OT: Mørkets øy
PSYCHOTHRILLER: NORWEGEN, 2009
Regie: Trygve Allister Diesen
Darsteller: Sofie Gråbøl, Paul-Ottar Haga, Sina Langfeldt, Martin Slaatto
Ein beschissener Tag für Julie. Zuerst verliert die junge Lehrerin ihren Job und dann erwischt sie auch noch ihren Lebensgefährten in flagranti mit der besten Freundin. Wenn das kein Grund ist, dem dänischen Kopenhagen den Rücken zu kehren und nach Norwegen überzusiedeln. Doch zu ihrem Verhängnis entscheidet sich Julie auf der INSEL DER FINSTERNIS zu unterrichten; wo immer wieder junge Schulmädchen ums Leben kommen und die gesamte seltsame Inselgemeinde offenbar kein Interesse daran hat, deren Schicksale aufzuklären. Etwa aus dem Grund, weil man darüber bereits allzu gut Bescheid weiß?
KRITIK:Sofie Gråbøl ist eine Herzdame des modernen skandinavischen Psychothrillers der ersten Stunde. Schließlich war sie schon die weibliche leading role im Bornedal-Klassiker NACHTWACHE und sorgte jüngst als Kommissarin Lund für einen Qualitätsquantensprung im deutschen TV-Programm.
Zwölf Jahre zuvor war sie mit der ihr eigenen natürlich-sympathischen Art geradezu prädestiniert für die Rolle der jungen Lehrerin Julie, die als Außenstehende in einen Kreis eingeschworener/verschworener Inselbewohner bricht, die offensichtlich ein dunkles Geheimnis hüten. Jedenfalls scheint den jungen Mädchen auf dieser Insel kein glückliches und schon gar kein langes Leben beschieden zu sein.
Nicolaj Scherfigs böses Drehbuch gibt nach einer morbiden Pre-Opening-Sequenz zunächst ein bedächtiges, ruhiges Tempo vor und führt uns ganz langsam in Gewässer, die wir niemals so dunkel, abgründig und gefährlich erwartet hätten. Nach einer stimmigen, aber gemächlichen ersten Halbzeit ohne krude Paukenschläge (aber dafür mit zarten Liebesbanden), wirken die fiesen Überraschungen der zweiten Hälfte nur umso heftiger.
Nicht effekthascherisch, sondern beinahe ansatzlos und knochentrocken werden uns dann zwei garstige Szenen sexueller Gewalt vor den Bug geschossen, bevor uns die Auflösung endgültig in die Abgründe eines Alptraums führt, dessen Schnittmenge irgendwo zwischen LAURIN, TANNÖD und THE WICKER MAN liegt. Die fiese Pointe am Ende ist zwar nicht neu, aber passend. PS: INSEL DER FINSTERNIS hieß 2003 in seiner ersten DVD-Auflage noch INSEL DER DUNKELHEIT, hat aber in den Jahren nichts an Reiz verloren.
Dieser zunächst trügerisch ruhige Thriller aus Norwegen nimmt 40 Minuten Anlauf, bevor er sich mit einem Kopfsprung in die finstersten Abgründe verschworener Dorfgemeinschaften stürzt und dort Alpträume a la THE WITCHES, LAURIN und THE WICKER MAN auslotet.