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Death walks at Midnight

Death walks at Midnight

OT: La Morte accarezza a mezzanotte
GIALLO: ITALIEN, 1972
Regie: Luciano Ercoli
Darsteller: Susan Scott, Simón Andreu, Claudi Lange, Pietro Martellanza

STORY:

Das Model Valentina experimentiert ein bisschen mit halluzinogenen Drogen und beobachtet während des Trips wie im gegenüberliegenden Haus eine Frau brutal umgebracht wird…-

KRITIK:

Und das ist ein Mord wie aus dem Genrelehrbuch! Die Mordwaffe - ein nagelbewehrter Eisenhandschuh als schädelzerschmetternde Verbeugung vor Mutter BLUTIGE SEIDE. Ein Täter mit blutbesudelter Sonnenbrille und degenerierter "Bitte-lieber-Gott-lass-mich-armes-Mädchen-niemals-einem-solchen-Kerl-nachts-allein-im-Parkhaus-begegnen!"-Visage. Die Mordsequenz selbst ist schlichtweg perfekt inszeniert und ein optimaler Einstand in diesen dritten und letzten Giallo von Luciano Ercoli. Darauf folgen ein paar amüsante Szenen, in welchen Valentina ihr südländisches Temperament unter Beweis stellen darf, wenn ihr keiner die Geschichte vom Totschlag glauben will. Das heißt, keiner bis auf den Mörder natürlich.

Nun heißt es Ring frei für den Killer und die Zeugin; das klassische Katz-und Mausspiel kann beginnen, was im weiteren twistreichen Verlauf der Handlung selbstredend in immer tiefere Sümpfe des Verbrechens führt.

Die Mordzeugin Valentina stellt hierbei eine der sympathischsten Frauenfiguren in der Welt des italienischen Edelthrillers dar und wird gespielt von Nieves Navarro. Die spanische Schauspielerin verdient es an dieser Stelle einmal näher vorgestellt zu werden. Unter ihrem Künstlernamen Susan Scott hat sich die Navarro in den erlauchten Kreis der First Ladies des Genres gespielt und darf wohl in einem Atemzug mit der Queen Edwige Fenech genannt werden.

Zynischere Zeitgenossen könnten argwöhnen, dass sie auf dem Weg zur Spitze Schützenhilfe von ihrem Ehemann, dem Produzenten und Filmemacher Luciano Ercoli bekam, der sie zur Ikone seiner Gialli stilisiert hat. In Ercolis ersten Giallo THE FORBIDDEN PHOTOS OF A LADY ABOVE SUSPICION spielte sie noch zweite Geige hinter Dagmar Lassander, aber dafür sind seine nächsten beiden Titel DEATH WALKS ON HIGH HEELS und der hier vorliegende DEATH WALKS AT MIDNIGHT dann ganz auf Susan Scott zugeschnitten.

War ihr Auftritt in DEATH WALKS ON HIGH HEELS noch sehr erotisch und von vielen Nacktszenen gekennzeichnet, behält sie in DEATH WALKS AT MIDNIGHT die Kleider an. Ihrer äußerlichen Attraktivität tut dies keinen Abbruch; zumal sie diesmal mit Esprit, Sympathie und vor allem Humor und Ausstrahlung auftrumpft. Von daher sei den Zynikern vehement widersprochen: Eine derart charismatische Frau wie die damals 34-jährige Susan Scott hätte angeheiratetes Vitamin B wirklich nicht nötig gehabt. Wobei sie weder Ehemann noch Charisma in den folgenden Jahren davor bewahrt hat, gänzlich in die "Niederungen" italienischer Sexploitation abzutauchen, was im Winter der Karriere schon mal in Werken wie ORGASMO NERO geendet hat.

Doch DEATH WALKS AT MIDNIGHT zeigt die schöne Spanierin mit den rötlich blonden Haaren noch auf dem Zenit. Nach dem furiosen Beginn trägt sie den Film mühelos durch den etwas schleppenden Mittelteil bis hin zum nervenzerrenden Finale, das sich auf den Dächern Mailands abspielt. Dann nämlich zieht sich die sinnbildliche Schlinge um Valentinas schönen Hals auch tatsächlich zu. Hier hat auch Luciano Rossi (DIE MÖRDERBESTIEN) seinen großen Auftritt als irre kichernder deutscher Auftragskiller einer Drogenmafia. Und für die Rolle hätte man wirklich keine bessere als diese markante Psychopathenvisage finden können. Mit dabei ist auch ein anderer alter Bekannter im Genre: Simón Andreu, der sich schon in Gialli wie den bereits genannten von Ercoli sowie der NACHT DER ROLLENDEN KÖPFE als treuer Gefährte an Susan Scotts Seite erwiesen hat. In DEATH WALKS AT MIDNIGHT spielt er -ebenfalls überaus passend- einen windigen Journalisten.

DEATH WALKS AT MIDNIGHT mag nicht so extravagant wie ein SPUREN AUF DEM MOND oder Martinos ALL THE COLORS OF THE DARK sein. Er ist auch nicht so morbide wie THE HOUSE WITH LAUGHING WINDOWS, so crazy wie SUSPECTED DEATH OF A MINOR oder eine Göttergabe wie DEEP RED. Trotzdem ist er Genrekost vom Feinsten, die von wenigen, aber stimmungsvollen Mordszenen, denkwürdigen Killern und einer "Besser wie nie"-Susan Scott gekrönt ist. Und weil Ercoli erwiesenermaßen ein fähiger Regisseur ist, steht einem weiteren unterhaltsamen Abend im mörderischen Italien nichts mehr im Wege.

Death walks at Midnight Bild 1
Death walks at Midnight Bild 2
Death walks at Midnight Bild 3
Death walks at Midnight Bild 4
Death walks at Midnight Bild 5
Death walks at Midnight Bild 6
FAZIT:

Luciano Ercoli hat in seiner Karriere als Filmemacher drei blitzsaubere Gialli inszeniert. DEATH WALKS AT MIDNIGHT ist sein vielleicht bester. Ganz zweifellos ist er aber die Show der Susan Scott. Die präsentiert sich nämlich sympathisch, witzig und attraktiv als Mordzeugin, welcher die Polizei keinen Glauben schenkt. Kultverdächtig ist der Auftritt von Luciano Rossi als geisteskrank vor sich hin giggelnder deutscher Auftragskiller Hans Kruzig.

WERTUNG: 8 von 10 Tropfen Blut auf getönten Sonnenbrillen
TEXT © Christian Ade
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