OT: Delitto passionale
GIALLO: ITALIEN, 1994
Regie: Flavio Mogherini
Darsteller: Paul Martignetti, Fabio Testi, Serena Grandi, Florinda Bolkan
Nach einem außerehelichen Schäferstündchen wird die Schriftstellerin Sonia Petrova noch im Lotterbett erschossen. Sie hinterlässt einen Mann und eine gehbehinderte Tochter im Teenageralter. Der junge Inspektor Zanova wird mit dem Fall betraut und findet heraus, dass nicht nur das Opfer, sondern auch deren Gatte eine Liebhaberin hatte. Und dann geschieht noch ein Mord -
KRITIK:Flavio Mogherini war nicht nur einst Produktionsdesigner beim Peplum-Klassiker DIE FAHRTEN DES ODYSSEUS, sondern hat in den späten Siebzigern auch den gar nicht mal schlechten PYJAMA GIRL CASE mit Ray Milland, Howard Ross und Michele Placido inszeniert.
Mit DELITTO PASSIONALE (aka CRIME OF PASSION) ist er 1994 zum Giallo zurückgekehrt und kaum einer hat´s mitgekriegt. Stand heute: IMDB: neun; OFDB: null Stimmen. Hätte ich eine böse Zunge, wüsste die, woran´s liegt. Sie würde ganz frech behaupten, dass die paar Hanseln, die bisher das Vergnügen hatten, wohl immer noch selig im Fernsehsessel schlummern und deshalb kein Zeugnis davon ablegen können, wie langatmig und höhepunktsarm das DELITTO PASSIONALE geraten ist.
Was irgendwie richtig schade ist, weil Mogherini kurz nach Beendigung des Films verstarb und durchaus eine würdigere Abschiedsfeier als DELITTO PASSIONALE verdient gehabt hätte. Da der Tod aber keine zweiten Chancen gibt, ist Mogherinis letzter Giallo in so ziemlich jeder Hinsicht eine ziemlich traurige Veranstaltung geworden. Stete Fixpunkte in der Handlung sind die Dienstbesprechungen des Greenhorn-Inspektors mit seinem jüngst in den Ruhestand getretenen erfahrenen Kollegen an ungewöhnlichen Örtlichkeiten, wo man die (wenig interessanten) Verdachtsmomente gemeinsam eruiert, während sich dazwischen das Murder Mystery wie auf Valium durch die Filmminuten schleppt.
Luigi Kuveiller, der einst A LIZARD IN A WOMAN´S SKIN, DEEP RED und den NEW YORK RIPPER fotografierte, führt auch hier die Kamera. Freilich sind seine Aufnahmen keine Schluderei, doch mehr als eine routinerte Arbeit war sein Genie diesmal nicht bereit zu geben.
Das Drehbuch von Mogherini und Danielle Stroppa gibt sogar noch weniger her. Zwei unspektakuläre Handschuhmorde mit Schusswaffe und ein müde vor sich hin plätschernder Fall, bei dem das Zuschauerinteresse mit jeder Minute mehr schwindet. Falls überhaupt etwas von CRIME OF PASSION haften bleibt, dann vielleicht das: Die auffallend blöden Hüte, die die beiden Polizisten beim ersten Tatort tragen; der ungewöhnliche Schauplatz Sofia und ganz besonders der Schrecken, den man empfindet, wenn man sieht, wie der Zahn der Zeit an Genrestars wie Fabio (WHAT HAVE YOU DONE TO SOLANGE?) Testi und Florinda (DIE KLETTE) Bolkan genagt hat. Anno 1994 sind beide unübersehbar alt und Testi offenbar auch ein bisschen müde geworden.
Dagegen wirkt die dritte Hauptrolle Serena Grandi fast wie ein junger Hüpfer. Obgleich selbst nicht mehr taufrisch, sorgt sie bei zwei Gelegenheiten mit ihrer nach wie vor stark ausgeprägten drallen Erotik noch für die aufregenderen Momente in einem insgesamt leider ziemlich unaufregenden und mißlungenen Spätgiallo.
Die dralle Erotik der Grandi, zwei Genrestars im Rentenalter und ganz wenig Spannung - Kurz nach Beendigung von CRIME OF PASSION verstarb Regisseur Flavio Mogherini. Leider ist aus seinem letzten Werk keine würdige Abschiedsfeier, sondern nur ein ziemlich müder, an Höhepunkten armer Giallo auf TV-Niveau geworden...