OT: La Chiesa
HORROR: ITALIEN, 1989
Regie: Michele Soavi
Darsteller: Barbara Cupisti, Tomas Arana, Hugh Quarshie, Asia Argento
Nachdem Kreuzritter ein Blutbad unter angeblichen Ketzern angerichtet haben, wird ein Massengrab ausgehoben und darauf eine Kathedrale errichtet, um das Böse zu versiegeln.
Doch als Jahrhunderte später ein Bibliothekar, der die kirchlichen Schriften archivieren soll, auf das dunkle Geheimnis stößt, wird etwas entfesselt, das keinen Zweifel daran lässt, dass sich die Kathedrale immer noch fest in Satans Hand befindet
Ich muss gestehen. Als ich mich sozusagen als Gorewelpe in meinen Teenagertagen aufgemacht habe, um Splatter-Italien zu erforschen, hinterließ THE CHURCH anfangs einen eher zwiespältigen Eindruck. Mit der konfusen Story wurde ich seinerzeit nicht warm, aber dafür überzeugte mich die blutrünstige Effektarbeit von Stivaletti und Prestopino.
Jetzt einige Jahre später stellt sich heraus, dass das von Dario Argento produzierte Zweitwerk des mittlerweile zum Kultregisseur avancierten Michele Soavi mit der Zeit wie ein guter Wein gereift ist und heute ungeahnte Qualitäten offenbart.
Eingeleitet von einer grandiosen wie barbarischen Mittelaltersequenz mit Ketzern, Kreuzrittern, Massakern und einem unheimlichen Massengrab ist THE CHURCH ein permanentes Schwelgen in düsteren Bildern und rabenschwarzer, bedrohlicher Atmosphäre. In der zweiten Hälfte treten dann die vorgenannten Effektkünstler auf den Plan und zollen der blutigen Tradition italienischer Horrorfilme unter anderem mit einem Presslufthammer-Selbstmord und jenem Gorehighlight, als ein Gesicht an der Frontscheibe einer sich in voller Fahrt befindlichen U-Bahn zerplatzt, ihren Tribut.
Während Soavi visuell die Teufel nach allen Regeln der Genrekunst tanzen lässt und der extrem düstere Score von Argentos vereinten Hauskomponisten (Goblin, Keith Emerson, Simon Boswell) sein Übriges dazutut, bleibt die etwas wirre Handlung nur Staffage in einem Alptraumszenario.
Ob zugunsten der surrealen Grundstimmung absichtlich auf eine nachvollziehbare Geschichte verzichtet wurde oder das irritierende Element die Folge massiver Drehbuchänderungen ist; who knows? Fakt ist, dass das Projekt ursprünglich als dritter Teil der DEMONS-Reihe gestartet ist, aber aufgrund des kommerziellen Flops von DEMONS 2 zu einem eigenständigen Film - dem vorliegenden THE CHURCH - wurde. Allerdings scheint man Teile des DEMONI 3 - Skripts vor allem gegen Ende des Streifens eins zu eins übernommen haben und diese Elemente wollen nicht so richtig zum Rest passen.
Aber darüber lässt sich ebenso hinwegsehen wie über die teils unsinnigen Dialoge der grässlichen deutschen Synchronisation, weil THE CHURCH dank Soavis hochatmosphärischen Inszenierungsstil auf einem soliden (Horror-)Fundament steht.
Wenn der Teufel eine Kathedrale im Sturm erobert, ist filmische Finsternis garantiert.
Unheimliche Bilder, Alptraumatmosphäre und harte Goreeinlagen gehen Hand in Hand in diesem unterschätzten Kleinod des großen italienischen Horrorkinos der Achtziger Jahre.