OT: Death Wish
ACTION: USA, 1974
Regie: Michael Winner
Darsteller: Charles Bronson, Hope Lange
Als Frau und Tochter des pazifistischen Architekten Paul Kersey vergewaltigt werden, gibt er sein friedliches Dasein auf und patroulliert fortan mit einer Waffe durch New Yorks Straßen.
KRITIK:Hart, härter, Bronson.
Obwohl Paul Kersey eher das Gegenteil von Bronsons üblichen Charakteren ist.
Denn Kersey ist Pazifist und Kriegsdienstverweigerer. Jemand, der dem Ärger aus dem Weg geht,
und sich so allerhand gefallen lässt.
Aber auch nicht alles, denn als seine Frau und Tochter von einer Straßengang vergewaltigt werden, -
hier kann der Filmfreund übrigens Jeff Goldblum (!) in einer seiner ersten Filmrollen als Vergewaltiger (!) entdecken -
und die Polizei die Täter nicht finden kann,
da die gesamte Stadt ein Moloch des Verbrechens und der Gewalt ist und ihre Kräfte somit nicht annähernd ausreichen,
lernt Paul Kersey einen anderen - ziemlich effektiven - Weg der Konfliktlösung kennen - den Weg des Bleis.
Es ist ein großes Plus des Films, dass die Wandlung Pauls vom pazifistischen Menschenfreund
hin zum Rächer der Entehrten, einem stetigen Reifeprozess unterliegt und damit nachvollziehbar wird.
Freunde geballter Action seien daher gewarnt,
die erste Hälfte des Films verläuft recht ruhig und tastet sich langsam an den actionreicheren
Part der Geschichte heran.
Denn im Gegensatz zu den nachfolgenden Teilen der insgesamt fünf Teile umfassenden "Death Wish"-Reihe
setzt Michael Winner in Teil 1 noch auf Handlung, und so bleiben die Gewaltakte -
von der doch ziemlich heftigen Vergewaltigung zu Beginn einmal abgesehen -
relativ harmlos und im überschaubaren Rahmen, aber dennoch sehr intensiv.
Dem aufmerksamen Betrachter werden eindeutige Parallelen zu dem zwei Jahre später erschienenen Meisterwerk Taxi Driver aufgefallen sein.
Auf den ersten Blick mag dies durchaus stimmen, doch bei genauerer Betrachtung fällt auf,
dass sich beide Filme nicht nur von der Stimmung als auch von der Herangehensweise an die Selbstjustiz-Thematik und der Ziele ihrer Gesellschaftskritik unterscheiden.
Während Taxi Driver die Auswirkungen von Schlaflosigkeit und Isolation auf eine bereits psychisch
gestörte Persönlichkeit, und damit die Anonymität der Großstadt
und den Vietnamkrieg sowie seine Folgen anprangert,
konzentriert sich Death Wish vielmehr auf die Probleme einer unmoralischen und verkommenen Gesellschaft.
Dabei versucht der Film die Selbstjustiz vehement mit allen Mitteln zu rechtfertigen,
- was auch gelingt, denn als Zuseher kann man Kerseys Handeln nachvollziehen
und erkennt die Selbstjustiz als legitimes Mittel an - eine kritische Betrachtung des gewählten Pfades findet nicht statt -
ein Grund für die Indizierung dieses Werkes.
Auch technisch ist Death Wish durchaus gelungen. Bronson mag gewiss kein Robert DeNiro sein -
gerade in der ersten Hälfte mögen einige Szenen zum Schmunzeln anregen -
doch den Rolle des Einzelgängers, des knallharten Bestrafers, ist ihm wie auf den Leib geschneidert.
Ebenso arbeitet Winner solide, erzählt die Geschichte spannend und konsequent.
Und vor allem der Schlusssatz Kerseys kann wohl als Referenz an Bronsons zahlreiche Rollen im Westerngenre - in dem auch Winner und Bronson bereits zusammengearbeitet haben - gesehen werden.
Ein Klassiker, den nicht nur Bronson-Fans zumindest einmal gesehen haben sollten.