OT: Mi-in-do
LOVESTORY: KOREA, 2008
Regie: Yun-su Jeon
Darsteller: Ja-Hyeon Chu, Yeong-ho Joo, Min-sun Kim
Ein kurzes Aufsetzen des Pinselns, rote Farbe zerrinnt, formt die Brustwarze eines badenden Mädchens auf weißem Seidenpapier. Der Pinsel gehört Shin Yun-bok, Tochter des berühmten Hofmalers Shin Han-pyeong. Shin trägt Männerkleider und einen Männernamen, denn zur damaligen patriarchalischen Zeit war es für Frauen ein strenges Tabu sich künstlerisch zu betätigen. Jedoch - ein noch größeres Tabu war wohl die Darstellung von nackten Körpern.
Schon früh ist Shin durch ihr malerisches Talent aufgefallen und es beeinflusst ihren Werdegang: Ihr Bruder nimmt sich deswegen das Leben, sie schafft es (natürlich nur als Mann verkleidet) auf den Dohwaseo, das königliche Malereiinstitut, wo sie von Danwon Kim Hong-do, dem berühmtesten Maler zu jener Zeit als Schüler akzeptiert wird. Dieser unterrichtet sie in den gängigen Techniken und erklärt die üblichen Bilder: Tiger, bewölkte Berge und anständige Adelige.
Shin interessieren diese Motive nicht. Sie möchte gewöhnliche Menschen in ihrer ungekünstelten Form zeichnen und so steht sie auf dem Rücken eines jungen Handwerkers und malt, versteckt hinter einem großen Stein, nackte Frauen beim Baden. Aus Versehen beugt sie sich zu weit vor, die beiden werden entdeckt. Lachend und keuchend flüchten sie, vorbei an blumenüberfluteten Feldern, über eine Brücke. Shin rutscht aus, fällt ins Wasser, lacht. Dabei bemerkt sie nicht, wie das Wasser verräterisch ihre Männerkleider an ihren Oberkörper drückt. Der Handwerker jedoch schon
KRITIK:Zwischen unseren täglichen Dosis Hardcore-Pornographie, Christians Sexploitation-Filmen und Haralds Teenager-Kitsch-Movies a la NEW MOON, sowie anderen Seichtwasser-Liebesfilmchen, gibt es eine Kategorie von Filmen, die heutzutage Seltenheiten sind. Ich rede von richtig erotischen Filmen.
Einen Erotik-Film zu machen, der diese Bezeichnung im positiven Sinne verdient, muss unglaublich schwer sein. Vielleicht fallen mir aus diesem Grund nur eine Simpson-Hand-Finger-voll ein. MIINDO ist einer von ihnen. Er ist voll mit wildem, hemmungslosem Sex, aber ohne je pornographisch zu werden. Er ist unglaublich romantisch, aber dennoch nicht kitschig. Es ist ein Film, den man sich mit der Freundin ansehen kann, ohne sich schämen zu müssen und doch sollte man besser mittels Vorhängen die Einblicke für die Nachbarn verdecken. Eine solche Kategorie von Film ist das also und ich garantiere angenehme, prickelnde Stunden zu zweit.
Der Grund warum dies wohl so gut funktioniert, liegt wohl daran, dass der Film abseits der Liebesgeschichte zwischen Künstlerin und Handwerker auch sonst einiges zu bieten hat: Storymäßig gibt es mehrere interessante Dreiecksbeziehungen, Eifersucht, Rivalität, Tränen; dazu grandiose Bildersprache im Stile von IN THE MOOD FOR LOVE und HERO, opulente Inszenierung, realhistorischen Rahmen.
So hat der Maler Shin Yun-bok tatsächlich gelebt und einige der großartigsten, revolutionärsten Bilder in der koreanischen Kunstgeschichte erstellt (man möge googlen). Frau war er erwiesenermaßen allerdings keine, daher haben sich auch viele koreanische Nationalisten über diesen Film mokiert. Dieses Movie ist aber natürlich als moderne Renaissance der Thematik zu verstehen, quasi eine feministische Sicht der Arbeitswelt in der wir leben.
Der Film basiert auf der Vorlage des Buches "Der Maler des Windes", welches reale historische Fakten mit Fiktion verbindet. Auch die Idee Shin als Frau zu zeigen, stammt von dort. Das Buch war in Korea ein dermaßen gigantischer Erfolg, so dass die dortigen Museen, die Bilder von Shin Yun-bok besaßen, sich plötzlich mit dermaßen großen Anstürmen von Besuchern konfrontiert sahen, dass sogar Besucherschlangen über angrenzende Straßen logistisch verteilt werden mussten. Eine TV-Serie und dieser Film waren nur logische Konsequenz auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen
Zündet Euren Wohnzimmerkamin an, lasst die Holzscheite leise knistern, holt Euch die große Kuscheldecke, startet den Beamer und genießt mit diesem Film die erotischste Film-Erfahrung seit IN THE MOOD FOR LOVE. Und als besonderes Filmtipps.at-Service gibt es für Single-Damen kostenlose Privat-Vorführungen bei mir zuhause. Jaja.