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Horrors of Malformed Men

Horrors of Malformed Men

OT: Edogawa Rampo zenshu: kyofu kikei ningen
HORROR/SEXPLOITATION: JAPAN, 1969
Regie: Teruo Ishii
Darsteller: Teruo Yoshida, Tatsumi Hijikata, Minoru Ohki, Asao Koike

STORY:

Ein Medizinstudent findet sich in einer Irrenanstalt wieder. Da er sich geistig gesund wähnt, argwöhnt er einer Verschwörung zum Opfer gefallen zu sein. Aus diesem Grund flieht er eines Nachts aus der Klapsmühle, und macht sich auf die Suche nach denjenigen, die ihn in diese prekäre Lage gebracht haben. Als Anhaltspunkte hat er lediglich die Erinnerung an ein Wiegenlied und eine geheimnisvolle Insel. Doch bevor er seinen Bestimmungsort, eine von Missgestalteten bewohnten und von einem Wahnsinnigen beherrschten Insel erreicht, nimmt er den Platz eines Toten, der ihn zum Verwechseln ähnlich sieht, ein und kommt langsam, aber sicher einem finsteren Geheimnis auf den Grund…

KRITIK:

Ein verrückter Wissenschaftler mit Spinnweben(!)händen, der auf einer Insel gesunde Menschen zu missgestalteten Freaks umoperiert; zu sehen in einem Film, der in Japan Jahrzehnte lang verboten war? Erster Gedanke: Cooler, kranker Plot. Zweiter Gedanke: Den muss ich haben!

Gedacht, gekauft. Und hier meine Eindrücke: HORRORS OF MALFORMED MEN ist ein sehr obskurer Film, dessen Handlung aus mehreren Kurzgeschichten des japanischen Horrorautors Rampo zusammengewürfelt wurde. Und das Ergebnis sieht… tatsächlich zusammengewürfelt aus.

Soll heißen, dass hier die unterschiedlichsten Motive ohne Rücksicht auf Verluste in einen Topf geschmissen wurden, um daraus eine (im Resultat konfuse) Geschichte zu erzeugen. In erster Linie ist der Film eine Mischung aus Tittenrevue und Freakshow. Wobei Regisseur Ishii (SHOGUN´S JOY OF TORTURE, BOHACHI BUSHIDO) der weiblichen Brust eindeutig mehr Großaufnahmen zugesteht als den Freaks.

Die Insel der Deformierten dürfen wir nämlich erst weit in der zweiten Halbzeit des Streifens betreten. Zuvor steht die Odyssee unseres Helden aus der Gummizelle heraus hinein ins Haus des verstorbenen Doppelgängers, dessen Identität er kurzerhand annimmt und sich so zwischen die Schenkel der Frau und der heimlichen Geliebten des Toten schummelt.

Dies ist noch der spannendste und unterhaltsamste Teil der Handlung, die uns im weiteren Verlauf auf die oben erwähnte Insel des verrückten Zausel mit den Spinnwebenhänden führt, der dort ein bizarres Imperium der Missgestalteten errichtet hat. Auf dem Eiland warten einige toll fotografierte, groteske Szenarien auf uns, die die Entwicklung des japanischen Films hin zu kranken Dingen wie GUINEA PIG zumindest mal leise andeuten:

Die Trennung von siamesischen Zwillingen (Spinnwebenfinger hat einen total entstellten Mann an den Rücken einer wunderschönen Frau genäht und unser Held darf die beiden unfreiwilligen Geschwister nun operativ trennen), ein kurzes und krudes Stelldichein mit einer Leiche und vielen Krabben, was in indirektem Kannibalismus mündet und dann noch eine völlig unpassend in den Film geschmissene Szene, wo ein geschminkter Perverser in Frauenkleidern die Brüste eines Schulmädchens mit einer Klinge bearbeitet.

So extrem wie es sich vielleicht liest, ist HORROR OF MALFORMED MEN aber dann doch nicht. Für sein Entstehungsjahr (immerhin 1969) hat der Film sicherlich ein paar bemerkenswerte Tabubrüche in petto - und manches davon wirkt auch heute noch krude -, aber ebenso hat er seine unfreiwillig komischen Szenen, die letztendlich in einem absolut trivialen Krimifinale eskalieren, in dem sich eine unauffälliger Nebenrolle plötzlich als blitzgescheiter Undercovercop outet und im Stile eines COLUMBO mal kurz zwei Mörder überführt, bevor es zum megatrashigen Endspurt mit dem griechisch-tragischen Aus einer inzestuösen Liebe geht. Und diese endet in einem Feuerwerk aus lächerlich umherwirbelnden Körperteilen.

Horrors of Malformed Men Bild 1
Horrors of Malformed Men Bild 2
Horrors of Malformed Men Bild 3
Horrors of Malformed Men Bild 4
Horrors of Malformed Men Bild 5
Horrors of Malformed Men Bild 6
FAZIT:

Sexploitation-Hohepriester Ishii verfilmt Kurzgeschichten des hierzulande wenig bekannten japanischen Kriminal- und Horrorautoren Edogawa Rampo (1894-1965). Da er gleich mehrere davon in HORRORS OF MALFORMED MEN gepackt hat, macht den Film letztendlich zu einer konfusen Angelegenheit. Für den wagemutigen Teil der Leserschaft dürfte der Streifen dennoch interessant sein, denn der Name Ishii bürgt schließlich auch für visuell anspruchsvolle (S)-Exploitation.
Und insbesondere auf der Insel der MALFORMED MEN zeichnet der Japaner groteske wie einzigartige Bilderlandschaften für die Freunde des Surrealen.

WERTUNG: 7 von 10 hungrigen Krabben
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Johannes | 17.03.2009 07:17
Holla, gegen Ishii wirkt Franco imho wie ein Ehrenmitglied im Emma-Vorsitz. :D
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