HORROR/MYSTERY: USA, 2006
Regie: Neil LaBute
Darsteller: Nicolas Cage, Ellen Burstyn, Molly Parker
Der Verkehrspolizist Edward Malus bekommt nach einem traumatischen Erlebnis einen Brief von seiner ehemaligen Fastverlobten, in dem sie ihn bittet ihr entführtes Kind zu suchen. Dabei verschlägt es ihn auf eine Insel, auf der ziemlich eigenartige Umgangsformen und soziale Normen herrschen...
KRITIK:Mein "Lieblingsschauspieler" Nicolas Cage ist irgendwie ein sehr seltsamer Mensch. Deswegen mag ich ihn ja so gerne. ;-) Aber in letzter Zeit ist seine Filmauswahl schon ziemlich....eigenartig. Andererseits hat sich "The Wicker Man" wahrscheinlich auf dem Papier gar nicht so übel angehört. Der Film ist ein Remake eines ziemlich schrägen englischen Kulthorrorthrillermusicals, der unter Kennern (vor allem Briten) als einer der besten Horrorfilme überhaupt gilt.
Es geht eben um einen Polizisten, der auf der Suche nach einem Mädchen auf einer (im Original schottischen) Insel landet und vom Verhalten der dortigen Bewohner ziemlich irritiert ist, da sie eine andere Vorstellung von Kultur und Gesellschaft haben (unter anderem wird andauernd gevögelt).
Gut, amerikanisches Remake, Sex und sonstige Freizügigkeiten werden erst mal gestrichen. Aber dafür wurde den Insulanern ein anderes, nicht minder interessantes, gruppendynamisches Korsett umgebunden: Auf der Insel herrscht ein Matriarchat. Die Männer sind dumm gehaltene, schwache, sprachlose (die Zungen werden bei Geburt entfernt) "Phallussymbole", die als Arbeitsdrohnen und Fortpflanzungsmaschinen dienen.
Auch die Sprache der Einwohner folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten. Da ist es kein Wunder, dass der traumatisierte Protagonist schwer überfordert herumirrt um das Rätsel zu lösen, aber dabei die Welt weniger und weniger versteht, ebenso wie der nicht minder irritierte Zuseher.
Spannung kommt nicht allzu viel auf, aber der Unterhaltungswert und die Faszination dieses Ortes, der so wirkt als wäre er aus einer anderen Welt, vermögen bei der Stange zu halten.
Und dann am Schluss, wo wir endlich dem Wickerman begegnen (zu deutsch Weidenmann - das sind geflochtene oder aus Holz bestehende Statuen, in denen man Hexen verbrannte) gibt es den üblichen Twist und ein Ende, dass sich das Prädikat "Shocking" wahrlich verdient hat und diesen Film dann doch ein gutes Stückchen über den Durchschnitt hebt und mich gestern Nacht im Bett noch einige Zeit beschäftigte. Ich musste mich noch unnatürlich oft beunruhigt hin und her wälzen ehe ich mich dem verdienten reinigenden Schlaf hingeben konnte. Ich weiß ja warum ich Horrorfilme eher vermeide :-)
"Supertrash" oder "intellektuelles Angstkino", das ist hier die Frage. Das Publikum hat den Film ignoriert, die (Mainstream-)Kritiker ihn zum Großteil mit Schelte bedacht. Sagen wir einmal so, das ist ein Film für Leute mit eher ausgeprägterem Fassungsvermögen (das Filmtipps-Publikum also;-), die anderen werden eher mit Unverständnis und Flucht reagieren. Schräg-schräger-Wickerman!!!!