OT: L´Assassino ha le mani pulite
GIALLO: ITALIEN, 1968
Regie: Vittorio Sindoni
Darsteller: Tom Drake, Femi Benussi, Ernesto Colli, Virgilio Gazzolo
Ein unerwartetes Millionenerbe winkt drei Töchtern und einem zurückgebliebenen Adoptivsohn. Allerdings soll der Nachlass erst ausgezahlt werden, wenn der Letztere die Volljährigkeit erreicht. Diese Klausel gibt den kollektiv in Geldnöten steckenden Hinterbliebenen Zeit und Gelegenheit den Kreis anderer potentieller Erben so auszudünnen, dass am Ende vielleicht der ganze Kuchen bleibt.
KRITIK:Sein deutscher Titel TÖDLICHES ERBE bringt schon auf den Punkt, worum es in L´ASSASSINO HA LE MANI PULITE geht. Gespielt wird der Song von vier Erben, von denen vier mindestens drei zuviel sind. Ein beliebtes Thema im Giallo, dem sich auch schon Titel wie NAKED YOU DIE, BAY OF BLOOD oder SEVEN DEATHS IN THE CAT´S EYE gewidmet haben. In dieser Tradition sieht sich auch der aus den späten Sechzigern stammende Debütfilm von Vittorio Sindoni.
L´ASSASSINO HA LE MANI PULITE ist nach klassischer Giallo-Art inszeniertes Hauen und Stechen um eine Erbschaft mit gehörigem Whodunit-Anteil und Täterwechseldich-Spielen bis zum Schluss. Femi Benussi mit Uschi Glas-Gedächtnisfrisur spielt die Hauptrolle, wird in einer Szene unter der Dusche bespannt und züchtigt nach Entdeckung den schmutzigen Voyeur mit ihrem nassen Handtuch. Mehr noch als diese schmuddelig-schöne Szene wird einem der wunderbar psychedelische Score von Stefano Torossi im Gedächtnis bleiben. Ein pfundig voran preschendes Titoli sowie musikalisch perfekt untermalte Verfolgungsjagden und Mordszenen dürften die Soundtrack-CD in den Ohren einer geneigten Hörerschaft zum garantierten Evergreen machen.
Ganz so beeindruckend wie seine Musik ist der Film L´ASSASSINO HA LE MANI PULITE als Ganzes nicht. Trotzdem ist er solide genug, um Genrefans nicht zu enttäuschen. Dafür hat es Sindoni zu gut verstanden, den einen oder anderen Mord nach allen Regeln der Genrekunst zu zelebrieren. Demnach müssen Kenner nicht auf groß in die Kamera gehaltenes Mordwerkzeug verzichten; oder auf Closeups in die entsetzten Gesichter todgeweihter Blondinen, während im Score Frauenstimmen klingen und klagen. Außerdem lässt man sich bis zur letzten fies-feinen Einstellung in Sachen Plottwists nicht lumpen.
L´ASSASSINO HA LE MANI PULITE ist ein souverän gespielter Giallo um das klassische Thema der tödlichen Erbschaft. Jene besonderen Momente, die aus ordentlichen Filmen Klassiker machen, vermisst man hier allerdings ein bisschen. Nichtsdestotrotz ist Sindonis Spätsechziger ein Jahrgang, der Genrefans trotzdem munden wird.
Besondere Erwähnung verdient der psychedelische Ohrenzucker-Score von Stefano Torossi.