OT: C'est arrivé près de chez vous
FAKE-DOKU/SATIRE: B, 1992
Regie: Rémy Belvaux, André Bonzel, Benoît Poelvoorde
Darsteller: Benoît Poelvoorde, Jacqueline Poelvoorde-Pappaert
Serienkiller Ben lässt sich von einem Kamera-Team bei der Arbeit über die Schulter blicken. Bereitwillig gibt er Einblick in seine Arbeitsweise ("Usually I start the month with a postman") und unterhält die Jungfilmer mit Vorträgen über Architektur, Politik, Philosophie und die korrekte Entsorgung von Leichen. Bald werden die Kameraleute Gelegenheit haben, ihr solcherart erworbenes Theorie-Wissen praktisch anzuwenden.
KRITIK:1992 kam aus Belgien ein Film ins Kino, der mit Fug und Recht zu dem avancierte, was man landläufig als "Kult" bezeichnet.
In MANN BEISST HUND - der französische Originaltitel bedeutet "Ganz in ihrer Nähe geschehen" begleitet ein Kamerateam einen Serienkiller bei der Arbeit. Ben heißt die - no na - eher unauffällige Gestalt, die sich - auf gut österreichisch gesagt - als ziemliche Kretzn erweist: Der Killer hat kein nämlich Motiv; er mordet allein zum Zwecke des Broterwerbs.
Immerhin hat er etwas, was dem Gros der Erwerbstätigen fehlt: Nämlich Spaß an seiner Arbeit. Mit einer unpackbaren Kaltschnäuzigkeit kommentiert Ben (großartig: der belgische Komiker Benoît Poelvoorde) seine Morde. Alte Leute sind bevorzugte Opfer ("Die horten jede Menge Geld in ihren Wohnungen"), Kinder hingegen tötet er äußerst ungern. Höchstens drei oder vier in den letzten fünf Jahren.
Nach unzähligen Leichen und vielen durchsoffenen Nächten freunden Ben und das Kamera-Team sich an. Was für ein Glück: Endlich hat Ben ein paar Dumme gefunden, die ihm bei der anstrengenden Leichenentsorgung helfen...
Man merkt schon: Der Film stammt aus einer Zeit, als Zynismus noch cool war. Und weil MANN BEISST HUND damals vom ehrwürdigen "Arthaus"-Verleih ins Kino gebracht wurde, fehlt auch der "Anspruch" nicht, ohne den so viele Kinogänger offenbar nicht können.
Wer will, kann MANN BEISST HUND gerne als Satire auf das Phänomen Reality-TV sehen, auf die krankhafte Neugier und Faszination am Leid anderer. Oder einfach nur als ein radikales filmisches Experiment (grobkörnige Schwarz/Weiss-Bilder, wackelnde Handkamera), das eine unglaubliche Intensität entwickelt und - Achtung, Phrase - das Lachen im Halse stecken bleibt lässt.
Erstaunlich, dass bis heute noch kein Label über eine DVD-Veröffentlichung getraut hat.
Was Sie immer schon über einen wahnsinnigen Killer wissen wollten: Ben erzählt es der Kamera, bevor Sie zu fragen wagen. Ein Mehr an schwarzem Humor und Zynismus als in diese legendären belgischen Fake-Doku ist eigentlich nicht mehr vorstellbar.