OT: Il Mostro di Firenze
GIALLO / TRUE CRIME: ITALIEN, 1985
Regie: Cesare Ferrario
Darsteller: Leonard Mann, Bettina Giovannini, Federico Pacifici, Francesca Muzio
Zwischen 1968 und 1985 hat das "Monster von Florenz" beinahe zwei Jahrzehnte lang immer wieder Liebespärchen bestialisch getötet und war somit verantwortlich für einen in Italien beispiellosen Fall von Serienmord
KRITIK:Wer das hierzulande beim Ehrenwirth Verlag erschienene Sachbuch des damals ermittelnden Commissario Michele Giuttari zum Fall des so genannten "Monster von Florenz" kennt, weiß nicht nur, dass der gute Mann sich gerne selbst beweihräuchert, sondern auch dass diesen tatsächlich passierten Verbrechen Stoff für gut und gerne drei hyperbrutale völlig abartige Serienkillerflicks innewohnt. Und jeder einzelne davon könnte wohl selbst einen üblen Gesellen wie den NEW YORK RIPPER wie einen Waisenknaben aussehen lassen, denn was Giuttaris Ermittlungen ergeben haben, ist der Realität gewordene Horrorschocker. Denn damals in den florentinischen Backwoods scheint es zugegangen zu sein wie bei Hewitts in Texas. Nur schlimmer und noch viel verkommener. Und das Schreckliche ist leider keine Fiktion geblieben.
Nach einer Verhaftung Anfang der Neunziger kamen die pikanten Hintergründe des "Monster von Florenz" nach und nach ans Licht - perverse Sexkulte, schwarze Messen, Genitalverstümmlungen und der sich aufdrängende Verdacht, dass in Florenz nicht nur ein Monster, sondern eine ganze Monsterherde umgegangen ist
Well, als diese Fakten bekannt geworden sind, war Cesare Ferrarios IL MOSTRO DI FIRENZE schon längst im Kasten und bereits wieder - als jämmerlicher Flop gebrandmarkt - im Filmsumpf der Vergessenheit entschwunden. Bedeutet im Klartext: Als Ferrario seinen Film über die Verbrechen des "Monsters" gedreht hat, waren diese noch gar nicht aufgeklärt. Bedeutet weiterhin, dass der Täter und sein Hintergrund, wie er in vorliegendem Film dargestellt wird, lediglich auf einer spekulativen Theorie der Drehbuchautoren beruht; und die hat sich im Nachhinein auch noch als grottenfalsch erwiesen. Doch wir wollen an dieser Stelle Ferrario und seinen Schreibern keinen Strick daraus drehen, dass sie nicht hellsehen können. Und: schließlich kennt man einige True Crime-Stücke, die auf unbestätigten Theorien fußen - FROM HELL, MEMORIES OF MURDER oder ZODIAC -; und die konnten trotzdem fesseln.
Da sind auch ein paar düstere Momente in NIGHT RIPPER. Bei ein, zwei Gelegenheiten bewegen sich die Dinge sogar leicht in Richtung Schmuddelecke. Und eine gewisse Sorgfalt bei der Inszenierung will ich dem Regisseur gar nicht absprechen. Doch was hilft das alles, wenn der Film keine funktionierende Struktur besitzt? Wenn man sich zwischen Gegenwart, Rück- und Vorschauen hoffnungslos verheddert? Wenn es in 96 Minuten nicht glückt, auch nur den kleinsten Funken Spannung zu entfachen? Wenn jeder Mord nach dem gleichen blutarmen und völlig unspektakulären Schema abläuft? Wenn die Methode des Killers - grundsätzlich erschießt er seine Opfer - den deutschen Titel NIGHT "RIPPER" zwar Lügen straft, aber man den Titelschmieden keinen Vorwurf machen kann, weil bei den konsequent in stygische Finsternis gehüllten Mordszenen ohnehin keine Sau ein Detail geschweige denn die Tatwaffe erkennen könnte!
Wenn man als Tätermotiv mit dem alten Serienkillerklischee vom impotenten Muttersöhnchen schockieren will und im Nachhinein von der bitteren Realität verspottet wird, weil die sich als noch viel ungeheuerlicher herausstellt? Im Prinzip ist Ferrarios NIGHT RIPPER nicht mal richtig schlecht. Er ist nur entsetzlich belanglos und erschreckend entbehrlich. Und das ist noch schlimmer
NIGHT RIPPER ist ein True Crime-Giallo, der grottenfalsche Theorien über das "Monster von Florenz" aufstellt. Was verzeihlich ist, denn die berüchtigte Verbrechensserie wurde erst in den Neunzigern (ansatzweise) aufgeklärt, während Ferrario seinen Film bereits 1985 vollendet hat; in einer Zeit also, wo Identität und Motivation von "Il Mostro" noch völlig im Dunklen lag. Unverzeihlich ist allerdings das Resultat; denn der Film ist an Belanglosigkeit kaum zu überbieten.