TRASH: USA, 1987
Regie: Jim Muro
Darsteller: Mike Lackey, Jane Arakawa, Pat Ryan
Ein Schnapshändler findet in seinem Keller eine Kiste mit Flaschen eines mysteriösen Getränks namens "Viper", die er für einen Dollar an eine Handvoll Obdachloser verkauft. Doch deren Freude über den billigen Rausch währt nur kurz, denn das Gebräu hat eine unschöne Nebenwirkung: Wer vom Viper trinkt, schmilzt
KRITIK:Bevor Jim Muro zu einem der gefragtesten Steadycam-Operatos Hollywoods aufstieg, inszenierte er diesen fiesen Bastard von einer Splatter-Komödie, der rasch zum gesuchten Kultobjekt avancierte.
Wenn Muro seine trinksüchtigen "Penner" schmelzen lässt, hat der gute Geschmack Pause: Der Film schlachtet alles andere als lustige Themen wie Alkoholismus, soziales Elend, Geisteskrankheiten und sexuelle Perversionen schamlos für ein paar billige Lacher aus. Manch verwirrte Rezensenten attestierten Muro "schwarzen Humor" und sehen STREET TRASH auf einer Ebene mit diversen Troma-Großtaten wie THE TOXIC AVENGER oder TROMEO AND JULIET.
Was schlicht falsch ist: Bei aller Geschmacklosigkeit ist Tromas Witz stets von Humanismus durchzogen. Der fehlt hier völlig. STREET TRASH hat kein humanistisches Herz, der "Humor" schrammt hart an der Grenze zur zynischen Menschenverachtung entlang:
Was soll man von einer selbsternannten "Komödie" halten, in der einem "Penner" zum Spaß der Schwanz abgeschnitten wird, um damit ein Fangspiel zu veranstalten? Ist das pechschwarzer, tabubrechender Humor? Oder einfach nur asozialer Hardcore-Zynismus?
"Geh bitte, du alter Saubartl", höre ich Euch jetzt sagen, "mach jetzt nicht einen auf moralisch erschüttert! Gib doch zu, dass dir der Blödsinn eh gefallen hat."
Ja eh. Dem Saubartl in mir hat's gefallen. Dem Sozialarbeiter in mir eher weniger. Hach, diese Zerrissenheit... :-)
Fakt ist jedenfalls: Für Trash-Liebhaber führt an STREET TRASH kein Weg vorbei. Jim Muro ist kein Stümper und liefert kameratechnische und inszenatorische Qualitätsarbeit - gemessen am üblichen Niveau derartiger Produktionen. Der Film überrascht mit einigen experimentellen Kamerafahrten und einer unfassbar grindigen Atmosphäre, die dem Filmtitel alle Ehre macht.
Gut, die "Darsteller" wurden offensichtlich sorgfältig im Freundeskreis des Regisseurs gecastet und verfügen über ein Mimenspiel, das Chuck Norris wie einen Burgschauspieler erscheinen lässt.
Auch erzählerisch haperts ein wenig. Doch Obacht: Wer diverse Längen leichtfertigerweise durch Betätigung der Fast Forward-Taste abzukürzen gedenkt, läuft Gefahr, manch pittoreskes Detail zu übersehen. Etwa den lustigen Gerichtsmediziner, der aus Leichenteilen Skulpturen anfertigt.
Was STREET TRASH seinen Sonderstatus unter den Achtziger-Splatterkomödien einbrachte, sind die bahnbrechenden Schleim- und Schmelzeffekte, die es wirklich in sich haben. Ekelfaktor: Erstaunlich. Und am Ende gibts eine Sequenz, bei der die Kinnlade auf Kniehöhe kippt. Aber seht selbst
Interessanterweise war STREET TRASH am 26.09.2008 im Fernsehen zu sehen - beim ehrwürdigen Kultursender ARTE! Was sagt man dazu? Die Programm-Verantwortlichen müssen wohl im Viper-Rausch darnieder gelegen sein
Trotz etlicher Längen ist STREET TRASH ein Pflichtfilm für Achtziger-erfahrene Trash-Freunde, denen hier ein filmisches Ekeltraining aus jenseitigem Humor und eimerweise buntem Schleim serviert wird.
In diesem Sinne: "Mann, schmier mich nicht mit deiner Kotze voll!"