HORROR: GB, 2008
Regie: John Harrison
Darsteller: Sophie Ward, Jonas Armstrong, Paul Blair, Clive Russell
Die Parapsychologin und Buchautorin Mary Florenscu und ihr Assistent Reg wollen in einem Haus, welches in der Vergangenheit des Öfteren Schauplatz übersinnlicher Phänomene geworden ist, den Beweis antreten, dass es in der Tat Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die mit unserer Schulweisheit nicht zu erklären sind. Der scheinbar medial begabte Student Simon soll den Kontakt zur anderen Welt herstellen. Und das Jenseits meldet sich tatsächlich zu Wort - und zwar auf der Haut des jungen Mannes, wo es das Buch des Blutes niederschreibt...-
KRITIK:In dem Film sagt einmal eine handelnde Person über eine andere, dass diese "ein ausgeprägtes Interesse an Sex und Tod " hätte. Von Clive Barker - das wissen seine Fans - lässt sich Gleiches behaupten. Und dieses Interesse lebt er in seinen Werken meist hemmungslos aus; in der Literatur mit Titeln wie "Coldheart Canyon" oder den sechsbändigen "Bücher des Blutes"; in Filmen wie HELLRAISER, CABAL oder LORD OF ILLUSIONS.
Vorliegender BOOK OF BLOOD beruht auf jener Kurzgeschichte (und deren Fortsetzung), die all die anderen in der Sammlung der "Bücher des Blutes", verbindet. Die erste nämlich, in welcher die Toten ihre Geschichten während eines parapsychologischen Experiments in einem verwunschenen Haus auf dem geschundenen Leib eines jungen Mannes niederschreiben. Da der Bogen gleich zur letzten Short Story im "Sechsten Buch des Blutes" -"Auf der Jerusalem Street"- geschlagen wird, kombiniert diese Adaption das Alpha und Omega der Blutbücher von Clive Barker.
Barker selbst hat diesen Film lediglich produziert und die Regie und das Skript (nach seinen Motiven) John Harrison überlassen. Des Meisters Segen hat der Film allerdings bekommen, wie man im Making of sehen kann und was nicht weiter verwundert. Denn Harrison hat Barkers Ton durchaus getroffen und dessen Vorlieben für Morbidität, Düstererotik und grotesker körperlicher Verstümmlung erfolgreich in den Film transportiert.
In der Tat sollte BOOK OF BLOOD - THE MOVIE Kenner des britischen Autoren und Filmemachers nicht enttäuschen. Barker war mit dem Ergebnis zufrieden und auch meine bescheidene Meinung tendiert dazu, dass Harrisons Verfilmung mehr als die bisher eher mäßig begeisterte Annahme im Fandom verdient hat. Denn wie die geschriebene Vorlage stellt auch der Film eine geschickte und originelle Verquickung des klassischen Haunted House-Motivs mit PSI, Erotik und (etwas) Splatter dar. In der Konsequenz ergibt dies einen düsteren Streifen, der mit einigen blutigen Poltergeisteinlagen und ein paar großartigen Schockmoment garniert ist.
Warum am Ende nur sieben Punkte mit Tendenz nach oben herausspringen; trotz einer exzellenten Story, Atmosphäre, guten Schauspielern sowie annehmbaren Computereffekten und schaurigen Gespenstern? Nun, vom großen Horrortheater vom Schlage anderer Barker-Verfilmungen wie die monumentalen HELLRAISER, HELLBOUND, CABAL, LORD OF ILLUSIONS oder den von Ryuhei Kitamura inszenierten MIDNIGHT MEAT TRAIN ist BOOK OF BLOOD dann doch ein Stück entfernt. Das wirklich spektakuläre Moment fehlt hier eben und im Mittelteil haben sich ein paar Längen eingeschlichen. Was aber nichts daran ändert, dass wir es hier mit einer guten Barker-Adaption zu tun haben. PS: Pinhead-Darsteller Doug Bradley ist in einem Cameo als gebeutelter Okkultist zu sehen.
Und eine weitere Kurzgeschichte aus den sechs Büchern des Blutes von Clive Barker erfährt seine Verfilmung. BOOK OF BLOOD ist keine spektakuläre, aber doch ganz sicher eine düstere und lohnende Haunted House-Variation, die Kenner der Kurzgeschichte nicht enttäuschen sollte. Die Häkchen hinter Atmosphäre, Erotik und dem Vorhandensein schauriger Gespenster und grotesker Verstümmelung sprechen jedenfalls für eine Empfehlung.