OT: The Brave one
THRILLER/DRAMA: USA, 2007
Regie: Neil Jordan
Darsteller: Jodie Foster, Terrence Howard, Naveen Andrews
Die Radiomoderatorin Erica Bain und ihr Verlobter werden im Central Park von Gangstern überfallen, brutal geschlagen und dabei gefilmt. Ihr Verlobter stirbt; sie selbst überlebt schwer verletzt. Von nun an ist die Angst ihr ständiger Begleiter. Bis sie sich am Schwarzmarkt eine Waffe besorgt, die sie zuerst in Notwehr, dann in Selbstjustiz einsetzt...
KRITIK:Nach James Wans "Death Sentence" kommt nun ein weiteres Thriller-Drama in unsere Kinos, das auf Charles Bronsons Spuren wandelt und von Rache und Selbstjustiz erzählt.
Am Regiestuhl saß der irische Altmeister Neil Jordan, der natürlich einen besonderen Zugang garantiert: Während der junge wilde James Wan hemmungslos überzogene, aber wirkungsvolle Action-Randale abzieht, geht Neil Jordan, ein im besten Sinne wertkonservativer Filmkünstler, die Sache etwas gemütlicher an:
Sein Schwerpunkt liegt nicht auf Action, sondern auf Charakterdrama. Da ist Hauptdarstellerin Jodie Foster natürlich keine schlechte Wahl - als Frau in Extremsituationen, die es der bösen Männerwelt gehörig heimzahlt, hat sie doch einiges an Erfahrung aufzuweisen (auch wenn sich der Autor dieser Zeilen nicht unbedingt als großartiger Jodie Foster-Fan outen würde).
Hier spielt Foster das traumatisierte Verbrechens-Opfer, das zur Täterin wird, mit aller gebotener Eindringlichkeit. Aber auch ihr Gegenpart auf der Seite des Gesetzes, gespielt von Terrence Howard, überzeugt. Zwischen Cop und Killerin entwickelt sich ein spannendes und nicht alltägliches Katz- und Maus-Spiel,
bei dem nicht nur das überraschende Ende verblüfft. Aber seht selbst...
Neil Jordan ("Breakfast on Pluto", "Interview with the Vampire")
inszeniert wie gewohnt souverän, mit viel Gespür für eindringliche Bilder und packende Momente. Die wenigen, aber intensiven Gewaltausbrüche werden in Genre-üblicher Härte zelebriert. Dass der Film auch in seinen Drama-Parts funktioniert und trotz seines eher schlichten Plots durchgängig spannend bleibt, zeugt von der Klasse des Regisseurs und seiner Darsteller.
Eine Empfehlung also. Die mehrheitlich negativen Kritiken, die ich persönlich auf eine gewisse "Gutmenschen-Spießigkeit" beim Gros der schreibenden Zunft zurückführe, sollten Fans von Rachefilmen nicht abschrecken.
Nach "Death Sentence" ein weiterer Wiederbelebungsversuch des (manchmal nicht zu unrecht) ein wenig schief angeschauten Selbstjustiz-Genres, sehr kunstfertig inszeniert von Altmeister Neil Jordan. Jodie Foster überzeugt als weiblicher Charles Bronson :-)