DRAMA/HORROR: USA, 1995
Regie: Abel Ferrara
Darsteller: Lili Taylor, Christopher Walken, Annabella Sciorra
Die Philosophie-Studentin Kathleen wird auf dem Weg nach Hause von einer Vampirin überfallen und in den Hals gebissen. Es folgt das klassische Vampirismus-Infektions-Martyrium: Rasende Schmerzen, Desorientierung, sexuelle Erregung und ein unstillbarer Durst nach Blut. Der intellektuelle Vampir Peina (Christopher Walken) lehrt ihr, die Blut-Sucht zu kontrollieren. Doch nur für kurze Zeit...
KRITIK:Wenn sich der "zweifelnde Katholik" (Wikipedia) Abel Ferrara an einem Vampirfilm versucht, ist mit allem zu rechnen. THE ADDICTION entstand 1995, zu einer Zeit, als Ferraras Stern als Schöpfer von düsteren Großstadtdramen wie BAD LIEUTENANT oder KING OF NEW YORK allmählich zu sinken begann.
Nichts desto trotz zählt THE ADDICTION zu Ferraras bedeutenderen Werken. Der Titel verrät es schon: Der Vampirismus dient dem Filmemacher als Metapher für Drogensucht. Ferrara, selbst bekanntlich auch nicht gerade ein Freund der Abstinenz, weiß über die komplexen Zusammenhänge zwischen Sucht, Sexualität, Todestrieb und Selbstzerstörung bestens Bescheid.
Darüber hinaus dürfte er ziemlich viel Zeit in der Bibliothek einer philosophischen Fakultät verbracht haben. Mir fällt ad hoc kein weiterer Film ein, in dem dermaßen viel auf hohem Niveau philosophiert wird. Ferrara reflektiert offensichtlich eigene Suchterfahrungen und schließt sie mit Hegel, Wittgenstein, Nietsche und anderen Größen der Geisteswelt kurz. Dazu kommt die Ferrara-typische Dosis an katholischer Ikonographie, die - möglicherweise ein kleiner Spoiler - der gepeinigten Protagonistin einen möglichen Weg zur Erlösung weist.
Ohne jetzt jemandem nahe treten zu wollen: Aber man merkt vielleicht, dass sich THE ADDICTION nicht unbedingt an die blutjungen TWILIGHT-Fangirls (und Boys) richtet. Zielgruppe sind eher geduldige Cineasten (weil: rasend spannend ist der Film leider nicht) mit Blick für ästhetische Schwarz-Weiß-Fotographie und grundsätzlichem Interesse an philosophischen Fragen.
In diesem Sinne: "We drink to escape the fact we're alcoholics. Existence is the search for relief from our habit, and our habit is the only relief we can find.
In expressive Schwarz-Weiß-Bilder getauchtes Vampirdrama mit Schauplatz New York City, das mühelos diverse Gegensätze ineinander vereint: THE ADDICTION ist elegisch und exzessiv, katholizisitisch und karthasisch, philosophisch und leider auch ein bissl verkorkst. Trotzdem ein sehr schöner Film, den sich Fans von Abel Ferrara unbedingt ins Regal stellen sollten.