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Vollmondnächte

Vollmondnächte

OT: Les Nuits de la pleine lune
LIEBESFILM: F, 1984
Regie: Eric Rohmer
Darsteller: Pascale Ogier, Tchéky Karyo, Fabrice Luchini

STORY:

Das Liebesleben der jungen Louise, die sich nicht entscheiden kann, ob sie die wohltuende Gefangenschaft einer Beziehung oder die vogelfreie Anarchie der Einsamkeit bevorzugt.

KRITIK:

Eric Rohmer, Spätstarter der französischen Nouvelle Vague, ist auch einer der Regisseure, dessen Filme unverkennbar sind. Sein Markenzeichen sind die meistens endlos langen Dialoge seiner Figuren, die von Selbstreflexion und philosophischen Betrachtungen durchsetzt, versuchen, sich den Paradoxien der Liebe (und manchmal auch anderen Themen) anzunähern und diese zu entschlüsseln.

Ach die Liebe... Die ist ja nicht das Problem. Alles rundherum schon eher. Denn der Mensch lebt nicht von Liebe allein. Man braucht Freiheit. Man will Freiheit schenken. Man kann aber dann die Einsamkeit nicht vertragen. Dann muss man streiten. Dann gibt man noch mehr Freiheit (zumindest wenn man Franzose ist;-), aber das kommt einem dann schon sehr verkrampft vor.

Und irgendwann verliebt man sich dann in jemand anderen. Oder schläft zumindest mit ihm, um die Beziehung zu retten, damit es nicht zu eng wird. Und dann bereut man das, dann erst merkt man was man hatte, aber dann ist es vielleicht schon zu spät. Denn wenn sich da keiner unterwirft (oder kein Kind kommt), dann geht es aber ruckzuck mit dem traurigen Ende.

Es sei denn natürlich man ist ein Franzose, denn in einem interessanten Buch habe ich mal gelesen, dass der französische Kulturcode für Liebe Genuss ist, und die das daher nicht so ernst nehmen. Und das tun sie auch nicht, denn die Devise lautet Lustmaximierung und nicht Lustvernichtung. Die Franzosen scheinen die Ökonomen der Liebe zu sein...

Trotzdem wirken diese Figuren und ihre Handlungsmotive nicht befremdlich auf uns, ganz im Gegenteil. So sehr es einem leicht fiele, sich über das "typisch" Französische (falls es so etwas überhaupt gibt) lustig zu machen, so verdammt nahe ist dieser Film an der Realität jeder Liebesbeziehung. Er handelt vom alltäglichen, unlösbaren Problem, das meistens entsteht, wenn die allererste Verliebtheitsphase einmal überwunden worden ist:

Von der Unmöglichkeit wieder zu sich selbst zu finden ohne dabei den anderen zu verletzen, da dieser seine Selbstfindung natürlich auch nur aus seiner Sicht und in seinem Tempo erfährt. Denn man braucht den anderen immer dann, wenn dieser gerade für sich selbst sein möchte und braucht ihn nicht, wenn er so eine abhängige Klette ist, denn manchmal muss man eben auf sich selber schauen. Vor allem in einer Gesellschaft, wo die Individualität und die eigenen Bedürfnisse sehr groß geschrieben werden. Aber wie heißt es so schön: Man darf sein Glück nicht von anderen abhängig machen. Nach diesem Film ist man vielleicht gewillt darüber einmal eingehender nachzudenken.

Vollmondnächte Bild 1
Vollmondnächte Bild 2
Vollmondnächte Bild 3
Vollmondnächte Bild 4
FAZIT:

Ironisch-leichtfüßiges aber dann doch auch nachdenkliches und erstaunlich komplexes Liebesdrama über die Unmöglichkeit eine glückliche Beziehung zu führen. Doch diese scheinbar triste Aussage wird mit viel französischer Lebensweisheit gewürzt, da diese zeigt, dass man nicht Opfer, sondern Mitspieler ist. Manchmal gewinnt man, und manchmal verliert man eben...

WERTUNG: 8 von 10 Seitensprüngen
TEXT © Ralph Zlabinger
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