräsenz schwer absprechen.
Doch mit diesem sadistischen Massenmördern sympathisieren?
Nein, das ist definitiv zuviel verlangt.
Motive für ihre Morde gibt es keine, sie töten just for the fun of it.
Auf psychologische Erklärungen wird dabei völlig verzichtet:
Was die Fireflys zu dem gemacht hat, was sie sind, interessiert den Regisseur zu keiner Sekunde.
Aber vielleicht ist gerade das die Pointe?
Oder wird Herr Zombie die Antwort auf diese Fragen in einem Prequel liefern, who knows ...
Anyway, als extrem roher, kompromissloser Gewaltexzess,
der den nihilistischen Geist des Seventies-Exploitationkinos wieder aufleben lässt,
kann der Film durchaus überzeugen. Sofern man so was mag :-).
Aber auch Story, schauspielerische Leistungen und die grindige,
stets bedrohliche Atmosphäre lassen keine Wünsche offen. Und das Finale ist wirklich furios.
So etwas würde ich nicht mal meinen hirntoten Zombies in der Straßenbahn wünschen ...
Nihilistischer, derber, garantiert pädagogisch wertloser Redneck-Horror-Thriller mit Roadmovie-Elementen. Sicher nicht jedermanns Sache, aber abgebrühte Genre-Fans kommen gewiss auf ihre Kosten.