DRAMA: GB/IRL, 2005
Regie: Neil Jordan
Darsteller: Cillian Murphy, Liam Neeson, Stephen Rea, Ruth Negga
London in den Seventies: Während Bomben der IRA explodieren und der Polizeistaat gnadenlos zurückschlägt, driftet ein irischer Transvestit durch die Bars und Peepshows der Stadt, auf der Suche nach seiner Mutter ...
KRITIK:
Um Neil Jordan, Schöpfer von so unterschiedlichen Filmen wie The Crying Game, Die Zeit der Wölfe oder Interview mit einem Vampir
ist es in den letzten Jahren eher still geworden.
Umso größer meine Freude, dass seit dem famosen Butcher Boy (1997) endlich wieder ein Film des irischen Regisseurs den Weg in unsere Kinos gefunden hat. Zwar mit lächerlich geringer Kopienanzahl, aber immerhin.
Wie Butcher Boy ist auch Breakfast on Pluto
eine Adaption eines Romans des irischen Autors Patrick McCabe,
der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat.
Im Mittelpunkt steht ein Junge namens Patrick (das Alter Ego des Schriftstellers?),
der von seiner Mutter ausgesetzt wurde und in der Obhut eines Priesters aufwuchs.
Aus Patrick wird Kitten, ein exzentrischer Transvestit, den es auf der Suche nach seiner Mutter
in die Pop-Metropole London verschlägt.
Dort driftet Kitten durch glitzernde Discos, plüschige Peepshows und versiffte Backstage-Räume,
macht Bekanntschaft mit Rockmusikern, IRA-Killern, brutalen Freiern und Prügelpolizisten ...
Der Film spielt in den Siebzigern, vor dem Hintergrund des irisch-britischen Konfliktes; Stichwort IRA, Bombenterror, Polizeiübergriffe ...
Doch Neil Jordan schiebt die Politik elegant zur Seite: Seine Protagonisten flüchten vor dem Horror der Realität in knallbunte Pop-Parallelwelten.
In seinen besten Momenten wirkt Breakfast on Pluto wie ein aufwändig ausgestattetes, stilvoll inszeniertes Pop-Märchen, vergleichbar mit Velvet Goldmine oder auch dem bildgewaltigen Drama 2046.
Apropos Pop und Eleganz: Brian Ferry von Roxy Music ist in einer Nebenrolle zu sehen.
Doch leider kommt dem Film seine Überlänge in die Quere. Trotz toller Schauspieler (bitte einen Makeup-Oscar an Cillian Murphy!), perfekter Inszenierung und schöner Momente sonder Zahl wäre eine halbe Stunde weniger viel mehr gewesen.
Dennoch eine klare Empfehlung für Menschen, die Ästhetik im Kino zu schätzen wissen.
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