OT: Peccati di gioventù
GIALLO & FRIENDS/ EROTIKDRAMA: ITALIEN, 1975
Regie: Silvio Amadio
Darsteller: Gloria Guida, Dagmar Lassander, Fred Robsahm, Silvano Tranquilli
Angela ist die verwöhnte schöne Tochter eines reichen Diplomaten und genießt ihre Freiheiten in vollen Zügen, wenn Daddy mal wieder auf Dienstreise ist. Und letzteres scheint er 360 Tage im Jahr zu sein. Als ihr Vater die attraktive Irene mit nach Hause bringt, macht die Stiefmutter in spe die abonnierte sturmfreie Bude zunichte. Der Teenager sieht in der Geliebten ihres Vaters eine Gefahr für das schöne Lotterleben auf Sardinien und beschließt sie bald möglichst wieder loszuwerden. Als sie von einem dunklen, lesbischen Punkt in Irenes Vergangenheit Wind bekommt, fasst sie einen teuflischen Plan. Sie beginnt ein böses erotisches Spiel mit der älteren Frau zu treiben -was letztendlich in einer Tragödie endet
KRITIK:Und Er (der damalige deutsche Verleih) taufte ihn (Amadios SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS) auf den Namen SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL, um sie (die Zuschauer) einmal mehr arglistig zu täuschen!
Und im Fall von PECCATI DI GIOVENTÙ (so der Originaltitel) ist es bisher noch jedem Publisher -vom damaligen deutschen Verleih über die Bild am Sonntag(!)-Videothek bis hin zum italienischen Raro-Label, das vor ein paar Jahren die derzeit definitive DVD dieses Films veröffentlicht hat- gelungen, die perfekte Mogelpackung zu kreieren; ein Vermarktungsirrlicht, das den unbedarften Fleshhound unter Garantie hinters Licht führt.
Man muss es allerdings neidlos anerkennen: Die Tarnung als Eurosexklamotte ist einfach grandios! In der Hauptrolle: Gloria Guida - ihres Zeichens blondes, ewiggeiles Zuckerchen und damals blutjunger Star der FLOTTE TEENS OHNE JEANS-Reihe und ähnlich gelagerten Epigonen. Dieselbe Gloria Guida prangt auf dem Cover der besagten 2005 erschienenen Raro-DVD; In Hochglanz fotografiert sich nackig gen Sunshine reckend, während unten die Hände einer Gespielin am straffen Bäuchlein tatschen. Beinahe logisch, dass sich da des Fleshhounds Zunge in schönster Cartoon-Manier sabbernd gen Laminatboden rollt und er in froher Erwartung von unbeschwerten Poppens in Postkartenidylle den Silberling in den Player rammt.
Nur um dann enttäuscht festzustellen, dass in diesen 85 Minuten die Softsexorgien größtenteils der Phantasie des Zuschauers überlassen bleiben und dass der englische Titel SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS den Kern letztendlich mehr trifft als es die SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL-Namensgebung tut.
Doch don´t fuck mit den Freunden des italienischen Kultkinos der Siebziger! Wir hatten doch gleich so unseren Verdacht, nachdem wir die Namen der anderen Beteiligten gelesen haben. Die Story stammt von Roberto Natale, welcher auch schon für Bava an OPERAZIONE PAURA und LISA UND DER TEUFEL mitgeschrieben und außerdem die Drehbücher zu BLOODY PIT OF HORROR und Bidos erstem Giallo WATCH ME WHEN I KILL geliefert hat. Der Regisseur des Films: Silvio Amadio - und da denkt der Giallo-Aficionado natürlich gleich an dessen AMUCK! und als nächstes an Barbara Bouchet, Rosalba Neri und lesbische Liebesspiele
Zu guter Letzt: Dagmar Lassander, die eigentliche Primadonna des Films; was Aussehen und schauspielerisches Talent angeht. Und die ist seit HATCHET FOR THE HONEYMOON und FRIGHTENED WOMAN sowieso eine Genreikone. Nun verwundert es nicht mehr, dass die Spuren plötzlich in Richtung Giallo gehen und der Film auch tatsächlich in diversen Genrekompendien als solcher geführt wird.
Aber auch wenn sich der geneigte Fan in den geschmackvoll eingerichteten Sets zwischen J&B-Flaschen und Dagmar Lassander pudelwohl fühlen wird; ein hundertprozentiger Giallo ist SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS definitiv nicht. Hier haben wir es vielmehr mit einem Halbblut aus Erotikdrama und Thriller zu tun, das zumindest ein paar gialloeske Stilmittel aufbieten kann. Wobei die erotischen, dramatischen Elemente deutlich überwiegen. Es knistert, wenn das hinterhältige Teenager-Biest der verkappten lesbischen Stiefmutter Avancen macht und ihr nicht aus Liebe, sondern aus reiner böswilliger Berechnung den Kopf verdreht. Dabei bleibt es an der Sleazefront relativ ruhig und es werden -was erstaunt- durchaus ernsthafte Töne angeschlagen.
Insbesondere Dagmar Lassanders Figur offenbart mit zunehmender Spieldauer eine immer größere tragische Tiefe.
Auch wenn graphische Sexszenen größtenteils durch Abwesenheit glänzen, ist Gloria Guida weit davon entfernt, nur angezogen durch das sardinische Urlaubsidyll zu hüpfen. No, Sir! Jede sich bietende Gelegenheit, vor Maccoppios Kamera die Hüllen fallen zu lassen, wird eiskalt genutzt. Und eine ganz starke erotische Note kommt immer dann zum Vorschein, wenn sich die beiden schönen Frauen Lassander und Guida den Bildschirm teilen.
Trotzdem ist SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS in letzter Konsequenz in diesen Dingen etwas zurückhaltender als erwartet, was aber irgendwie der inhaltlichen Wertigkeit der Geschichte zu gute kommt.
Freilich geht dies in diesem Fall nicht zwingend mit bedingungslosen, seriösem Anspruch oder ganz großem Gefühlskino einher. Beides dürfte aber -trotz des Bemühens um eine gewisse Ernsthaftigkeit- ohnehin kaum Bestandteil des Masterplans von Amadio und Co gewesen sein. Denn seien wir mal ehrlich: SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL - ein tief schürfendes Drama mit der Intention unsere Tränendrüsen auszuwringen und bereit für alle Oscars dieser Welt? Das wäre sicherlich zuviel des Guten gewesen. Was der Film bietet sind 85 Minuten solide in Szene gesetzte und schön fotografierte erotische Unterhaltung mit tragischem Ausgang.
Der Film kann sich zwar nicht ganz von Längen freisprechen, aber als Entschädigung gibt es ein recht spannendes Finale mit (vorhersehbar) tragischem Ausgang und eine großzügige Portion Gloria Guida-Nudity.
Hinter dem eine simple Bumsklamotte suggerierenden deutschen Titel SONNE, SAND UND HEISSE SCHENKEL verbirgt sich ein mit vagen gialloesken Zügen aufwartendes Erotikdrama von AMUCK!-Regisseur Silvio Amadio, indem ein sexy Teenager vor traumhafter Urlaubskulisse die ältere, insgeheim lesbische Stiefmutter in spe auf arglistige Weise in Versuchung führen will. Natürlich setzt sie dabei ihren knackigen Körper ein, was nicht zuletzt den Zuschauer in den Genuß zahlreicher Nacktszenen mit Guida bringt. Im Großen und Ganzen zeigt sich SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS gegenüber den schmuddelig-süßen Verlockungen der (S-)Exploitation aber erstaunlich resistent. Ja, im mittleren und letzten Drittel wird gar die Nähe zum halbwegs ernsten Drama gesucht. In letzter Konsequenz darf man natürlich kein großes, tragisches Gefühlskino für den seriösen Geschmack erwarten.
SO YOUNG, SO LOVELY, SO VICIOUS ist vielmehr ein kleines, fieses Lesbendrama mit kurzem Blackmailing-Nebenplot und tragischem Ende. Amadios Jugendsünden sind in erster Linie für Verehrer der beiden knackigen Hauptdarstellerinnen, Eurotica-Komplettisten und Giallo-Fans, die auch die irregulären, handschuhlosen Grenzfälle des Genres in der Sammlung haben wollen, interessant. Aber natürlich auch für all diejenigen, die schon immer mal sehen wollten, wie wie das Teenie-Erotiksternchen der 70er Jahre Gloria Guida die reifere, aber immer noch knackige Giallo-Queen Dagmar Lassander anbaggert. Und Hand aufs Herz, Freunde,auch wenn es dabei ein paar Längen zu überstehen gilt; wer würde so etwas schon verpassen wollen?