OT: Murder Loves Killers Too
HORROR: USA, 2009
Regie: Drew Barnhardt
Darsteller: Allen Andrews, Christine Haeberman, Mary LeGault, Scott Christian
Heute basteln wir uns ein WEEKEND OF BLOOD. Was wir dazu brauchen? Fünf partywütige Teenager, einen dicken Psychopathen und -
KRITIK:einen Erzähler aus dem Off, der uns -bevor´s losgeht- mit lyrischen Worten erklärt, dass es hier um fünf (nervige) Teenager geht, die sich in (nerviger) Partystimmung auf ins Grüne machen, um in einer (natürlich abgeschiedenen) Blockhütte zu saufen, zu ficken und letztendlich umgebracht zu werden. Dieses schon von Moses in Stein gemeißelte Slasherfilmgesetz wird uns von unserem Off-Sprecher als etwas so "natürliches" verkauft wie -Achtung! O-Ton!- "die Rose, der Natur entspringt"
Ja, solch wunderschöne Metaphern würde man ebenso wie den ganzen Off-Sprecher, der uns im Märchen-onkel-"Es war einmal "-Stil auf das Kommende einstimmt, nicht unbedingt in einem unabhängig produzierten Slasherflick erwarten, oder?
Die zweite surprise, surprise ist die, dass Regisseur und Drehbuchautor Barnhardt seinen Killer weder mit einer fiesen Maske noch mit einer feschen Entstellung ausgestattet hat. Nein, der Killer vom WEEKEND OF BLOOD ist mehr der typische(?) Amerikaner: Irgendwo Ende 40 mitten in der Midlife Crisis und einer kaputten Ehe steckender Spießer mit Halbglatze und Übergewicht. Er sieht ein bisschen aus wie Tenacious D´s K.G., aber natürlich längst nicht so cool wie K.G.
Diese Biedermeier-Normalität soll wohl verstörend oder lustig wirken; tut aber irgendwie nichts von beidem. Mrs. Ade meint, dass der Killer nur dämlich aussieht.
Das war´ s dann auch erstmal mit der Innovation. Dann holt Barnhardt für die nächsten 55 Minuten die große Aufwärmbratpfanne aus der Küche und verbratet so ziemlich jedes Klischee, was der Schlitzer- oder Terrorflick so zu bieten hat. Weil wir hier aber in einer Independentproduktion sind, spielen jugendliche Laiendarsteller und offenbar Barnhardts Finanzberater die altbekannten Szenarien durch; wie etwa das Tür auf-Hammer auf den Kopf-rauf auf den Fleischerharken-Spiel (beliebt seit TEXAS CHAINSAW MASSACRE [1974] oder Schluck-das-Messer! (wurde 1982 im HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER erfunden).
Ja, sogar eine lustige Schlüssel-und Türschlitz-Partie wird gespielt. Die geht so: Ein weibliches Opfer wird in ein Zimmer eingeschlossen und versucht -im Irrglauben, dass es keiner merkt - den außen an der Tür steckenden Schlüssel zuerst aus dem Schloss auf den Boden zu bugsieren und ihn anschließend mit einem improvisierten Hilfsmittel unten durch den Türschlitz zu pfriemeln. Sie müht sich ab und ab, bis der Killer heimlich eine Hilfestellung gibt (siehe auch TORSO, 1973). Das folgende, obligatorische Katz-und Mausspiel zwischen Psychopath und Heldin ist dann Quell von tausend und einem Déjà-vu.
Allerdings schlägt sich die unbekannte Hauptdarstellerin Christine Haeberman als Scream Queen recht wacker und jene Blonde mit der Sex-uff´m-Billardtisch-Szene hat dank WEEKEND OF BLOOD nun eine Bewerbung in bewegten Bildern für weitere Opferrollen in anderen 08/15-Wald- und Wiesenslashern. Bei den restlichen drei Teenagern würde man angesichts der Talentfreiheit ihrer Darsteller dem Killer am liebsten die Füße küssen; dafür, dass er ihnen nur wenig Screen Time gönnt und gleich kurzen Prozess macht. Apropos, kurzen Prozess: Der beinhaltet hier -wie bei so vielen Indie-Horrorstreifen- jede Menge kindisches Gesplatter.
Anyway, die vielen Lobhudeleien auf den Pages unserer hiesigen und internationalen Kollegen in Bezug auf WEEKEND OF BLOOD kann ich irgendwie nicht nachvollziehen.
Mir ist zwar nicht entgangen, dass die Jungs mit einer Kamera umgehen können und ja, der Score von Ryan Franks (inklusive der kleinen Coverversion des Stücks "Verso l´ignoto" aus dem BEYOND-Soundtrack von Fabio Frizzi) passt ebenfalls und geht gut ins Ohr; aber seien wir mal ehrlich:
95% des WEEKEND OF BLOOD bringt nicht eine neue Idee, sondern lediglich Aufgewärmtes aus anderen schon zigmal aufgewärmten Slashersuppen. Das ändert sich erst in den letzten zehn Minuten, wo ein netter Twist dafür sorgt, dass man den Endspurt viel gebannter verfolgt als das ganze debile Gemetzel davor. Aber auch wenn in Slasherfilmen eher selten der Alltagstrott des Killers beleuchtet wird, so ganz neu ist auch diese Idee nicht. Trotzdem bewahrt sie den Film, der nebenbei gesagt ohne Abspann nicht einmal siebzig Minuten läuft, gerade noch so vor dem tiefen Fall in die 3 Punkte-Hölle.
Ja, ich weiß und ziehe den Hut davor Auch hinter dieser amerikanischen No Budget-Produktion stehen junge enthusiastische Filmemacher, die mit Verbeugungen vor Hooper, Fulci, Martino und Cunningham einen guten Geschmack beweisen sowie mit Herzblut und Talent bei der Sache sind Aber -Kreuzdonnerwetter!- warum müssen sie denn immer und immer wieder die gleichen Teenieslashergeschichten verfilmen? Warum sich nicht mal ein Tabu ausgucken und es brechen wie dies damals Jörg Buttgereit mit NEKROMATIK getan hat? Oder einen psychologisch komplexen und verstörenden Plot entwickeln wie Andreas Marschall bei TEARS OF KALI. Oder einfach Neuseeland von fettärschigen, menschenfressenden Außerirdischen überrennen lassen, wie es seinerzeit der heutige Weltspitzenregisseur Peter Jackson bei seinem noch unabhängig bewerkstelligten Debüt BAD TASTE in Szene gesetzt hat? Denn merke - die alten Geschichten lässt man sich am liebsten von den Originalen erzählen!