SCIFI-HORROR: USA, 2009
Regie: Christian Alvart
Darsteller: Dennis Quaid, Ben Foster, Antje Traue, Cung Le
Im Jahr 1273 sieht es auf der Erde ziemlich trist aus, daher schickt man ein riesiges Raumschiff zum nächsten erdähnlichen Planeten, um der Menschheit ein neues Heim zu schaffen. Irgendwann auf diesem Flug erwachen die Astronauten Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quaid) aus dem Kälteschlaf. Blöd nur, dass sie a) unter Gedächtnisschwund leiden, b) irgendwas mit dem Raumschiff nicht stimmt und sie c) die Einzigen an Bord zu sein scheinen, zumindest die einzigen Menschen...
KRITIK:Sci-Fi Fans haben es schwer. Alle Jahre wieder trudelt ein Film besagten Genres ein und es scheint dabei außer bei Star Trek und STAR WARS nur einen Plot zu geben, über den sich die Macher drübertrauen: Den von Alien. Riesiges Raumschiff, Dunkelheit, böses Viech, Schiff, dass vom Kurs abkommt und dessen Mission scheitert. Das gelang sehr schön selbstironisch in ALIEN 4, ziemlich dämlich, aber effektiv in EVENT HORIZON und nochmals ziemlich stylisch aber mit abgrundtief schlechtem Ende in Sunshine, ganz zu schweigen von den beiden schon wirklich trashigen Varianten auf der Erde ohne Raumschiff: VIRUS und GHOST SHIP. Sogar SOLARIS kann man im weitesten Sinne dazurechnen. Und natürlich ist es in PANDORUM wieder nicht anders. Aber irgendwie doch.
Denn obwohl es der Standard-Plot ist, wartet der Film doch mit einer beträchtlichen Zahl an interessanten Wendungen auf und vergisst nicht die SciFi-Elemente ernst zu nehmen und auszuarbeiten.
Und obwohl der Trailer schon wieder nach bescheuerten Matrix-Kung-Fu-Szenen ausgesehen hat, wurden diese vom eindeutig begabten deutschen Regisseur Alvart so unübersichtlich und wackelig inszeniert, dass man sie durchaus ernst nehmen kann. Und obwohl das ein Hollywoodfilm ist, scheinen die Astronauten größtenteils Deutsche zu sein und die einzige Szene auf der Erde spielt am Brandenburger Tor.
Und obwohl wir es hier mit einem knallharten, teilweise saubrutalen Horroractionfilm zu tun haben, gibt es bis auf eine Ausnahme a) keine unnötigen Actionszenen und b) - noch viel erfreulicher - keine unnötigen coolen Sprüche. Jawohl, wir bekommen richtige Menschen, die normal reden, so wie man eben in einer solchen Situation reden würde. Dafür würde ich Regisseur, Drehbuchautor und den Produzenten gleich mit am liebsten abbusseln.
Regisseur Alvart schafft es doch tatsächlich den ganzen Film lang die Spannung aufrecht zu erhalten und einige wirklich gelungene Szenen zu liefern, wie etwa den grandiosen Anfang. Die ersten zehn Minuten in denen der übrigens sehr überzeugende Ben Foster desorientiert durch die Versorgungsröhren krabbelt und dabei nur knapp der Klaustrophobie entkommt (und wir Zuseher gleich mit ihm) ziehen einen sofort in den Film rein.
Leider gerät der Film mir zunehmender Laufzeit in teils immer konventionellere Gewässer, aber er schafft es durch seine positiven Seiten allemal sich da drüber zu retten und ist daher meiner Meinung nach schon ein Stückchen über den sehr ähnlich gestrickten Filmen EVENT HORIZON und SUNSHINE anzusiedeln:
Denn, wie könnte es auch anders sein, Pandorum bezeichnet eine im Film existierende Weltraumkrankheit, die Astronauten befällt und diese - wie originell - in ziemlich böse, die Moral mit Füßen tretende Ungeheuer verwandelt. So nach dem Motto: Wenn Gott und die meisten anderen Menschen tot sind, dann gibt es keine Moral. Meinte Freddy Krüger in Sunshine, meinte auch Sam Neil in Event Horizon. Schwachsinn!
Jetzt werde ich euch einmal etwas erzählen: Ethischer Relativismus ist der absolute Blödsinn. Die Moral hängt niemals nur vom jeweiligen Bezugsrahmen ab. Denn das würde bedeuten ihren Universalitätsanspruch zu sprengen, womit die Ethik selbst keinen Sinn mehr ergeben würde, weil man dann ja alles relativieren könnte. Wer so denkt, kann immer für die Ermordung von Menschen argumentieren, egal ob es Gott gibt oder die Erde eine Zukunft hat. Mord ist einfach falsch, egal in welchem Bezugsrahmen. Also bitte lasst euch von irgend einem verrückt gewordenen Koastronauten nichts erzählen. Solche Typen am besten gleich wieder einfrieren...
Spannender, düsterer, visuell hervorragender, seinen Science-Fiction-Aspekt ernst nehmender Allschocker, der trotz einiger konventioneller Elemente frischen Wind ins Genre bringt. Für Fans auf alle Fälle ein Freudenfest.