OT: Murphy's Law
ACTION: USA, 1986
Regie: J. Lee Thompson
Darsteller: Charles Bronson, Kathleen Wilhoite, Carrie Snodgress, Robert F. Lyons
Dem heruntergekommenen Polizisten Jack Murphy werden von einer kürzlich entlassenen Verbrecherin, die er verhaftete, mehrere Morde untergeschoben.
Entschlossen seine Unschuld zu beweisen, flieht er aus der Untersuchungshaft. Da er allerdings an die kurz zuvor von ihm festgenommene Autodiebin Arabella McGee gekettet ist, begeben sich die beiden widerwillig gemeinsam auf die Flucht.
Abt.: Hart, härter, Bronson.
Was tut nach einem langen, stressigen Arbeitstag so richtig gut?
Korrekt. Rohe, unmotivierte Gewalt - auf dem Bildschirm versteht sich -; lässige Dialoge, und markige Oneliner - möglichst aus den 80ern, mit allem was dazugehört.
Zumindest was mich betrifft, kann es dafür nur einen geben - ihr ahnt es sicher schon -, den Mann mit dem Gesicht aus Granit - Charles Bronson.
Und wenn so ein Bronson-Knaller dann auch noch von Cannon produziert wird, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
Dabei unterscheidet sich Bronsons Rolle in Murphys Gesetz - wie auch schon zuvor in Ein Mann sieht rot - ein wenig von seinen üblichen Rollen. Jack Murphy ist kein glänzender Rächer der Entrechten, kein edler Held. Murphy ist ein Wrack, ein geschiedener Säufer der in einem Rattenloch haust, von seinen Kollegen dafür verachtet wird und nichts dafür tut, ein paar Punkte auf der Charme-Skala einzuheimsen - ein echter Antiheld also, und eine erfrischende Abwechslung dazu.
Dennoch steht Murphy für Recht und Ordnung, so heruntergekommen sein Leben auch sein mag, sein Wertesystem bleibt unverändert. Wer böse ist, gehört bestraft, gerne auch mit den Methoden eines modernen Vigilanten - sehr zur Freude der Zuschauer - mit einem gewohnt flotten Spruch auf den Lippen und Gerechtigkeit in seinen Fäusten zeigt er Mafiosi und Hasch anbauenden Möchtegern-Vergewaltigern was er von ihnen hält.
Auch die Handlung von Murphys Gesetz ist, im Vergleich zu den üblichen Bronson-Reißern,
um einiges komplexer und düsterer. Diffamiert von Polizei, Mafia und einer Gegnerin mit offener Rechnung verfolgt,
muss er sich alleine durchschlagen. Seine einzige Verbündete findet er in der kleinkriminellen Arabella,
die er kurz zuvor verhaftet hat - ein ungleiches Paar also,
und doch entsteht aus der erzwungenen Partnerschaft eine richtige Freundschaft.
Zwar krankt auch hier das Drehbuch an nicht unüblichen Mängeln - wie der Oberflächlichkeit einiger Charaktere -,
nimmt sich ansonsten aber genug Zeit, um die Handlung zu etablieren und tritt elegant an etwaigen Plotholes vorbei.
Darüber hinaus gibt es nebst aller Action genügend "comic relief",
die vor allem auf das Konto von McGee geht. Die locker-flockigen Dialoge -
die bereits im Original vorhanden waren - sorgen für einigen Spaß und lassen in der deutschen Synchronfassung
nostalgisch gefärbte Erinnerungen an alte Spencer/Hill-Klopper aufkommen.
Ohne aufgesetzt zu wirken fügen sie sich dennoch ins Gesamtbild ein.
Aber auch unfreiwillig gibt es einige Male etwas zu schmunzeln,
was an den schauspielerischen Leistungen einiger Akteure liegt.
Damit ist jetzt allerdings nicht Bronson gemeint, denn dass der kein Charakterdarsteller war,
dürfte bekannt sein - den knallharten Hund hatte er aber drauf,
und das ist mehr als ausreichend - zumal er mindestens zwei Gesichtsaudrücke mehr als Steven Seagal zur Schau stellen konnte.
Die Rede ist vielmehr von Carrie Snodgress, die als Murphys Erzfeindin ein wenig fehlbesetzt wirkt.
Sie mag zwar durchaus kräftige Oberarme haben - they put mine to shame -
den gerissenen Mastermind nimmt man ihr jedoch nur widerwillig ab.
Kathleen Wilhoite als Arabella McGee macht hingegen alles richtig.
Sie wirkt nicht nur äußerst sympathisch, sondern kann tatsächlich schauspielern und -
auch wenn ihr in ihrer Rolle nicht allzu viel abverlangt wird - bringt sie ihre Rolle überzeugend rüber.
Wie viele andere Bronson-Reißer, hat auch Murphys Gesetz durch MGM den Weg in die DVD-Abspielgeräte
der Fans gefunden - da ohne Selbstjustiz-Thematik sogar bloß mit KJ-Freigabe.
Man sollte Metro-Goldwyn-Mayer also eigentlich danken, doch ein kleiner Wehrmutstropfen bleibt wohl immer, und so ist nicht nur das Menü gewohnt minimalistisch, sondern auch die Ausstattung mit Extras praktisch nicht vorhanden - naja, auf den Film kommts ja schließlich an.
Murphys Gesetz ist ein äußerst ausgeglichener Film. Er ist zu gleichen Teilen spannend,
witzig und ernst. Bronson ist wieder gut aufgelegt und gibt den heruntergekommen Polizisten,
der seinen Gegnern mit einem flotten Spruch auf den Lippen die Lichter ausbläst mit spielender Leichtigkeit
und sichtlichem Spaß an der Sache. Ganz nebenbei entpuppt sich sein Charakter Jack Murphy gleich noch als Freund von Frauengefängnisfilmen:
"Ehrlich, ich hab den Durchblick - ich weiß was im Frauengefängnis passiert. Beim
ersten Mal müssen sie dich noch festhalten, aber danach entsteht die große Laune!",
sagt er da etwa - sympathisch, sympathisch.
Mit Wilhoite hat er denn auch eine geeignete Partnerin zur Seite bekommen und zusammen geben die beiden ein überaus amüsantes Paar ab.
Da auch die Action in der durchaus recht komplexen Handlung nicht zu kurz kommt, ist Murphys Gesetz
durch seine temporeiche Inszenierung ein kurzweiliges Filmvergnügen zum zurücklehnen und genießen.
In diesem Sinne: "Pfui Teufel, kennst du schmutzige Ausdrücke, du Arschloch!"