KOMÖDIE/DRAMA: A, 2005
Regie: Michael Glawogger
Darsteller: August Diehl, Paulus Manker, Michael Ostrowski, Pia Hierzegger, Maria Bill,
Winter in Wien.
Kallmann ist Quartalsäufer ... Er zieht durch die Stadt, belehrt dabei lautstark seine Umgebung und versucht, den Passanten seine Gedichte zu verkaufen.
Sebastian und Alex verbringen ihre Abende damit, durch Lokale zu ziehen - ausländische Clubs, Likörstuben und Cafés der untersten Kategorie.
Sie nennen das 'Slumming'. Dabei schauen sie den Menschen beim Leben zu, kommentieren es, und manchmal greifen sie auch ein, treiben ein kleines, gehässiges Spiel mit ihnen.
Pia ist Volksschullehrerin. Die Kinder haben sie gerne. Am Wochenende arbeitet sie als Garderobiere in einer Diskothek. Pia konsumiert gerne, hat aber dabei oft das Gefühl, ausgenommen zu werden.
Pia begegnet Sebastian, Sebastian und Alex begegnen Kallmann, und Pia will Kallmann retten, doch sie begegnet ihm nie...
"Um so einen Film zu drehen, muss man entweder verrückt oder Österreicher sein."
Danke, liebe Kollegen von der ZEIT, das habt ihr sehr schön gesagt.
Regisseur Michael Glawogger erweist sich erneut als unberechenbarer Querkopf, der sich in keine Genre-Schublade pressen lässt:
Nach dem beeindruckenden Dokumentarfilm WORKINGMANS DEATH und der - ähm - eigenwilligen Porno-Komödie NACKTSCHNECKEN
legt der gebürtige Steirer mit SLUMMING ein herrlich widerborstiges, schwer kategorisierbares Stück österreichisches Kino nach.
Ein erschreckend authentisch auf grindig "gestylter" Paulus Manker wütet als versoffener Gossenpoet
durchs verschneite Wien und reimt "Foarscheine" auf "in Oarsch eine".
Es wird also bevorzugt direkt gesprochen.
Wohlerzogene Döblinger Tanzschüler werden wohl ihr Geld zurück verlangen ... so sie sich überhaupt in diesen Film verirren.
Die Schauspieler sind durch die Bank überzeugend.
Paulus Manker in der Rolle des Säufers/Poeten Kallmann ist ganz einfach eine Naturgewalt.
Punkt.
Aber auch August Diel als misanthropisches Yuppie-Schwein überzeugt -
und schafft das Kunststück, seiner so arschlöschrig wie nur möglich angelegten Rolle
auch eine tragische Note zu verleihen.
Auch die visuelle Umsetzung sorgt für Freude - was ja im österreichischen Film nicht immer selbstverständlich ist:
Mit einem sehr geschmacksvollen Elektronik-Soundtrack unterlegt,
findet der Regisseur stets die richtigen Bilder:
Ob tief verschneite Winterlandschaften, abgefuckte Spelunken oder klinisch-kalte Designer-Wohnungen:
die Atmosphäre der kontrastreichen Schauplätze wird sehr wirkungsvoll eingefangen.
Die innere Leere von wohlstandsverwahrlosen Rotzbuben
und die Verzweiflung der tragischen Existenzen am Rande der Gesellschaft:
Die bravouröse Inszenierung setzt den Seelenzustand der Protagonisten in beachtliche Kino-Bilder um.
SLUMMING ist vieles: Schwarze Komödie, Passionsspiel,
Sozialdrama (aber ohne moralischen Zeigefinger), ziemlich sicke Lovestory ...
und alles in einem allem ein bemerkenswerter Film aus heimischen Landen, den man sich bitte ansehen sollte.
Im Rahmen der
DER STANDARD-Edition des Österreichischen Films
auf DVD erhältlich.