OT: The Panic Room
THRILLER: USA, 2002
Regie: David Fincher
Darsteller: Jodie Forster, Kirsten Stewart, Forest Whitaker, Jared Leto
David Finchers sperrt in seiner fünften Regiearbeit eine Mutter mit ihrer an Diabetes leidenden Tochter in einen hochsicheren, mit Stahl ummantelten Panikraum, vor dessen Tür ein Verbrecher-Trio lauert, das sich unbedingt Zugang zum Raum verschaffen muss. Ein Ringen um diesen Zufluchtsraum, der inmitten eines alten Gebäudes installiert ist, beginnt...
KRITIK:...mehr braucht man von der Dramaturgie und dem Plot dieses Filmes kaum zu verraten. Die einzigen Anstrebungen, die der nämlich im Sinn hat, sind offensichtlich. Es geht um Eskalation und Konfrontation und dem Verlangen nach einer um jeden Preis schnörkellosen Spannungskurve. Ansonsten aber gibt es: keine Subplots, kein Doppelterboden, keine weiteren gefährlichen Spielräume, in die sich die Handlung einnisten könnte, und auch keine zu vermittelnde Botschaft; Plakativität ist das oberste Gebot in "Panic Room". Gerade dieses einfache und simple Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch den kompletten Film, der damit im Hinblick auf das Oeuvre des Regisseurs leider die einzige wirklich neue Erkenntnis transportiert, dass sich David Fincher auch mit konventionellen, inhaltlich uninteressanten und plakativen Filmen abgeben kann. Das Gesamtergebnis ist ein abgeklärter, leidenschaftslos routinierter Thriller, der in faden 107 Minuten altbekannte Versatzstücke, Klischees und ausgelutschte Genre-Elemente wiederaufbereitet und wenig originell variiert.
Kurzum: Die Crux, der das Nichtfunktionieren von fast allem an diesem Fincher-Film geschuldet ist, ist die ratlose Haltung des Films zu seiner eigenen Geschichte - und nicht zuletzt auch seine Ideenlosigkeit. Mit wenigen Zügen hätte man hier die Rahmenbedingungen skizzieren können, wo nach sich Fincher dann ganz dem Spannungsaufbau, also der Zuspitzung der Situation, hätte widmen können. Aber dafür, dass "Panic Room" so einfach wie möglich kalkuliert, macht es sich der Film unnötig schwer, da nicht nur dem spannungsfördernden Katz- und Mausspiel Aufmerksamkeit aufgeopfert wird, sondern auch den Interessenkonflikten der drei Kriminellen.
Wenn der Film dann bemüht immer wieder seine Schwerpunktverlagerungen vom Katz- und Mausspiel zu den Problemen der drei Gangster konzipiert, mangelt es allen voran an Glaubwürdigkeit. Fungierten diese drei Charaktere zunächst nur als Marionetten des Drehbuchs, die sich wenig kunstvoll über das filmische Schachbrett schieben lassen mussten, soll man ihnen in der Folge plötzlich Ängste und charakteristische Wandlungen abnehmen. Unglücklicherweise funktioniert dies aber nur allzu selten, weil sich die Schauspieler immerzu aufs Westernklischee besinnen: Da gibt es den Guten, der nicht mit ansehen kann, wie Mutter und Tochter exekutiert werden sollen. Und der Böse, der aus der Bronx kommt und als einziger bewaffnet ist und eine Skimaske trägt. Diese Idylle wird dann nur noch durch einen unberechenbar dummen, impulsiven Krauskopf gebrochen, der glaubt, es sich erlauben zu können, seine beiden Partner übers Ohr zu hauen.
Im Klartext heißt das: hier windet sich die Spirale genauso konsequent wie reaktionär nach der uralten Figurenkonstellation des Westerns: the good, the bad and the ugly.
Nehmen wir die Anfangsszene: Für die Geschichte bekommt diese nie eine nennenswerte Rolle; sie ist höchstens von marginalem Interesse und wirkt eher wie ein komplett sinnentleerter Vorschub, der in diesem Thriller die klassische Rolle der Einleitung übernimmt. Hiermit macht es Fincher dem Zuseher und vor allem sich selbst besonders einfach; zwar wird so inhaltlich kaum Relevantes zuwege gebracht, dafür den Charakteren ein nichtssagender, anbiedernder Epilog verpasst, mit dem "Panic Room" sich quasi selbst die Erlaubnis erteilt, seine Figuren, und deshalb auch seine Schauspieler, im Regen stehen zu lassen.
Dass wir bei einem solch dubiosen Einsatz von Konventionen und Stilmitteln dann fragend zurückgelassen werden, geschieht in "Panic Room" nicht selten. Dafür zahlt der Film aber wiederum einen hohen Preis: mit dem Bemühen um öde Hollywood-Standards bremst sich "Panic Room" gnadenlos selbst aus. Diese Szene ist deshalb freilich Entlarvung und Sinnbild zugleich: "Panic Room" fehlt es in jeder Einstellung an Herzblut, an Liebe und an echten Ambitionen.
Nach dem kontroversen FIGHT CLUB hätte alles kommen dürfen - nur nicht PANIC ROOM. Finchers fünfte Regiearbeit ist eine stinknormale, seelenlose Routinearbeit. So aufregend die Visualisierung bisweilen sein mag, so bemitleidenswert schauen hier die gelangweilten Schauspieler aus der Wäsche.