OT: Twilight
LOVESTORY/TEENIEHORROR: USA, 2008
Regie: Catherine Hardwicke
Darsteller: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Billy Burke
Die siebzehnjährige Schülerin Bella verliebt sich - in einen Vampir ...
Meine Vorraussetzungen, was diesen Film anbelangt, waren ja etwas zwiespältig: Ich liebe Vampire. Und ja, ich mag Romanzen. Aber ich hab so meine Probleme mit Kinderbuch-Adaptionen. Möglichweise bin ich einer der letzten Menschen dieses Planeten, der noch nie einen Harry Potter-Film gesehen hat. Ernsthaft, der naive Buben-Charme des juvenilen Zauberlehrlings prallt seit jeher an mir ab.
Auch vor TWILIGHT, der sagenhaft erfolgreichen Filmadaption der gleichnamigen Jugendbuchreihe von US-Autorin Stephenie Meyer, hab ich mich ein wenig gefürchtet. Zumal dem Film der wenig schmeichelhafte Ruf einer "ideologisch bizarren Biedermeier-Schnulze" (Zitat dasmanifest.com) vorauseilt, die ein Hohelied auf Keuschheit und Enthaltsamkeit singt.
Also schnell ein Mut-Bierchen bestellt - und ab in den Kinosaal. Und siehe da: Alle Vorwürfe stimmen - und doch wieder nicht. Ja, die Beziehung zwischen der attraktiven Schülerin und ihrem leichenblassen Highschool-Nosferatu bleibt rein platonisch, klammert alles Körperliche aus. Und dennoch hat die Regisseurin einiges an unterschwelliger Erotik eingebaut. Darum geht's doch beim Vampir-Mythos: Um sublimierte Sexualität.
Filmisch - und das ist die Hauptsache - ist TWILIGHT allen Unkenrufen zum Trotz eine recht ansprechende Angelegenheit geworden.
Regisseurin Catherine Hardwicke (THIRTEEN) kommt aus der amerikanischen Indie-Szene - was man dem Film auch ansieht. Ihre Ästhetik orientiert sich am amerikanischen Independent-Kino der Achtziger Jahre. Schauplatz ist eine "Twin Peaks"-artige, leicht morbide Kleinstadt im Mittelwesten, deren blasse, nasskalte November-Regenfarben wunderbar mit den bleichen Gesichtern unserer Vampire harmonieren.
Sehr erfreulich auch, dass Catherine Hardwicke absolut keine Lust auf den ganzen inszenatorischen Unfug hat, der gegenwärtig die Leinwände im Mainstream-Genrekino verunstaltet: Also keine Wackelkamera, keine dieser elenden "Beschleunigung-Zeitlupe-Beschleunigung"-Sequenzen, die schon in MATRIX II nervten, und relativ wenig CGI. Interessanterweise fliegen die Vampire auf gutem alten Wirework (= Menschen an Kabeln) durch die Lüfte - dem Eighties-Nostalgiker in mir wird ganz warm ums Herz.
Gewiss - mit einem "echten" Horrorfilm hat TWILIGHT so viel zu tun wie ein "Muse"-Song mit Death Metal. Klar, die Lovestory plätschert schon ein wenig arg belanglos dahin.
Klar gibt's unfreiwillige Komik - diese schmachtenden Blicke des angeblich überirdisch schönen Vampir-Beaus! - die aber vom Publikum (wie erwartet extrem jung) tatsächlich als solche erkannt wurde. Jawohl, es wurde an den richtigen Stellen gelacht.
Klar, der Pathos wird meterdick aufgetragen - was mich komischerweise gar nicht mehr störte. Vielleicht hat das Mut-Bierchen schon seine Wirkung getan? Nein, eines reicht nicht, um sich einen schlechten Film schönzusaufen.
Der Film ist nämlich nicht schlecht. Ernsthaft. Selbst der gestrenge Falter schrieb von einer "Teenieromanze der besonderen Art", die "ganz ordentlich in Szene gesetzt" wurde. Das wollen wir so stehen lassen.
Die sagenhaft erfolgreiche Filmadaption der gleichnamigen Jugendbuch-Reihe überrascht als vor allem visuell sehr hübsch gemachte, wenn auch seeehr jugendfreie Teenie-Vampir-Romanze. Für Genre-Einsteigerinnen, sozusagen. (Das "i" ist absichtlich klein geschrieben :) Oder für männliche Horror-Nerds, die ihre weibliche Seiten entdecken wollen ;-)