OT: J.C.V.D.
SATIRE/DRAMA/ACTION: F/B, 2008
Regie: Mabrouk El Mechri
Darsteller: Jean-Claude Van Damme, François Damiens, Zinedine Soualem
Jean-Claude Van Damme ist müde: Die Filmkarriere dümpelt; die letzte Rolle hat ihm Kollege Steven Seagal weggeschnappt ("Er hat versprochen, sich dafür den Schwanz abzuschneiden" - "Häh?" - "Seinen Pferdeschwanz! Sein Markenzeichen! Er hat ihn einfach abgeschnitten"), die Anwälte wollen Geld sehen, und die Taxifahrerin nervt mit ihrem Gequassel. Jean-Claude will schnell etwas Geld abheben, als die Bank überfallen wird. Die Gangster können ihr Glück kaum fassen: Die prominente Geisel wird ihnen gewiss helfen, ihren Lösegeldforderungen Nachdruck zu verleihen...
KRITIK:Selbstentblößung alter Helden, Teil 2. Nach Mickey Rourke in THE WRESTLER will es auch Jean-Claude Van Damme, in den Achtzigern und frühen Neunzigern gefeierter Star unzähliger Vorstadtvideotheken-Prügelfilme (nicht abwertend gemeint; in meiner Jugend hab ich praktisch nichts anderes angesehen), noch einmal wissen. JCVD wurde allseits begeistert aufgenommen und auf diversen Filmfestivals laut beklatscht. Van Damme könne wirklich schauspielern, so der allgemeine Tenor. Was für eine Überraschung!
Höhepunkt des Films ist erwartungsgemäß eine improvisierte Sequenz, in der der mittlerweile 48-Jährige, sichtlich gezeichnet von Alkohol- und Drogenexzessen, Misserfolgen und sexuellen Eskapaden, sein bewegtes Leben Revue passieren lässt: "Was habe ich vollbracht auf dieser Welt? Nichts! Ich habe nichts vollbracht", sagt er mit tränenerstickter Stimme, und man möchte es ihm glatt abnehmen.
Schade nur, dass die zwanghaft kreative Regie dem Star keinen weiteren Auftritt von dieser Intensität zugesteht. Der große Rest des Films erschöpft sich nämlich in einem selbstreferentiellen, Tarantino-artigen Irgendwas von einem Film: Eine möchtegern-originelle Mixtur aus Drama, Satire, Actionthriller und dem Sub-Genre der Banküberfall- bzw. Verhandlungsfilme, die ständig zwischen Zeitebenen und Perspektiven hin- und herspringt und sich dabei unglaublich clever vorkommt.
Während THE WRESTLER, Mickey Rourkes zu Recht gefeierter Comeback-Film unbarmherzig aufs Gefühlszentrum der Zuseher einprügelte und von den ganz großen Themen handelte - von der Einsamkeit, von zurückgewiesener Liebe, von der Unausweichlichkeit des Todes - ist JCVD (der Film, nicht der Schauspieler) schlicht zu cool für Emotionen. Was bleibt, ist ein oberflächliches, leicht nerdiges Filmexperiment, das ästhetisch und formal in den Neunzigern stecken geblieben ist. Aus JCVDs Leben hätte man mehr machen können.
JCVD, gedreht vom jungen frankoalgerischen Regisseur Mabrouk El Mechri, ist eine doppelbödige Tragikomödie über Schein und Schein im Showbiz, die vom gescheiterten Leben eines Actionfilmstars erzählt, der im wirklichen Leben von Bankräubern als Geisel genommen wird. Jean-Claude Van Damme gibt sein Bestes - und spielt doch vergebens gegen ein Tarantino-artiges Drehbuch an, das sich an seiner eigenen Kreativität aufgeilt und dabei das Wesentliche aus den Augen verliert: Emotionen. Trotzdem interessant ...
In diesem Sinne: I'm too old for this shit!"