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Eldorado

Eldorado

ROADMOVIE: B, 2009
Regie: Bouli Lanners
Darsteller: Bouli Lanners, Fabrice Adde, Philippe Nahon

STORY:

Yvan verkauft alte Ami-Schlitten. Das Geschäft läuft mehr schlecht als recht im belgischen Niemandsland. Eines nachts stöbert er unter seinem Bett einen Einbrecher auf, der sich beharrlich weigert, sein Versteck zu verlassen. Yvan beschließt, den spindeldürren Kerl nicht zu verprügeln, sondern zu seinen Eltern zu fahren. Es regnet, es ist stockdunkel, der Oldtimer kommt von der Straße ab, und die beiden Buddies wider Willen machen die Bekanntschaft von allerlei eigentümlichen Gesellen, vom Hellsehern, Drogendealern, Tierquälern und Nudisten...

KRITIK:

Eigentlich wollte ich diesen Film nicht sehen. Ich hatte mich auf den neuen Lars von Trier gefreut. Aber irgendwie habe ich die Pressevorführungstermine verwechselt und war zur falschen Zeit am falschen Ort. Also ELDORADO statt ANTICHRIST. Soll sein.

ELDORADO zählt, wie die Inhaltangabe unschwer vermuten lässt, zur Gattung der Roadmovies. Ein ur-amerikanisches Genre eigentlich, wo wenig passiert, wo die Protagonisten einfach nur unterwegs sind. Der Weg ist das Ziel, sozusagen.

ELDORADO kommt aber nicht aus den USA, sondern aus Belgien. Und wurde von der dortigen Presse verdächtig gut aufgenommen: "Unwiderstehlich komisch und zutiefst berührend!" - "Eine Rock'n'Roll-Spritztour zweier großartiger Loser!" - "Ein belgisches Laurel&Hard-Duo in einer visuell überwältigenden Komödie!" - "Fabelhafte Kombination von amerikanischem Genre und belgischem surrealistischem Esprit!"

Der Film hat auch einige Preise gewonnen und geht als belgischer Beitrag für den Auslandsoscar ins Rennen.

Ein toller Film also? Nö. Leider nicht wirklich. Zumindest nicht für meinen Geschmack. Dabei liebe ich das Skurrile, das Absurde, das Morbide, das Surrealistische, das hier eine Liason mit dem Melancholischen eingeht. Zumindest in der Theorie.

Die Praxis sieht leider anders aus: Der Film löst diese Versprechen in keinster Weise ein - auch wenn der große Philippe "Menschenfeind" Nahon einen gepflegt verstörenden Kurzauftritt hinlegt.

Vielleicht lag meine Erwartungshaltung falsch? Mit Belgien assoziere ich nämlich wirklich grenzwärtigen, geisteskranken Radikal-Humor wie in CALVAIRE, MARQUIS, EX DRUMMER, MANN BEISST HUND oder gar VASE DE NOCES.

ELDORADO hingegen macht einen auf lakonisch, kauzig und berührend. File under Warmherzigkeit. Kaurismäki und Jim Jarmusch lassen grüßen. Die anvisierte Zielgruppe (= gutbürgerliche Cineasten mittleren Alters) lieben das. Ich nicht. Während meine Kollegen in der PV permanent am Lachen waren, hab ich zwei, drei mal geschmunzelt. Dabei bin ich grundsätzlich leicht zu unterhalten. Wenn der Humor stimmt.

Ich schau mir dieses Wochenende Kevin Smiths ZACK AND MIRI MAKE A PORNO und ADVENTURELAND an. Eher der Stoff, der mir die Freuden- und Lachtränen in die Augen treibt...

Eldorado Bild 1
Eldorado Bild 2
Eldorado Bild 3
Eldorado Bild 4
FAZIT:

Zwei Loser auf dem Weg in die Lakonie-Hölle. Mit Jubelkritiken überhäuftes Roadmovie made in Belgien, das viel zu schüchtern mit dem Morbiden flirtet und letztlich nicht mehr sein will als einfach nur nett. Nett ist bekanntlich ein anderes Wort für - ihr wisst schon...

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