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Herzen

Herzen

DRAMA: F, 2007
Regie: Alain Resnais
Darsteller: Sabine Azéma, Lambert Wilson, André Dussollier, Pierre Arditi

STORY:

Liebes- und Lebensepisoden von sechs einsamen Pariser Herzen im Winter.

KRITIK:

Ich sag nur Alain Resnais! Kennt aber leider vermutlich kein Mensch. Ich werde euch ein wenig auf die Sprünge helfen. Alains Resnais ist einer der französischen "Nouvelle Vague" Regisseure, ein lebender Filmgott, dem wir zwei bahnbrechende Meisterwerke der Filmhistorie zu verdanken haben, "Hiroshima mon Amour" und "La Guerre est passé/ Der Krieg ist vorbei", der aus seinem Filmolymp zu uns Hollywoodverblödeten herabgestiegen ist, um uns zu zeigen wie ein Film auszusehen hat. Oder wie das Magazin profil so treffend geschrieben hat: Avantgarde vergeht nicht.

Soweit meine Erwartungen, die allerdings durch etliche nichtssagende Kritiken gedämpft wurden. Deshalb dachte ich, der Film ist wohl nicht gut, aber die Verehrung für den Regisseur so groß, dass sich keiner etwas zu sagen traut. Ich ging also mit gedämpften Erwartungen in den Film. Und siehe da, ich wurde eines besseren belehrt: Der Film ist brilliant, aber er ist sehr eigenartig, er widerspricht unseren Sehgewohnheiten. Genau so liebe ich es ;-)

Sechs im Grunde konventionelle Geschichten werden völlig verfremdet und gerade dadurch wesentlich authentischer. Die Stimmung kippt zwischen melancholisch und satirisch, die meisten Bilder sind in einen Schleier getaucht, es schneit ununterbrochen, ab und zu sogar im Inneren der Räume, das Licht passt zu den Stimmungen der Figuren, der ganze Film ist im Studio aufgenommen, die Räume sehr bunt und dementsprechend artifiziell, aber das lenkt nicht ab, sondern erhöht die Konzentration auf die Figuren.

Wie sagte Picasso einmal: "Die Kunst ist eine Lüge, aber sie hilft uns die Wahrheit besser zu verstehen." Gerade diese völlige Künstlichkeit lässt die Figuren derartig wahrhaftig erscheinen. Es geht um lauter einsame, ganz alltägliche Menschen, die in der Konvention und in der Einsamkeit gefangen sind, und es nicht mehr schaffen sich daraus zu befreien.

Nur eine Figur hat sich sozusagen ihre Nische geschaffen, die sehr religiöse Charlotte, die so gut sie kann Taten setzt, um den anderen das Leben zu versüßen und dabei über ihren Heiligenschein springt. Es ist dies wohl Glaube in seiner besten Form, wozu mir der Philosoph Pascal einfällt, der meinte, egal ob es Gott nun gibt oder nicht, es kann nicht verkehrt sein ein christliches Leben zu führen. Als Ungläubiger kann man da schon ein wenig eifersüchtig werden...

Herzen Bild 1
Herzen Bild 2
Herzen Bild 3
Herzen Bild 4
FAZIT:

Poetischer filmischer Reigen, dessen Qualitäten im Grunde sehr schwer in Worte zu fassen sind, da Regiegroßmeister Alain Resnais einmal mehr demonstriert, dass Film eigentlich eine andere Sprache als die verbale benutzt, dass die Bilder eigentlich eine Geschichte erzählen sollten. Erstaunlicherweise gelingt dies vorzüglich, obwohl dies die Adaption eines Theaterstückes ist. Meine schwerste Empfehlung!

WERTUNG: 8 von 10 Schneeflocken
TEXT © Ralph Zlabinger
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