HORROR: USA, 1973
Regie: Willard Huyck
Darsteller: Mariana Hill, Michael Greer, Joy Bang, Anitra Ford
Hätte die hübsche Arletty nur auf die Warnungen in den seltsamen Briefen ihres Vaters gehört und wäre der kleinen Küstenstadt Point Dune ferngeblieben. Dabei hat er doch erzählt vom "Blutmond" und "dem Dunklen Fremden", vom Bösen, das alle 100 Jahre in Point Dune einkehrt und Besitz von dem Ort und seinen Einwohnern ergreift. Doch nun erfüllt sich der Fluch und Arletty sowie drei weitere Personen finden sich unter lebenden Toten in einer alptraumhaften Stadt wieder -
KRITIK:Strike! Was für ein grandioses Stück Weirdo-Horror! Kommt daher wie ein unheimlicher (Atmosphäre-)Drilling von Herk Harveys CARNIVAL OF SOULS aus dem Jahr 1962 und dem Frühachtziger-DEAD & BURIED und ist zeitlich etwa in deren Mitte verortet. MESSIAH OF EVIL stammt nämlich aus den frühen 70ern - eben jenem Jahrzehnt, wo man sich in schöner Regelmäßigkeit einen Dreck um Genreschablonen geschert und mit wenig Geld viel Atmosphäre erzeugt hat.
Er ist etwas kauzig, der MESSIAS DES BÖSEN, zugegeben, aber verdammt, dieses merkwürdige (und blutdurstige) Dorfvolk von Point Dune ist creepy as Hell! Während eine bizarre Figur - ein hühnenhafter Wagner hörender Albino, der seine Ratten am liebsten lebendig, roh und crunchy mag - ab und an sogar spricht, ist der ganze Rest der Dörfler eine einzige schweigende, nachtmahresque Masse, die bei zwei Gelegenheiten einen Supermarkt und einen Kinosaal in eine nachhaltig verstörende Alptraumlandschaft verwandelt. Kleinere Längen hie und da kratzen kaum am Lack, wenn sich ein Film so stimmig beunruhigend in dunklen, irrationalen Sumpflöchern suhlt wie dieser hier.
Ebenso stört nicht, dass der Plot wenig nachvollziehbare Erklärungen für die Geschehnisse liefert. In Alpträumen sind die Gesetze der Logik außer Kraft gesetzt und MESSIAH OF EVIL ist auf der Gefühlsebene ein waschechtes Nightmare Movie. Film gewordene Alptraum-Atmosphäre. Wie auch die eingangs erwähnten CARNIVALS OF SOULS und DEAD & BURIED. Und natürlich - die State of the Art- SUSPIRIA.
Apropos: In Sachen Optik, Farben und Ausleuchtung hat sich Regisseur Willard Huyck von italienischen Meistern wie Bava inspirieren lassen. Bilder in Blau. Bilder in Rot. Der Nachtmahr hat eine visuelle Linie. Und neben den ständig bedrohlichen und gespenstischen Geräuschen auf der Tonspur gibt es dort noch die bis ins Mark gehende Geisterbahnmusik von Phillan Bishop.
Ob MESSIAH OF EVIL noch etwas für die SAW-Generation ist, weiß ich nicht. Aber Horrorfilmfans, für die die Genregeschichte nicht erst bei Jigsaw und Freddy vs. Jason beginnt, sollten sich unbedingt nach Point Dune wagen. Zu dem Albino. Zu den merkwürdigen Küstenbewohnern. Und zum Blutmond. In diesem Sinne: "Kiss tomorrow goodbye!"
Ein Mond wie Blut am Himmel und sein Licht fällt auf eine düstere Küstenstadt mit verdammt unheimlichen Bewohnern - Der unheimliche Drilling von CARNIVAL OF SOULS und DEAD & BURIED heißt MESSIAH OF EVIL. Man schlafwandelt durch einen Alptraum. Man bekommt wenig plausible Erklärungen für das Geschehen, als Entschädigung einen Gratisbesuch in einem der unheimlichsten Kinos der Filmgeschichte. Ein waschechtes Nightmare Movie haben wir hier. Kauzig, merkwürdig und mehr als einmal richtig schaurig.