OT: Colour from the dark
HORROR: ITALIEN, 2008
Regie: Ivan Zucchon
Darsteller: Debbie Rochon, Michael Segal, Marysia Kay, Gerry Shanahan
Italien während des 2. Weltkriegs: Der Bauer Pietro bewirtschaftet mit seiner Frau und deren geistig zurückgebliebenen Schwester einen abgelegenen Hof. Doch dann kommt etwas aus dem Brunnen - eine unsichtbare, blasphemische Macht, die langsam Besitz von den Menschen auf den Hof ergreift und sie in einen Mahlstrom alptraumhafter Ereignisse reißt…-
KRITIK:Auf dem Cover steht, dass dieser Film auf der Novelle "Der Schatten aus dem All" von H.P. Lovecraft basieren würde. Einspruch, Euer Ehren! Der Film beruht auf Lovecrafts "Die Farbe aus dem All (Colour out of Space)". So steht´s in den Credits und so hat es auch der Verfasser dieser Zeilen gesehen, der ein glühender Verehrer des Werks von HPL und quasi mit den Großen Alten aufgewachsen ist, auch wenn die in dieser Geschichte keine Rolle spielen. Doch nun der Klugscheißmodus auf "off" und die Review auf "on" gestellt:
Vom Publikumsgros (siehe imdb, ofdb) ist Zucchons Streifen offensichtlich nicht begeistert empfangen worden. Was aber nichts daran ändert, dass er in meinen Augen eine recht schmissige Lovecraft-Verfilmung darstellt. Kein Adaptionskoloss wie RE-ANIMATOR oder FROM BEYOND, aber ebenso wenig eine Enttäuschung.
Er krankt allerdings an seinem schmalen Budget und macht es seinen Feinden leicht, mit dem Finger auf die manchmal billig wirkende DV-Optik und die kitschigen CGI-Effekte zu zeigen. Diese Makel sind zwar nicht zu leugnen, können aber mit interessanten Kameraperspektiven sowie gelungener und vor allem schauriger Maskenarbeit an anderer Stelle wieder kompensiert werden.
Und für die Schauspieler, die nicht immer auf der Höhe wirken, hat SAAT DES BÖSEN ja eine Debbie Rochon im Cast - aber zu ihr kommen wir noch. Sprechen wir zunächst von der Atmosphäre, die in einem guten, effektiven Horrorfilm bekanntlich das A und O ist. Und Zucchon kreiert hier eine von der grimmigen, fiesen Sorte; fängt schon in der ersten Minute damit an. Wie das Grauen in Lovecrafts Geschichte ist auch hier jederzeit spürbar, dass ein Alptraum wahr wird und es kein Entrinnen gibt.
Zucchon hat die literarische Vorlage allerdings etwas ummodelliert. War das bösartige Phänomen in Lovecrafts Geschichte noch außerirdischen Ursprungs, so kommt es hier geradewegs aus der Hölle und gibt Zucchon Gelegenheit einige blasphemische Szenarien auszuspielen, die im Buch fehlen. Dass die Handlung des Films in die Zeit des 2. Weltkriegs verlegt wurde, macht sich dagegen nicht wesentlich bemerkbar. Viel mehr zu Buche schlägt die satanische Komponente, die den Ökohorror der Vorlage recht schnell in einen waschechten Besessenheits-/Exorzistenflick kippen lässt.
Hier kommt Debbie Rochon ins Spiel, die Pietros Frau spielt und am heftigsten von den COLOURS FROM THE DARK gebeutelt wird. Debbie Rochon? Bei dem Namen dürfte bei einigen Lesern das Bild eines schwarzhaarigen Troma-Tittenmäuschen, das in Hunderten von Z-Horrormovies die leicht beschürzte Scream Queen gegeben hat, vor dem geistigen Auge entstehen. In SAAT DES BÖSEN hätte ich sie - so ungewohnt ungeschminkt und zugeknöpft - zunächst gar nicht erkannt.
Aber wenn der aus Lichtblitzen bestehende Deibel aus dem Brunnen in sie fährt, wagt sich die inzwischen immerhin 40 Jahre alte Debbie auch wieder in die obligatorischen und (noch ansehnlichen) T&A - Szenen. Und wird dabei ziemlich gotteslästerlich: Denn dann bespuckt sie den Heiland am Kreuz und stellt schlimme Dinge mit ihrem Exorzisten an und beweist der Welt, dass sie nicht nur eine tolle Scream Queen, sondern auch ein Klasse-Demon Babe abgibt.
Sicher rümpfen jetzt einige Lovecraft-Puristen die Nase und fragen sich, wo in dieser offensichtlichen EXORZIST-Kiste denn bitteschön die "Farbe aus dem All" geblieben ist. Die kommt auch noch - ganz gemäß der Feder Lovecrafts - zum Zug und lässt zuerst die Früchte der Felder überdimensional anwachsen und die Menschen wahnsinnig werden, bevor sie zum großen Vernichtungsschlag ausholt…
Hier haben wir es mit einer grimmigen und sehr düsteren Verfilmung von Lovecrafts Kurzgeschichte "Die Farbe aus dem All" zu tun, die deren Ökohorror mit einem waschechten Possession-Flick dämonisiert. Allerdings schmälert ein offensichtlich schmales Budget das Vergnügen, wobei mich eine besessene Debbie Rochon für ein bisschen Billiglook und die kitschige CGI voll entschädigt hat.