FRAUENGEFÄNGNISFILM: I, 1983
Regie: Bruno Mattei
Darsteller: Laura Gemser, Gabriele Tinti, Ursula Flores
Laura/Emanuelle sitzt unschuldig im Frauenzuchthaus. Dort ist sie der grausamen Direktorin ausgeliefert. Als sich eine Bande entflohener Gewaltverbrecher in dem Gefängnis verschanzt, eskaliert die Situation.
Schockschwerenot. Da beginnt der erneute Ausflug in die Frauenstrafanstalt - Film wie Titel ein eher gesellschaftlich inkompatibles Sujet - doch tatsächlich mit künstlerisch ambitioniert arrangierten Bildern, getaucht in verschiedene Farbtöne. Sollte dieses Werk gar avantgardistische Einfälle präsentieren wie sein japanischer Genrekollege und WIP-Klassiker Sasori?
Doch Mann - nein, das ist kein schlechtes Wortspiel, aber weibliche Zuschauer halte ich für eher unwahrscheinlich - kann aufatmen, denn auf die Italiener - respektive Bruno Mattei - ist verlass, und somit ist eben beschriebene Szene mehr Handlungsinventar denn Stilmittel und so gibt es bereits nach fünf Minuten die erste Revolte zu erblicken - das verspricht also schon mal Sleaze und Gewalt, und zwar reichlich.
Doch zunächst gibt es ordentlich was auf die Ohren - des Zuschauers, zunächst einmal - denn der darf sich nicht nur über eingängige Synthiemusik, denn die gehörte in den 80ern einfach zum guten Ton - das war jetzt wirklich ein Wortspiel -, sondern auch über zeitlose Dialoge:"Halt die Schnauze!" - "Und wenn nicht, was machst du dann, hä?" - "Dann schlag' ich dir deine Brüste noch platter als sie schon sind, das schwör' ich dir!" - aber mal ganz ehrlich, da haben schon schlimmeres gehört.
Anschließend nimmt der Film richtig an Fahrt auf. Es wird gedemütigt und gefoltert, wenn auch nicht von Franco'schem Ausmaß - uh, politische Doppeldeutigkeit -, aber dennoch äußerst effektiv - und für Bethmann hat's auch gereicht, das muss ja was heißen.
Die Handlung reißt sicher keine Bäume aus und stellt zwar wie üblich lediglich ein Grundgerüst für sleazige Eskapaden dar - ganz ehrlich, großes Erzählkino erwartet wohl auch niemand - hebt sich dennoch von der Mehrheit der Genrekollegen ab und versucht zumindest den Schein der Seriosität zu wahren.
Auch die überdurchschnittliche Budgetierung der Produktion ist eindeutig zu erkennen, so bestimmen üppig ausgestattete Sets - natürlich in Relation gesehen - das Bild und sogar eine Verfolgungsjagd wurde aufgeboten.
Schauspielerisch bewegt sich die versammelte Mannschaft auf einem soliden Niveau - Relation vorausgesetzt -, vor Over- aber auch Underacting - und damit spiele ich nicht das mehr oder minder freiwillige Bettgehopse an - ist man dennoch nicht gefeit - aber das gehört ja quasi dazu. Unfreiwillig komisch das ganze also schon, wenn auch in geringem Ausmaß und damit an "comic relieve" eher arm.
Die DVD aus dem Hause X-Rated kommt in einer schön gestalteten - wenn auch platzfressenden - großen Hartbox daher und watet neben dem gekürzten US-Anfang - der prüde Amerikaner möchte scheinbar schneller zum Wesentlichen kommen - mit einer Trailer-Show auf.
Bruno Matteis Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus ist recht harte Genrekost aber gleichzeitig auch für diejenigen geeignet, die sleazige Gewalteskapaden mit einem Mindestmaß an Handlung vor sich selbst rechtfertigen müssen.