GIALLO/SLASHER: ITALIEN, 1980
Regie: Gianni Martucci
Darsteller: Domitilla Cavazza, Roberto Posse, Gaetano Russo, Timothy Wood
Im Vorspann sehen wir zwei kleine Jungen, von denen der eine, den anderen auffordert, auf einen Baum zu klettern. Dieser tut dies auch, aber da er auf einem Auge blind, und anscheinend auch noch geistig zurückgeblieben ist, fällt er natürlich runter. Der Junge, der ihn zu dieser Tat angestiftet hat freut sich, während sein Freund schwer verletzt auf dem Rasen liegt...
Zeitsprung: Auf einem schönen Landsitz versammelt sich eine unsympathische Gruppe von Bekannten, die einer nach dem anderen von einem einäugigen, geistig behinderten Mörder gemeuchelt werden...
Ja, genau: ich habe mich ausnahmsweise einmal nicht vertippt - dieser weniger bekannte Giallo wird tatsächlich TRHAUMA geschrieben und sollte nicht mit Dario Argentos gleichnamigen Film TRAUMA (ohne "h") verwechselt werden.
Wie bereits anhand der Inhaltsangabe ersichtlich, ist dies ein weiterer Film, der auf der durch John Carpenters HALLOWEEN ausgelösten Slasherwelle reitet. Doch da es sich zugleich um einen Streifen aus Bella Italia handelt, wird das beklaute Genre mal wieder so kräftig gegen den Stich gebürstet, dass es am Ende kaum noch wiederzuerkennen ist...
TRHAUMA nimmt sich schon so seine Zeit, um langsam in Fahrt zu kommen. Lange hören wir fast ausschließlich unserem kleinen Häufchen von Antipathen beim Tratschen und beim Klatschen zu. Aufgelockert wird die langweilige Versammlung allein durch einige wenige Nuditäten. Doch sobald unser mehrfach behinderter Mörder erst einmal sein Hackebeil auspackt, wird es dann doch noch ziemlich blutig.
Dabei ist es natürlich mal wieder nicht wirklich spannungsfördernd, dass wir den Täter von Anbeginn an kennen. Auch weint man den meisten abtretenden Protagonisten eh keine einzige Träne nach. Dazu sind diese viel zu eindimensional und eben auch unsympathisch geraten. Die einzige Frage, die einen bis zum Ende interessieren kann, ist natürlich die Frage nach dem Motiv. Wobei: Welches "Motiv" soll ein geistig zurückgebliebener, einäugiger Hinkender in so einem Film schon großartig haben?
Auf der Plusseite von TRHAUMA sind insbesondere die gelungene Kameraarbeit und Ausleuchtung zu verbuchen. Als die mäßig fröhliche Wochenendidylle bei prallem Sonnenschein endlich in eine nächtliche Schlachtplatte umschlägt, sind die entsprechenden Szenen immer schön stilvoll gruselig gestaltet.
Und ganz zum Schluss gibt es dann auch noch einen ziemlich fiesen Twist. Wer vorher genau aufgepasst hat, den kann zwar auch diese Wendung nicht mehr wirklich überraschen. Doch gerade diese Handlungsentwicklung macht letzten Endes den ganzen Unterschied und hebt TRHAUMA angenehm von den wirklich belanglosen Slashern ab und lässt die übliche Zuordnung zum Giallo doch noch als gerechtfertigt erscheinen.
TRHAUMA ist ein Slasher made in Italy: Recht stilvoll und böse, aber leider nicht übermäßig spannend. Kann man sich anschauen, kann man aber auch lassen.