SCI-FI/ACTION: NZ/ZA, 2009
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Sharlto Copley, Jason Cope, Nathalie Boltt
Ein UFO strandet über der südafrikanischen Metropole Johannesburg. Die Besatzung, eine Millionenschaft an Shrimps-ähnlichen Wesen, wird in einem Ghetto, dem titelgebenden District 9, angesiedelt. Doch gute Nachbarschaft sieht anders aus: Es entwickeln sich Müllberge, Chaos, Waffenhandel, Prostitution. Nach einer Reihe an gewalttätigen Zwischenfällen beschließt die Regierung, das Alien-Slum zu räumen. Doch das Unterfangen erweist sich als schwieriger als angenommen...
KRITIK:Science-Fiction-Kino ist Männerkino. Die alte Binsenweisheit, dass im Kino üblicherweise Frauen über die Filmauswahl entscheiden, gilt hier offensichtlich nicht. An diesem Donnerstag abend sieht der Kinosaal aus wie ein HTL-Pausenhof. Jungmänner in der großen Überzahl. Ist halt so, soll uns nicht weiter stören.
Kommen wir zum Wesentlichen. DISTRICT 9 rockt. Unglaublich, welches Tempo dieser Film vorgibt. Erstaunlich, was für eine beklemmende Atmosphäre von Bedrohung und Getriebenheit hier erzeugt wird. With a little help from his friend Peter Jackson tischt der junge südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp eine wahrhaft kreative Schlachtplatte auf: Body-Horror meets Alien-Invasion meets futuristisches Action-Feuerwerk, aber ganz anders als sonst. Allein schon die Drehorte an Originalschauplätzen in einem Township in Soweto sorgen für ein ungewöhnliches Setting. Und nona darf der Film als Aufarbeitung der unseligen Apartheid-Vergangenheit Südafrikas verstanden werden.
Die Story hat - durchaus eine Seltenheit im Blockbuster-Zirkus unserer Tage - Hand und Fuß; einen Mangel an politischer Haltung kann man dem Regisseur auch nicht vorwerfen: Die heraufdräuende Security-Demokratie (wer den Begriff noch nie gehört hat: bitte unverzüglich diese Geschichte lesen) bekommt hier ein ziemlich hässliches Gesicht. Ein "Thinking Man's Blockbuster" also, wie die TAZ so schön schrieb.
Da ist es nur konsequent, dass der Film keine gelackten, strahlenden Helden kennt, sondern asoziale Unsympathler in unterschiedlicher Abstufung vorführt. Der "Held" dieser Gechichte ist ein kleiner, etwas lächerlicher Beamter, der plötzlich befördert wird und seiner Aufgabe, eine Million Aliens in ein Konzentrationslager (ja, sie nennen es wirklich so) umzusiedeln, nicht ganz gewachsen ist. Richtig aufblühen darf er erst, als seine schwer bewaffnete Söldner-Eskorte eine Alien-Behausung abfackelt: Mit kindlich-grausamer Freude kommentiert er das Platzen der Alien-Eier, die sich "wie Popcorn" anhören.
Was gibt es noch zu sagen? Ja, der Vorwurf der Action-Lastigkeit ist begründet, stört aber auch nicht weiter. Sicher, etwas weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Und den komischen Kampfroboter, der wohl die TRANSFORMERS-Fanboys beglücken sollte, hätte ich auch nicht gebraucht. Fairerweise sei aber gesagt, dass das dröhnende CGI-Inferno ziemlich knackig aussieht - obwohl (oder weil?) es nur einen Bruchteil dessen gekostet hat, was ein Michael Bay üblicherweise in die Luft bläst.
Was zumindest meine Wenigkeit sehr positiv überrascht hat, ist der Härtegrad. Das letzte Mal, dass ich im Kino so schön dekorativ herumspritzende Körperflüssigkeiten, seien sie menschlichen oder außerirdischen Ursprungs, genießen durfte, war in STARSHIP TROOPERS. Und das ist schon eine Zeitlang her...
Unter dem wachsamen Auge von Peter Jackson entstand dieses Musterbeispiel für einen intelligenten Blockbuster, der lässig gemachten Sci-Fi-Actionkrawall mit Anspruch und politischer Haltung verknüpft.
In diesem Sinne: "Wird er die Prozedur überleben?" - "Natürlich nicht!"