OT: Casa d´Appuntamento
GIALLO: ITALIEN, 1972
Regie: Ferdinando Merighi
Darsteller: Howard Vernon, Evelyne Kraft, Rosalba Neri, Robert Sacchi
Im Maison Colette (einem sündigen von der Walküre Anita Ekberg geleiteten Bienenstock mit solch Bienchen wie Barbara Bouchet, Roselba Neri oder Eva Astor) geht die Angst um. Anscheinend hat die Polizei nach dem Mord an der Prostituierten Francine dem falschen Mann dingfest gemacht, denn das gewaltsame Dezimieren des Bordellpersonals geht munter weiter -
KRITIK:Man kann über die FRENCH SEX MURDERS, welche im Übrigen keine bei Fellatio oder Cunnilingus verübten Tötungsdelikte beschreiben, sagen was man will; doch die Eröffnung mit dem wohl trashigsten Sturz vom Eiffelturm der Filmgeschichte sollte man eigentlich erlebt haben.
Und ebenfalls nicht zu verachten ist, wenn in diesem Film Peter Martell am Ohrfeigenbaum des heuer achtzigjährigen God´s Gift to Women Rolf Eden rüttelt. Dann hat der Inspektor seinen Einsatz und man fragt sich, wie zum Teufel es der selige Humphrey Bogart aus dem Jenseits zurück auf ein Filmset schaffen konnte.
Aber nein, ein Blick in die Trivias der Filmdatenbanken und die wilden Phantasien über mitternächtliche Voodoorituale, die Produzent Dick Randall und sein Editor Bruno Mattei (Jops, der REVOLTE IM FRAUENZUCHTHAUS 2-Schöpfer) an Bogies Grab abhalten, verflüchtigen sich wieder. Den Inspektor in dieser italienisch-deutschen Co-Produktion aus dem Jahr 1972 spielt Bogarts amtlicher und vor allem irdischer Doppelgänger Robert Sacchi. Doch auch der ist cool wie Oskar und schwört wie das Original auf Haarpomade.
Überhaupt ist die bis in die Nebenrollen mit bekannten Gesichtern ausgestattete Cast das Prunkstück des Films, der in Deutschland unter den Titeln AUGE DES BÖSEN, bzw. DER RIPPER KOMMT AUF LEISEN SOHLEN erschienen ist. Neben den bereits erwähnten Damen und Herren geben sich auch Jess Francos Lieblingsscherge Howard Vernon (MARQUIS DE SADE: JUSTINE, FRAUEN FÜR ZELLENBLOCK 9) und der aus zahlreichen Italo-Western bekannte Gordon Mitchell die Ehre. Letzterer bekommt übrigens von Iron Rolf ebenfalls die Fresse poliert.
Die Genreprominenz hat der Film zur Aufwertung auch dringend nötig, denn die Story ist recht schwachbrüstig und von einem herausragenden optischen Style kann eigentlich auch nicht die Rede sein. Aber es wäre wohl auch ziemlich vermessen gewesen, spektakuläre Kamerafahrten von einem wie Gunther Otto zu erwarten, dessen Filmographie prall gefüllt mit Titeln wie HEB HOCH DAS HEMD, WENN´S HÖSCHEN KLEMMT und MÖSLEINS BERGWELT ist.
Okay, auch der bei Mario Bava in die Schule gegangene Mario Mancini hat Cinematographencredits am AUGE DES BÖSEN, aber die könnten sich auf die feinen Aufnahmen am Eiffelturm beschränkt haben. Doch trotz der wenig Aufsehen erregenden Optik, dem eher stiefmütterlich behandelten Style und der unfreiwilligen Komik, die mehr als einmal das Ruder übernimmt, sind die FRENCH SEX MURDERS nicht ohne Unterhaltungswert. Denn da ist ja diese von Carlo Rambaldi arrangierte Enthauptungsequenz, die fast Modell für David Warners berühmte Köpfung aus DAS OMEN gestanden haben könnte. Plus ein paar schlüpfrige Bettszenen. Plus dieses das letzte Drittel veredelnde "Wohnzimmer Breitschwert Massacre".
Und als Alpha und Omega - der Freefall-Tower Eiffelturm. Witzig ist der Film schon Nicht wirklich gut, aber irgendwie witzig
Selten hat sich in einem Film etwas trashiger von der Spitze des Eiffelturms gestürzt wie jener schlecht getrickste Schemen im Sturzflug zu Beginn (und am Ende) der FRENCH SEX MURDERS. Sowohl in Story als auch Inszenierung lässt sich wenig Anspruch finden, aber dafür trumpft dieser auf überzogene Art charmante Trash-Giallo mit einem beeindruckenden Ensemble auf, welches neben Zuckerchen wie Rosalba Neri und Barbara Bouchet auch mit Kuriositäten wie dem schlagkräftigen Rolf Eden und einem waschechten Humphrey Bogart-Lookalike aufwarten kann. Dazu gibt es etwas Nudity und zwei lustige Enthauptungen.