ACTION: USA, 2010
Regie: Sylvester Stallone
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Randy Couture, Mickey Rourke, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger
Ein sechsköpfiger Promi-Söldnertrupp unter der Leitung von Sylvester Stallone bekommt vom ominösen Mr. Church (Bruce Willis) den Auftrag, einen Karibikinsel-Diktator zu beseitigen. Nach einem Erkundungs-Rundflug, bei dem schon mal 20 Prozent der örtlichen Streitkräfte dezimiert werden, beschließt man, den Auftrag nicht anzunehmen.
Zu riskant. Doch Stallone hat einen persönlichen Grund, dem geschundenen Inselstaat einen erneuten Besuch abzustatten. Und seine Söldnercrew läßt ihn nicht alleine ziehen ...
Von so einem Film hab ich als 12-Jähriger geträumt: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Dolph Lundgren, Mickey Rourke und Jet Li in einem Film. Doch bis der Bubentraum Wirklichkeit wurde, haben die mitwirkenden Buben beinahe das Pensionsalter erreicht. Stallone ist 65, Lundgren 53, Mickey Rourke 58 und Jet Li 47.
Sie alle eint der wechseljahrbedingte Wunsch, auf ihre alten Tage noch einmal so richtig die Sau rauszulassen.
Mit vergleichsweise jugendlicher Unterstützung seitens Jason Statham, 38, gelingt der Aufstand alter Männer erstaunlich gut.
Schade nur, dass Jean-Claude van Damme keine Zeit hatte. Aber seit seinem Kritikererfolg mit J.C.V.D. hält sich "Muscles from Bruxelles" bekanntlich für den neuen De Niro.
Als solcher hatte er wohl keine Lust auf einen Old-School-Actionkracher im Geiste der testosterondampfenden Achtziger, als ein Mann noch ein Mann, ein Befehl noch ein Befehl und ein amerikanischer Präsident noch ein reaktionärer Schauspieler war. Als sich muskelbepackte Actionheroen nicht hinter kindischen Comicfiguren-Masken verstecken mußten. Als man Kommunisten, Gauner und Dealer mit einem coolen Einzeiler über den Haufen ballern durfte. Als Frauen noch richtige Frauen waren, also weder kämpfen noch Autofahren konnten und stets gerettet werden mussten. Wo man Computer höchstens als explodierende Requisiten bei Indoor-Ballereien einsetzte.
Apropos Computer: Stallone wurde in Interviews nicht müde zu betonen, wie sehr er CGI verabscheut und echte Stunts liebt. Aber wenn's hart auf hart kommt, greift er doch tief in die digitale Trickkiste. Wie schon in John Rambo ist das großzügig vergossene Filmblut eindeutig digitalen Ursprungs.
War der 2008er-Rambo-Aufguss noch eine One-Man-Show für Stallone, regiert hier so etwas wie ein kameradschaftlicher Teamgeist. THE EXPENDABLES ist ein Ensemble-Film, in dem jeder der alten Haudegen seine fünfzehn Minuten Ruhm hat. Mit Ausnahme von Bruce Willis und des steirischen Gouverators, deren als PR-Gag konzipiertes Gipfeltreffen nur eine knappe Minute dauert, aber als selbstironisches Highlight durchgeht.
Willis über Schwarzenegger: "What's his fucking problem?"
Stallone: "He wants to become president."
Beginnend bei den Nonsens-Filmnamen - Yin Yang, Lee Christmas, Toll Road, Hail Cesar - geht's noch? - regiert ein stellenweise irritierend ironischer Tonfall, der im krassen Gegensatz zum durchaus forcierten Härtegrad steht. Stallone inszeniert den Kampfeinsatz seiner Söldner-Gang als brachiales Gemetzel, das den Killerinstinkt in den toten Seelen der abgestumpfen Profi-Killer weckt.
In der unschlagbaren Logik des Films dient das Morden im Akkord selbstredend einer guten Sache und ist deshalb moralisch gerechtfertigt. Das kann man je nach Geschmack entwaffnend ehrlich oder bemerkenswert deppert finden. Fakt ist aber: Der Film funktioniert. Die weitgehend sinnbefreite Handlung dient lediglich als Aufhänger für ein fettes Actionfest, in dem beinahe non-stop aus allen Rohren geballert, gesprengt und geprügelt wird und (leider digitale) Blutfontänen verspritzt werden.
Und sonst?
Die Close-Ups auf Stallones bis zum Anschlag gestrafftes Gesicht sind eine Leistungsschau der plastischen Chirurgie. Man fragt sich, warum Sly seine Gegner nicht gleich mit Botox-Spritzen niederstreckt. Oder mit den hervorstehenden Adern seiner Anabolika-verwöhnten Unterarme erwürgt.
Aber wir wollen nicht zynisch werden. Man wird ja selbst auch nicht gerade jünger. Eine kleine Gesichtsstraffung hier, ein bissl Fettabsaugen da, vielleicht eine dezente Haartransplantation ... all das würde dem äußeren Erscheinungsbild des Autors dieser Zeilen gewiss auch nicht zum Nachteil gereichen.
Und sollte ich mir je ein Tattoo machen lassen, dann natürlich nur von Chef-Tätowierer Mickey "Cool Tool" Rourke persönlich. Dessen hervorragend gespielter melancholischer Reue-Monolog verleiht Stallones Testosteron-Spektakel so etwas wie eine emotionale Bodenhaftung. Zumindest für einen kurzen Moment. Und dann gilt wieder: Feuer frei!
Andere Männer gehen mit 65 in Pension. Sylvester Stallone versammelt lieber seine schießwütigen Freunde aus glorreicheren Zeiten (aka Eighties) zum großen Gemeinschaftsgemetzel vor der Kamera. Sinnfreies, aber hocheffizientes Tschin-Bumm-Spektakel für Buben jeden Alters.