OT: There was a Little Girl
HORROR: ITALIEN, 1981
Regie: Ovidio G. Assonitis
Darsteller: Allison Biggers, Trish Everly, Michael MacRae, Dennis Robertson
Die hübsche Julia (Trish Everly) lebt in Georgia und arbeitet als Lehrerin in einer Schule für taubstumme Kinder. Sie hat einen netten Freund (Michael MacRae), der Psychiater ist. Julis Leben wäre fast perfekt, wäre da nicht ihre Zwillingschwester Mary (Allison Biggers), die Julia bereits als Kind gequält hatte, und die deshalb in eine Anstalt kam.
Marys Hass auf ihre makellose Schwester ist inzwischen ins Grenzenlose gewachsen, da sie nun auch noch durch eine seltene Hautkrankheit vollkommen entstellt ist. Als Julia ihre Schwester im Krankenhaus besucht, kündigt Mary weitere Grausamkeiten zu ihrem nahenden gemeinsamen Geburtstag an. Und tatsächlich wartet an diesem Tag eine Party der ganz besonderen Art auf sie... Doch bereits vorher beginnen ein bissiger Rotweiler und ein unheimlicher messerstechender Killer die Anzahl der Protagonisten langsam, aber sicher zu dezimieren ...
KRITIK:MADHOUSE ist einer dieser skurrilen italienischen Genrefilme, bei denen man über weite Strecken nicht wirklich weiß, was man von ihnen halten soll. Die Kameraführung und die Inszenierung sind durchaus gelungen und so ist dieser Horrorstreifen von der visuellen Seite her sehr atmosphärisch ausgefallen. Doch bereits auf auf der auditiven Ebene ist der Eindruck sehr gespalten: Der Score von Riz Ortolani (CANNIBAL HOLOCAUST) ist zwar streckenweise ebenfalls sehr atmosphärisch. Doch gerade in den - eh nicht besonders zahlreichen - Spannungsmomenten ertönt zumeist ein seltsames Blubbern und Fiepen, dass mehr an drittklassiken Sci-Fi-Trash, als an einen Horrorfilm denken lässt.
Erschwerend hinzu kommt die sich zäh wie Kaugummi hinschleppende Handlung. Es dauert fast eine Stunde, bis der Film so allmählich in Fahrt kommt. Und so etwas wie echte Spannung kommt erst ganz gegen Ende auf. Doch was MADHOUSE so ziemlich den Todesstoß gibt, dass sind die äußerst hölzernen und gekünstelten Dialoge. Diese sind durchgehend derart konsequent schlecht geraten, dass ich zu keiner Minute wirklich in die Atmosphäre des Films eintauchen konnte. Stattdessen schrie mich MADHOUSE die ganze Zeit an: "Dies ist nur ein Film, nur ein billiger Film, nur ein völlig schlecht geratener Film!"
Auch mit der Logik nimmt es MADHOUSE nicht so wirklich genau. Strenggenommen glänzt diese eigentlich durchgehend durch völlige Abwesenheit. Da wird z.B. ein wichtiges Manuskript aus dem Dreck aufgehoben. Und dabei sehen wir nur blütenreine und anscheinend auch noch vollkommen unbedruckte weiße Seiten! - Das ist natürlich nur ein kleines Detail, doch zugleich durchaus symptomatisch für den gesamten Film. Tatsächlich wird die Unlogik hier geradezu zum Prinzip erhoben. Und wer genügend Sitzfleisch besitzt, um sich durch über eine Stunde gähnender Langeweile hindurch zu quälen, der kommt zum Schluss dann wenigstens noch in den Genuss eines herrlich hysterisch-absurden Finales.
Anscheinend ist MADHOUSE als eine Art von typisch italienischer Parodie auf amerikanische Slasher, wie HALLOWEEN (1978) gedacht. Und wo John Carpenters Meisterwerk einen großen Teil seiner beklemmenden Stimmung aus dem völligen Fehlen eines rationalen Motivs für das grausige Morden bezogen hatte, so verkommt die gleiche Idee in MADHOUSE zu einer völlig absurden Farce.
Doch selbst das komplett durchgeknallte, und durch ein grandioses Overacting bestimmte Finale war den Machern dieses Streifens noch immer nicht genug. Im Abspann versuchen sie dann den Zuschauer vollens zu verscheißern, in dem sie mit folgenden bedeutungsschwangeren Worten den irischen Dichter George Bernard Shaw zitieren:
"... life differs from the play only in this...
it has no plot,
all is vague, desultory, unconnected
till the curtain drops with
the mystery unsolved..."
("... das Leben unterscheidet sich vom Theaterstück nur in dieser Hinsicht...
es hat keine Handlung,
alles ist vage, planlos, unzusammenhängend
bis der Vorhang fällt und
das Gheimnis bleibt ungelöst...")
Aha, jetzt haben wir es also endlich verstanden: All der in den letzten eineinhalb Stunden vor unseren ungläubigen Augen vonstatten gegangene dummdreiste Humbug war in Wirklichkeit eine zutiefst philosophische Reflexion über die Absurdität des Daseins, wie sie ein Albert Camus nicht treffender hätte ins Werk setzen können! - Hut ab (vor soviel Dreistigkeit...)!!!
Der Italo-Horror-Streifen MADHOUSE - PARTY DES GRAUENS ist eine krude Mischung aus Slasherparodie und Tierhorror, die fast in jeder Beziehung auf den Hund gekommen ist. Dabei kann aufgrund der durchgehend äußerst dümmlichen Dialoge auch die schöne Inszenierung nicht über die konsequent durchgehaltene Spannungsfreiheit hinweghelfen. Doch wenn man den Film nicht bereits vorher entnervt abgeschaltet hat, entschädigt das herrlich dummdreiste, hysterisch-absurde Finale ein klein wenig für die vorhergegangene Verschwendung wertvoller Lebenszeit.