OT: La Morte in Diretta
HORROR: ITALIEN, 2003
Regie: Bruno Mattei
Darsteller: Carla Solaro, Carlo Mucari, Gabriele Gori, Anita Auer
Töchterchen aus reichem Haus wird auf dem Parkplatz einer Disco entführt. Die Mutter vermutet nicht zu Unrecht, dass das Mädchen von verbrecherischen Elementen der harten Pornoszene verschleppt worden ist. Als die polizeilichen Ermittlungen im Sande verlaufen, macht sich die Mutter selbst auf die Suche. Sie taucht in eine finstere Halbwelt aus Lack, Leder und lebensgefährlichen Sex ein. Sie tauscht Blowjobs gegen Informationen und letztere führen sie schlussendlich nach Deutschland, wo ein europaweit operierender Pornoring residiert. In Hamburg findet sie ihre Tochter. Allerdings auch die sadistische Frau Doktor Hades, die gerade ein Snuff Movie drehen will -
KRITIK:Frau Doktor Hades Um Gottes Willen! Den Namen muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Und auch den ganzen Film. Wobei - danach könnte man schon das dringende Bedürfnis verspüren, sich zwei Tage lang ununterbrochen die Zähne putzen zu müssen.
In manchen Listen wird LA MORTE IN DIRETTA (aka SNUFF KILLER aka SNUFF TRAP) doch tatsächlich als Giallo geführt. Ist aber absurd. Denn hier haben wir es lediglich mit dem italienischen Rip-off von Joel Schumachers 8 MM zu tun. Wir erinnern uns: In 8 MM ist Nicolas Cage als Privatdetektiv den dunklen Machenschaften skrupelloser Pornoproduzenten auf den Grund gegangen. Hiervon ist LA MORTE IN DIRETTA die Copycat.
Directed by Bruno Mattei, der sich zumindest auf dem DVD-Cover hinter dem Pseudonym "Pierre Le Blanc" versteckt hat. Was zu denken gibt. Schließlich hat Mattei für etliches, was gemeinhin als Vollschund gilt, ohne mit der Wimper zu zucken seinen richtigen Namen hergegeben. Mit seinem schrottigen HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN werde ich mich wohl niemals anfreunden können, und das nicht nur wegen der geklauten Goblin-Musik. Doch ich gebe gerne zu, dass ich mich für andere Arbeiten des inzwischen leider verstorbenen Veteranen des goldenen italienischen Splatterkinos durchaus begeistern konnte.
Seine trashig-kruden RATS waren ja recht pläsierlich, seine Ausflüge ins Frauengefängnis Creme und sein düsterer Nonnenhorror THE OTHER HELL sogar richtig gut. Und natürlich freue ich mich wie ein Schneekönig auf seine Lektion in Exploitation LIBIDO MANIA, die bald von Camera Obscura kommt.
Doch zurück zu LA MORTE IN DIRETTA. Hier bleibt festzustellen, dass es vom billig produzierten Zombiekino der 80er Jahre noch einige Karrierestockwerke tiefer geht. Anno 2003 ist Mattei, dieser alte Mann des europäischen Horror- und Exploitationcinema, fast schon wieder in die Budget-Niederungen des Amateurfilms gestürzt.
Um seine 8 MM-Kopie anzufertigen, hat er den Bodensatz der Laienschauspielkunst und die Stammkundschaft des örtlichen S/M-Swingerclubs vor seiner Digital Video-Kamera (!) zusammengetrommelt. Potenziert durch den billigen DV-Look und den unprofessionellen Darstellern ist der Film letztendlich ein unglaublich schmuddeliges Herumkriechen in der untersten Schublade. Da knallen die Peitschen und die Ohrfeigen. Da wird in Gay-Pornoheftchen geblättert. Da glänzt das frisch gewichste Henkersmaskenleder der muskelbepackten Dominos. Da wimmern die schlecht geschminkten Damen in Ketten. Da heult der gute Geschmack. Und am Ende thront über all den in Latex laminierten Knallchargen Frau Doktor Hades; so absurd ausstaffiert, dass sie fast schon wieder authentisch wirkt.
Der Lohn für soviel rücksichtlose wie widerliche Exploitation? Vernichtende Ratings in allen gängigen Online-Filmdatenbanken und eine glatte Bewertungsverweigerung von "Die Angst sitzt neben dir"-Autor Frank Trebbin. Dabei beeindruckt LA MORTE IN DIRETTA fast schon wieder; mit seinem genüsslichen Suhlen in der Klärgrube des Exploitationfachs. Und er zeigt, was 8 MM uns weitgehend vorenthalten hat. Teilweise ist das zwar relativ deftig, aber vom Schockgehalt heute schon längst überholt. Die Entwicklung ist mittlerweile beim SERBIAN FILM angekommen; oder bei extremen Dokumentationen wie GRAPHIC SEXUAL HORROR. Dagegen ist LA MORTE IN DIRETTA im Grunde schon wieder Ringelpietz von gestern. Und wenn wir ehrlich sind, hat schon in den frühen Siebzigern das ebenfalls die Snuff-Thematik behandelnde LAST HOUSE ON DEAD END STREET mehr verstört. Warum also sollten wir dem SNUFF KILLER seine redlich verdienten drei Punkten vorenthalten?
Wenn Bruno (HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN) Mattei 8 MM kopiert dann kommt LA MORTE IN DIRETTA heraus. Billigste Digital Video-Exploitation, die sich so schmierig anfühlt wie ein auf dem Bahnhofsklo gefundenes Tittenmagazin; die in Sachen Schock & Surprisegehalt aber längst von anderen Snuff- bzw. Bondagemonstern wie A SERBIAN FILM oder GRAPHIC SEXUAL HORROR überflügelt worden ist.
Frank Trebbin war der Film zu eklig und in "Die Angst sitzt neben dir" verweigerte er ihm die Bewertung. Die Frau Doktor Hades wollte ich zwar auch nicht im Bett haben, aber wie immer bin ich großzügig beim Punktevergeben und sage: