OT: Kyûketsu Shôjo tai Shôjo Furanken
SPLATTERTRASH: JAPAN, 2009
Regie: Yoshihiro Nishimura, Naoyuki Tomomatsu
Darsteller: Yukie Kawamura, Takumi Saitoh, Elly Otoguro, Kanji Tsuda
In Japan gibt es den schönen Brauch, dass Mädchen am Valentinstag ihren holden Burschen Schokolade schenken. Der langhaarige High School-Beau Mizushima bekommt von der unscheinbaren Austauschschülerin Monami aus diesem Grunde ein Stückchen Schokolade kredenzt. Er ahnt nicht, dass Monami ein Vampir ist und sich in der Schokolade ein Schluck ihres Vampirblutes befindet, welches ihn über kurz oder lang ebenfalls in einen Vampir verwandeln wird. Dagegen hat Mizushimas vor Eifersucht rasende Freundin Keiko etwas, doch nach einem Streit fällt sie vom Dach und ist tot. Doch Keikos Vater ist eine Kreuzung aus Joker und Frankenstein. Er schleppt Töchterchens sterbliche Überreste in sein geheimes Labor im Schulkeller, pimpt sie mit diversen Leichenteilen auf und reanimiert sie schließlich. Ausgestattet mit bizarren Waffen kehrt Frankensteins Girl aus der Retorte zurück und macht sich Rache dürstend auf die Suche nach ihrem Ex und seiner neuen Vampirflamme -
KRITIK:Waren in den 90ern und frühen Nullerjahren fluchbeladene Geistermädchen mit langen, schwarzen Haaren Japans Exportschlager für den westlichen Horrorfilmmarkt, so sind es in jüngerer Zeit billig produzierte, aber völlig hyperaktive Splatter-Spektakel mit Schulmädchen, Zombies und Mutanten. Trendsetter dieser blutigen Welle waren das MACHINE GIRL und die TOKYO GORE POLICE. Ich gebe zu, dass ich nach dem ersten Rendezvous wenig vom MACHINE GIRL angetan war. Aber es wurde dann doch noch Liebe auf den zweiten und dritten Blick. Schön- und lustiggesoffen kann man japanischen Schulmädchen mit Gatling guns als Armprothesen eben kaum widerstehen. TOKYO GORE POLICE - nomen est omen - haute danach noch mehr auf die Kacke. Und weil der Preis von roter Lebensmittelfarbe nicht dramatisch in die Höhe geschnellt ist und Filme, die nicht mehr als eine Büchse Bier und ein Debreziner (bzw. ein Fläschchen Reiswein und einen Happen Sushi) kosten, sich eben gut am Fließband produzieren lassen, war die Invasion nicht mehr aufzuhalten.
Es brachen alle Dämme und aus Fernost brach eine Flutwelle über uns herein. Doch zwischen all den BIG TITS ZOMBIES, ROBO GEISHAs, ZOMBIE KILLERs, SAMURAI PRINCESSes und INGLORIOUS ZOMBIE HUNTERS kam dann doch manch höllischer Käse zum Vorschein. Mit VAMPIRE GIRL VS FRANKENSTEIN GIRL schreiten TOKYO GORE POLICE-Oberkommissar Yoshihiro Nishimura und der ehemalige Pornoregisseur Naoyuki Tomomatsu zur Ehrenrettung und stellen einmal mehr unter Beweis, dass die Japaner auf dem Hentai-Feld der absurden Gewaltideen nicht zu schlagen sind.
Unglaublich, was man hier alles zu einen kunterbunten Blut- und LSD-Rausch zusammengepanscht hat. Die klassischen Horrorgestalten Vampir und Frankenstein und sogar ein buckliges Faktotum namens Igor (!) hat man in der Bong geraucht, während im Heimkino TWILIGHT, PARKER LEWIS und alte Chanbara aus den Siebzigern gelaufen sind. Und zum Nachtisch gab es eine Bizarro-Ampulle Bodyhorror für das kreative Mutantenbauingenieurswesen.
Eins muss man dem Tagteam Nishimura und Tomomatsu lassen. Ihrem Irrwitz haben sie keine Grenzen gesetzt. Da ist keine Idee zu grotesk, zu skurril, zu lächerlich oder zu peinlich, wenn es darum geht, die menschliche Anatomie auseinander zu nehmen und auf bizarre Weise neu zusammenzusetzen. Das alles geschieht stets im Namen des maßlos überzogenen Splattertrashs. Manchmal debil, manchmal genial, aber immer skurril gestalten sich die sintflutartigen Blutbäder von VGVSFG. Doch wo diesbezüglich MACHINE GIRL und TOKYO GORE POLICE der guten, alten Handarbeit eine größere Wertschätzung entgegengebracht haben, kommen hier die Goreeffekte viel zu häufig aus dem Rechner. Das schmälert zwar die Splatterekstase, macht die vielen grotesken Ideen aber nicht unorigineller.
VGVSFG heimst da einige Patente ein. Wie zum Beispiel das Wrist-Cut-Ralley-Patent. Zwei Mädels schneiden sich um die Wette in die Handgelenke, bis Blutlandwirte und Emos vor dem Bildschirm im Duett jauchzend kommen. Dann gibt es noch diesen schier unglaublichen Einfallsreichtum in Bezug auf abgetrennte Arme. Die werden hier als tödliche Bumerangs benutzt; oder machen gar als Propeller zweckentfremdet Menschen flugtauglich.
Yeah, all diese blutigen, irrwitzigen, bizarren und freiwillig (!) komischen Schwachsinnsideen entschädigen dann doch für einiges und machen all die überdrehten Knallchargen sowie den über Gebühr benutzten Pixel-Gore fast schon wieder vergessen. Im deutschsprachigen Raum ist VAMPIRE GIRL VS FRANKENSTEIN GIRL bislang nur stark geschnitten erhältlich; die empfohlene, kostengünstige Uncutfassung harrt in England auf euren Zugriff - falls ihr schmerzfrei genug für eine weitere Splattertrashgranate aus Japan seid.
Schert euch zum Teufel, GZSZ, DSDS und ihr anderen lächerlichen Abkürzungen! Wenn der Goreziegenpeter noch könnte, würde er euch VGVSFG empfehlen: Ein neuer Streich aus der Tokyo Gore Polizeischule. Hemmungsloser, bluttriefender Splattertrash irgendwo zwischen bizarr, originell und hochnotpeinlich.
Weil CGI-Blut allerdings wirkungsverwandt mit alkoholfreiem Bier ist und hier weit über Gebühr eingesetzt wird, gibt es aufgrund des geschmälerten Splattervergnügen einen kleinen Malus in der Endabrechnung mit der Auflage, das nächste Mal wieder mit richtigem Gore rumzusauen! Und jetzt schickt mir das MUTANT GIRL SQUAD vorbei, bevor mir der Hype anfängt auf den Sack zu gehen